Nie wirst du vergessen
Doch bevor er etwas erwidern
konnte, sagte Lauren: „Wir brauchen jetzt darüber nicht zu streiten. Das bringt
nichts. Vor allem nicht den Kindern."
„Den beiden geht es gut", behauptete Doug.
„Das glaube ich dir nicht!", rief Lauren heftig.
„Solltest du aber. Na schön, sie haben dich in den
ersten Wochen vermisst. Doch dann gewöhnten sie sich prima ein. Du weißt doch,
wie Kinder sind. Die vergessen und erholen sich schnell."
„Was hast du ihnen erzählt, warum du sie weggeholt
hast?"
„Nur die reine Wahrheit, Lauren", antwortete Doug
herausfordernd.
„Welche Wahrheit?"
„Dass ich sie bei mir haben wollte, und dass du sie
mir nicht geben würdest." Er grinste trotz seiner offensichtlichen Angst.
„Das ist doch wahr. Und jetzt glauben sie, dass du tot bist." Den letzten
Satz hatte er erst nach einer kleinen Pause herausgebracht.
Lauren schluckte schwer. Es dauerte eine Weile, bis
sie hervorbrachte: „Wie konntest du das tun?"
Zacharys Augen sprühten zornig. Doug wurde es immer
unbehaglicher. Mit diesem Anwalt war anscheinend nicht zu spaßen, obwohl er
bis jetzt noch nicht viel gesagt hatte. „Ich musste es", entschuldigte er
sich hastig. „Es schien mir das einzig Vernünftige zu sein."
„Vernünftig?", stöhnte erbost Lauren auf. „Das
war niederträchtig!"
Doug übersah ihre Verzweiflung und sprach hastig
weiter: „Also, du musst verstehen, dass du nicht plötzlich auftauchen und mich
zum Lügner machen kannst. Inzwischen haben sich die Kinder gut eingelebt und
betrachten Becky als ihre Mutter."
Lauren war totenblass geworden. „Du hattest kein Recht
..."
„Es sind meine Kinder, verdammt noch mal!", fiel
Doug ihr ins Wort. „Ich hatte es satt, dich um Erlaubnis zu bitten, wenn ich
sie einmal zu McDonald's einladen oder öfter als nur alle zwei Wochen sehen
wollte. Jetzt sind sie bei mir, und sie hängen sehr an Becky. Sie brauchen
keine andere Mutter.
Lauren zuckte erschrocken zusammen. „Nein!",
schrie sie gequält.
„Finde dich damit ab, Lauren. Wenn du die Kinder hier
wegholst, verwirrst du sie. Mach nicht alles kaputt, indem du dich ihnen zeigst
und ihnen alles nimmst, woran sie sich gewöhnt haben. Sie sind mit Becky und
mir glücklich."
„Ich gehe hier nicht weg, bis ich sie mitnehmen
kann", stieß Lauren hervor und ballte die Hände zu Fäusten.
„Es geht dir also nicht um das Wohl der Kinder,
sondern nur um dich und deine selbstsüchtigen Motive", sagte Doug böse.
„Eine Mutter, die es riskiert, ihre Kinder zu verstören, ist eine schlechte
Mutter."
„Und was ist das für ein Vater, der sie entführt und
ihnen erzählt, dass ihre Mutter tot ist?", fragte Lauren empört.
„Warum gehst du nicht mit deinem ... deinem Anwalt
einfach wieder fort, Lauren?" Dougs hämisches Lächeln verriet, dass er
Zachary für mehr als nur Laurens Anwalt hielt. „Ihr seid hier nicht
erwünscht."
„Ich gehe nicht eher fort, bis ich Alicia und Ryan
gesehen habe."
„Da kannst du lange warten. Sie kommen heute nicht
mehr heim. Und falls du Alicia in der Schule sehen willst, vergiss es. Sie wird
morgen nicht hingehen." Doug drehte sich um und wollte ins Haus. Aber
Lauren packte ihn am Arm.
„Willst du wieder weglaufen wie damals?", fragte
sie. Das durfte nicht geschehen. „Was hast du vor?"
„Ich werde alles tun, um die Kinder zu behalten",
erwiderte er kalt, verschwand im Haus und warf die Tür hinter sich zu.
„Nein! Nein!", schrie Lauren und hämmerte mit den
Fäusten an die Tür. Zachary legte den Arm um Lauren und sprach begütigend auf
sie ein.
„Hör auf, er lässt dich nicht ins Haus. Die Kinder
werden heute nicht mehr zurückkommen. Das glaube ich Doug, denn er war zu ruhig
und kühl, als er das behauptete."
„Aber wo sind sie? Oh Gott, haben wir die weite Fahrt
unternommen, um nun ... Zachary, bitte, wir müssen sie finden."
Er nahm sie fest in die Arme. „Das werden wir auch.
Wir sind noch nicht am Ende. Noch lange nicht."
Lauren und Zachary verbrachten in dem hübschen Hotel
am Stadtrand eine unruhige Nacht. Selbst in Zacharys Armen wurde Lauren von
Albträumen gequält, und immer wieder rief sie sich die hässliche
Auseinandersetzung mit Doug ins Gedächtnis zurück. Nach dem leichten Frühstück
am nächsten Morgen fuhren sie zu Pater McDougal in die Klosterschule.
„Dass Sie Alicias Mutter sind, erkenne ich an der
Ähnlichkeit", sagte der freundliche Priester nach der Begrüßung. „Haben
Sie Ihre Kinder gesehen?"
„Nein. Wir versuchten es
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