Nie wirst du vergessen
glaubte.
Den besten Anwalt von Portland, der in einem schäbigen Büro saß, aber alles
tun wollte, um mir meine Kinder zurückzubringen."
Lauren schaute sich in dem nun aufgeräumten Zimmer um.
„Aber der, der du jetzt bist ..." Sie schüttelte den Kopf und weigerte
sich, das Verstehen und Mitgefühl in Zacharys Augen zur Kenntnis zu nehmen.
Sie wollte nur an den eleganten maßgeschneiderten Anzug denken, den Zachary
trug, an die neuen Angestellten in den anderen Büros der Kanzlei, an die
makellose Sauberkeit, die überall herrschte. Ich habe den Mann verloren, dem
ich vor zwei Monaten begegnet bin, dachte Lauren zutiefst niedergeschlagen.
„Ich bin noch immer derselbe", sagte Zachary und
zog sie an sich. „Der einzige Unterschied zu damals ist nur die Tatsache, dass
ich mich rettungslos in dich verliebt habe."
„Bitte nicht, Zachary." Energisch machte Lauren
sich von ihm los. „Vielleicht gibt es doch noch eine Zukunft für uns, aber
nicht jetzt. Erst einmal muss ich meine Kinder wiederhaben." Sie ging
rückwärts zur Tür, und als ihre Hand die Klinke berührte, fügte sie hinzu: „Ich
glaube, es ist am besten, wenn ich mir einen anderen Anwalt nehme. Jemanden,
der keine persönliche Beziehung zu mir hat."
„Wie wäre es mit Tyrone Robbins?", fragte Zachary
mit bösem Spott und zutiefst verletzt.
Lauren empfand diese Bemerkung wie eine Ohrfeige.
„Zumindest hat Robbins nicht mit meinen Gefühlen gespielt", entgegnete
sie heftig, riss die Tür auf und rannte hinaus. Vorbei an den drei
Sekretärinnen, die nicht einmal aufblickten. Vorbei an Amanda Nelson, die im
vorderen Empfangsraum saß, und hinaus auf den Korridor.
So hastig stürmte Lauren mit gesenktem Kopf durch die
Tür, dass sie fast mit Joshua Täte zusammengestoßen wäre, der gerade vom Lunch
zurückkam. Doch auch jetzt blieb sie nicht stehen, sondern rannte zum Fahrstuhl
und hoffte inständig, Zachary Winters so schnell wie möglich zu vergessen und
aus -ihrem Leben zu streichen.
Als Joshua Täte einige Zeit später in Zacharys Büro
eintrat, sah er seinen Partner am Fenster stehen und hinausstarren. Zachary
hatte die Krawatte gelockert, die ihm wie eine Schlinge lose um den Hals hing.
In einer Hand hielt er ein großes Glas Whisky. Die halb leere Flasche stand
daneben auf dem Tisch. Genau wie früher ...
Joshua stieß einen unterdrückten Fluch aus. „Was ist
passiert?", fragte er und setzte sich in den Ses- sei vor Zacharys
Schreibtisch. „Misshelligkeiten im Paradies?"
„Was meinst du damit?" Zacharys Stimme war
schroff.
„Dass ich fast mit Lauren Regis zusammengestoßen bin,
als sie aus der Kanzlei stürmte."
Zachary trank einen großen Schluck, dann leerte er das
Glas in einem Zug. Er antwortete nicht.
„Vielleicht interessiert es dich, dass sich die Northwestern
Bank auf zweihunderttausend Dollar geeinigt hat. Man rief mich vorhin an. Ich
wette, der alte George West ist nicht sehr glücklich."
Zachary drehte sich um und musterte Joshua. „Ein
großer Sieg für dich, Joshua."
„Schon möglich."
„Aber der verschafft dir nicht die Befriedigung, mit
der du gerechnet hast. Ist es so?"
„Das hast du eigentlich ganz gut beschrieben. Vielleicht
hätten wir doch vor Gericht gehen sollen."
„Patrick Evans hätte dich fertiggemacht."
Joshua lachte verletzt auf. „Du hast ja großes Vertrauen
in deinen Partner, Zachary. Mein Herz wird direkt warm."
„Welches
Herz?", versuchte Zachary zu scherzen. Doch dann sah er den verletzten
Ausdruck in Joshuas Gesicht. Der Junge hing so sehr an ihm und bewunderte ihn
immer noch, trotz all der Schwierigkeiten, die sie beide durchgemacht hatten.
Zachary seufzte und blickte in sein Glas. „Ich habe dich noch nie angelogen,
Joshua, und werde es auch jetzt nicht tun. Die außergerichtliche Einigung war
das einzig Richtige." Zachary griff nach der Whiskyflasche, doch Joshua
hielt seine Hand fest.
„Hör zu, ich lade dich zu einem Drink ein. Einem
gewaltigen Drink." Als Joshua merkte, dass Zachary ablehnen wollte, kam er
ihm zuvor. „Komm schon. Das haben wir uns verdient. Es geschieht nicht oft,
dass wir einen so fabelhaft tüchtigen Anwalt wie Patrick Evans in die Knie
zwingen."
„Ich glaube nicht, dass du es so nennen kannst. Du
hast Patrick nicht in die Knie gezwungen, sondern George West ist in Panik
geraten."
„Wie auch immer, Zachary, wir sollten dieses Ereignis
feiern und uns einmal so richtig volllaufen lassen."
Was war Joshua doch für ein Pfundskerl. Zachary
lächelte.
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