Nie wirst du vergessen
wünschte Doug wirklich nicht noch mehr Schwierigkeiten. Was er ihr
angetan hatte, würde sie ihm eines Tages verzeihen ... wenn auch nicht
vergessen.
Becky wandte sich an Alicia. „Vielleicht möchten deine
Mom und ihr Freund ein paar von deinen Keksen probieren, die du gebacken
hast?"
„Oh ja!" Alicia hüpfte von Laurens Schoß und
rannte in die Küche. Ryan, der ihr unbedingt helfen wollte, lief hinterher.
Als die Kinder außer Hörweite waren, fragte Lauren:
„Wie steht es wirklich um Doug?"
„Nicht gut. Ein schweres Eisenteil traf ihn am Kopf.
Er war zwei Tage bewusstlos, und jetzt besteht die Gefahr, dass er
erblindet."
Lauren zuckte zusammen. „Für immer?"
„Das weiß man noch nicht. Aber der Sehnerv ist
verletzt."
„Becky, kann ich Ihnen irgendwie helfen?", fragte
Lauren bewegt.
„Ja. Doug ist todunglücklich. Er hat Angst, dass Sie
ihm die Kinder wegnehmen und gegen ihn prozessieren. Womöglich darf er dann
gar nicht mehr mit den Kindern zusammen sein. Er will jetzt nur noch das
Besuchsrecht wie früher. Sonst nichts."
„Und wenn er sie wieder entführt?", flüsterte
Lauren.
„Oh Gott, Lauren, der Mann wird wahrscheinlich blind
und damit sein ganzes Leben - falls er überlebt - schwerbehindert sein. Er kann
sie Ihnen nicht mehr wegnehmen. Außerdem gebe ich Ihnen mein Wort, dass das nie
wieder geschieht. Helfen Sie Doug. Bitte!"
„Ich werde es mir überlegen", sagte Lauren leise,
als Alicia stolz mit einem Teller Schokoladenkekse ins Zimmer kam, gefolgt von
Ryan. Becky erhob sich und wandte sich an die Kinder: „Ich besuche jetzt euren
Daddy. Ihr bleibt bei eurer Mom und Mr. Winters."
„Nein!", schrie Ryan und rannte zu Becky. Er hob
ihr die Ärmchen entgegen und rief immer wieder: „Mommy, Mommy."
„Hör
auf, Ryan", sagte Alicia. „Das ist doch unsere Mom." Sie zeigte auf
Lauren, die ihn aufgehoben hatte, während Becky leise hinausging. Ryan fing an
zu weinen, und Lauren zerriss es fast das Herz. Erst nach zwei Stunden
beruhigte sich das Kind und ließ sich von Lauren vorlesen. Aber immer wieder
blickte Ryan zur Tür und wartete auf Becky.
Am
nächsten Morgen fuhr Lauren zu Doug. Zachary begleitete sie ins Krankenhaus,
blieb jedoch im Warteraum. Lauren trat in das Krankenzimmer und schaute auf
den in Verbände eingehüllten Mann, der regungslos im Bett lag. „Hallo Doug,
bist du wach?", fragte sie behutsam.
„Lauren?" Doug drehte den Kopf zu ihr hin. Zwei
Drittel seines Gesichts waren mit Mull bedeckt, Infusionsnadeln steckten in
beiden Armen. Es war ein mitleiderregender Anblick. „Ich bin froh, dass du
gekommen bist, Lauren. Ich muss dir etwas sagen."
Lauren setzte sich auf einen Stuhl neben das Bett.
„Ich höre."
„Lauren, wenn du wüsstest, wie sehr ich bereue, was
ich dir angetan habe! Es tut mir leid."
„Doug, du brauchst dich
nicht ..."
„Oh doch, Lauren. Ich habe dir immer nur das Leben
schwer gemacht. Dabei wollte ich nie eine andere Frau. Du warst so klug, so
tüchtig, und ich war immer nur der Versager. Das brachte mich gegen dich auf.
Irgendwie kam ich mir größer und stärker vor, wenn ich mit einer anderen Frau
schlief."
„Darüber sollten wir jetzt nicht sprechen", sagte
Lauren leise. Sie wollte nicht mehr an den Hass und die Verbitterung denken,
die sie bei Dougs Treulosigkeit empfunden hatte. Es war ja vorbei.
„Doch, solange ich den Mut dazu habe. Ich bin bei
einem Tiefenpsychologen gewesen, und mir ist be- wusst geworden, wie gemein ich
zu dir, den Kindern und sogar zu Becky war. Das möchte ich alles bereinigen
und einen neuen Anfang machen. Ich gebe mich jetzt mit dem Besuchsrecht zufrieden."
„Oh Doug, ich weiß nicht ..."
„Du musst mir glauben, dass ich es ernst meine,
Lauren. Nachdem ich dein Weihnachtspaket zurückgeschickt hatte, plagte mich
ein furchtbar schlechtes Gewissen. Das war der Auslöser für meine Besuche beim
Psychologen. Aber richtig klar über mich wurde ich mir erst nach dem Unfall.
Vielleicht, weil ich fast dabei draufgegangen wäre. Vielleicht auch, weil ich
wohl nie wieder vollkommen gut werde sehen können. Ich habe über alles
nachgedacht und erkannt, dass ich nicht immer anderen die Schuld für mein Leben
geben kann. Ich bin jetzt zweiunddreißig und allein für mich und mein Handeln
verantwortlich. Du sollst die Kinder für immer zu dir nehmen, Lauren. Ich bitte
dich nur darum, sie jeden Sommer für einen Monat zu mir zu schicken. Und wenn
ich in Portland bin, möchte ich sie mit deiner Erlaubnis
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