Nie wirst du vergessen
Sekunden geöffnet wurde. Eine junge Frau fragte misstrauisch: „Ja, was
wünschen Sie?"
„Ich möchte Douglas Regis sprechen", antwortete
Zachary.
„Er ist nicht da."
„Wann kommt er
zurück?"
„Wer sind Sie?",
wollte die junge Frau wissen.
Lauren trat einen Schritt vor. „Ich bin Dougs geschiedene
Frau und komme wegen meiner Kinder hierher."
Die Frau erbleichte.
„Aber Dougs Frau ist tot."
Zachary schaltete sich ein. „Sind Sie Mrs. Becky
McGrath?"
Die Frau nickte. Sie
schien beunruhigt zu sein.
„Ich bin Zachary Winters, der Anwalt von Mrs.
Regis."
„Wollen Sie uns etwa die Kinder wegnehmen?",
flüsterte Becky.
„Ich will sie nur ihrer Mutter zurückgeben."
„Oh Gott", flüsterte Becky, und ihre schmalen
Lippen zitterten.
„Hören Sie, ich weiß von Doug, dass mich die Kinder
für tot halten", sagte Lauren. „Aber ich dachte, dass wenigstens Sie die
Wahrheit wüssten."
„Es ist besser, wenn Sie gehen." Becky wollte die
Tür schließen.
„Ich möchte doch nur meine Kinder sehen!", rief
Lauren verzweifelt.
„Wenn Sie nicht gehen, rufe ich die Polizei",
sagte Becky mit schwankender Stimme.
„Tun Sie das", erwiderte Lauren. „Wir wollen doch
mal sehen, wie Doug sich diesmal herausredet. Ich bin Alicias und Ryans Mutter.
Die Kinder, um die Sie sich gekümmert haben, gehören mir."
Becky zögerte noch einen Moment. Dann machte sie die
Tür weiter auf. „Kommen Sie herein. Aber wahrscheinlich wird Doug mich dafür
umbringen." Sie führte die beiden ins Haus. „Setzen Sie sich."
„Sind die Kinder da?" Lauren nahm auf einem alten
Sessel Platz.
„Nein. Sie sind mit Doug zusammen. Er ... er sagte
mir, dass Sie herkommen und behaupten würden, die Mutter der Kinder zu
sein."
„Das
behaupte ich nicht nur, sondern kann es auch bev/eisen. Ich habe nämlich die
Geburtsurkunden der Kinder und den Beschluss über das Sorgerecht mitgebracht."
„Darf ich die Urkunden denn sehen?", bat Becky
leise.
„Die hat Pater McDougal. Sie können ihn gern anrufen."
„Danke." Becky verschwand in der Küche, und dann
hörte man sie telefonieren.
Lauren saß verkrampft da und schaute sich um. Alles
sah sehr ordentlich und sauber aus. Eine bunte Decke lag auf der abgenutzten
Couch, gestickte Bilder hingen an den Wänden. Barbiepuppen, Stofftiere,
Spielzeugautos und Bälle waren ordentlich in einen großen Korb geräumt.
Lauren ging zu dem Korb und nahm einen abgewetzten
Teddybären heraus, der Alicias Lieblingsstofftier gewesen war. Er hatte neue
Glasaugen, wie Lauren feststellte. Das bewies ihr, dass Becky die Kinder
liebte. Tränen stiegen Lauren in die Augen, und sie drückte den Teddy an sich.
Becky kam zurück und zwang sich zu einem tapferen
Lächeln. „Ich habe von Pater McDougal gehört, dass Ihre Angaben stimmen. Zuerst
wollte ich es nicht glauben." Becky strich sich über das feine dunkle
Haar. „Ich ... ich liebe die Kinder
sehr."
Ihre Stimme brach.
„Das verstehen wir, aber Lauren ist nun einmal ihre
leibliche Mutter", sagte Zachary ernst.
„Ich weiß." Becky holte tief Luft. „Als ich
gestern heimkam, spürte ich gleich, dass etwas nicht stimmte. Doug war außer
sich und behauptete, dass fremde Menschen ihm die Kinder wegnehmen wollten. Wir
müssten sie verstecken und vor Gefahr schützen."
„Wo ist er denn hin?" Lauren schnürte sich die
Kehle zu.
„Ich weiß es nicht." Becky liefen die Tränen über
das Gesicht. „Ich sollte mitkommen, bekam aber bei der Arbeit nicht frei. Und
die ganze Sache kam mir irgendwie nicht richtig vor." Becky wischte sich
die Tränen ab. „Ich möchte Ihnen helfen, aber ich weiß nur nicht, wie."
„Glauben Sie, dass Doug wiederkommt?", fragte
Zachary.
„Ich glaube es. Ich ... ich hoffe es. Er war immer gut
zu mir und den Kindern. Nie würde er ihnen wehtun."
„Außer sie der Mutter wegzunehmen und zu behaupten, sie
sei tot", bemerkte Lauren verbittert.
„Was soll ich nur machen?" Becky rang die Hände.
„Ich könnte höchstens mit Doug reden, dass er sich vielleicht doch gütlich mit
Ihnen einigt."
„Und wenn er es aber nicht tut?", fragte Lauren
misstrauisch.
Becky schaute Lauren nur mit rot geweinten Antigen
an.
„Dann gehen wir vor Gericht", sagte Zachary energisch.
„Die Kinder kommen so oder so nach Portland zu ihrer Mutter zurück. Doug soll
sich alles gut überlegen, Mrs. McGrath. Wenn er nicht nachgibt, garantiere
ich dafür, dass er nach der Gerichtsverhandlung seine Kinder nicht einmal mehr
sehen darf."
Nach dem
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