Nie wirst du vergessen
gestern Abend, aber die
Kinder waren nicht da, und mein geschiedener Mann wollte uns nicht sagen, wo
sie sind. Er riet uns ab, in die Schule zu gehen. Alicia würde heute
fehlen."
Die blauen Augen Pater McDougals verdunkelten sich. Er
rief die Schulsekretärin zu sich und fragte: „Miss Swanson, ist die
Anwesenheitsliste der ersten Klasse schon fertig?"
„Noch nicht. Wegen der Grippe fehlen heute viele
Schüler", erklärte die Sekretärin. Der Priester entließ sie und wandte
sich an Lauren.
„Können Sie beweisen, dass Sie Alicias Mutter sind?
Sie verstehen sicher, dass ich vorsichtig sein muss."
Lauren war darauf vorbereitet und nahm einen großen
Umschlag mit der Geburtsurkunde, dem Gerichtsbeschluss über das Sorgerecht und
einigen Familienfotos aus der Handtasche. Den Umschlag und ihren Ausweis
reichte sie Pater McDougal.
Er überprüfte alles und fragte, ob er die Dokumente
behalten dürfe, was Lauren natürlich bejahte.
„Danke." Der Priester lächelte. „Am besten gehen
wir jetzt zu Alicias Klasse und schauen nach, ob Ihr Mädchen da ist."
Auf dem Weg durch den langen Korridor zum
Klassenzimmer hielt Zachary Lauren fest am Arm. Sie bemühte sich sehr, gefasst
und ruhig zu bleiben und auf eine weitere Enttäuschung vorbereitet zu sein.
Doug hatte Alicia wahrscheinlich gar nicht zur Schule geschickt.
Pater McDougal blieb vor einer Tür stehen. „Dies ist
die erste Klasse von Schwester Angela. Würden Sie bitte einen Moment hier
warten? Ich hole Älicia heraus."
Lauren lehnte sich an die Wand und wartete mit
klopfendem Herzen. Der Priester kam bald zurück und schaute Lauren mitleidig
an. „Alicia ist heute leider nicht zum Unterricht erschienen."
„Das überrascht mich nicht. Doug wird alles tun, um
sie von mir fernzuhalten", sagte Lauren unglücklich.
„Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, lassen Sie es
mich bitte wissen."
Zachary nahm Pater McDougal sofort beim Wort. „Ja, Sie
können etwas tun. Falls Alicia wieder zur Schule kommen sollte, oder falls Sie
mit Doug sprechen, rufen Sie mich bitte an. Hier ist meine Karte. Wir bleiben
noch einige Tage in Twin Falls. Danach erreichen Sie mich in Portland."
„Das will ich gern tun", erwiderte der Priester.
Lauren und Zachary verabschiedeten sich und stiegen
ins Auto.
„Jetzt werden wir Doug noch einmal aufsuchen",
sagte Zachary grimmig. „Ich muss ihn noch mehr unter Druck setzen. Er scheint
sich des Ernstes seiner Lage nicht bewusst zu sein."
„Das hast du doch gestern schon getan", wandte
Lauren ein, die wenig Hoffnung hatte.
„Das stimmt. Aber inzwischen hat er genügend Zeit
gehabt, sich alles zu überlegen und ins Schwitzen zu geraten. Vielleicht
dämmert ihm allmählich, dass er einen viel zu hohen Preis zahlen müsste. Und da
möchte ich noch ein bisschen nachhaken."
Das kleine Haus sah so verlassen aus, dass Lauren erschrak.
„Er ist wahrscheinlich fort", flüsterte sie verzweifelt. „Mit den
Kindern."
Zachary ging um das Haus herum und schaute durch alle
Fenster hinein. „Er wird aber zurückkommen", stellte er befriedigt fest
und rieb sich die kalten Finger.
„Wie kannst du so sicher sein?"
„Die Möbel sind noch da, und ich sah auch einige
Kleidungsstücke. Er wartet bestimmt nur ab, bis wir weg sind. Dann wird er
vielleicht an einen Umzug denken."
„Ich hätte nicht herkommen sollen. Damit habe ich
alles kaputt gemacht", stellte Lauren unglücklich fest.
Zachary lächelte. „Keine Angst. Ich habe den Detektiv
nach Twin Falls bestellt. Er überwacht Doug und die Kinder. Falls Doug
verschwindet, folgt ihm der Mann. So verlieren wir sie nicht wieder aus den
Augen."
„Gott sei Dank", flüsterte Lauren erleichtert.
„Komm, Schatz, lass uns zum Hotel zurückfahren."
Er beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich auf den Mund.
Einen ganzen Tag warteten Lauren und Zachary vergeblich
auf einen Anruf. Dann fuhren sie zu Dougs Haus und stellten überrascht fest,
dass hinter einem der Fenster Licht brannte. Aufgeregt legte Lauren die Hand
auf Zacharys Arm.
„Bitte, falls die Kinder da sind, möchte ich jede unangenehme
Szene vermeiden. Hilf mir, Zachary."
„Das werde ich. Ich will nicht, dass deine Kinder
durch irgendetwas verstört oder aufgeregt werden. Eines Tages werden wir alle
eine Familie sein. Verläss dich darauf."
„Das weiß ich,
Zachary", erwiderte sie dankbar.
„Gut, dann reiß dich zusammen. Das hier wird nicht
leicht für dich sein." Energisch klopfte Zachary an die Tür, die nach
wenigen
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