Niedersachsen Mafia
eine
wichtige Rolle spielt. Er hat sich damit gebrüstet, sogar den Namen zu kennen.«
»Sie können gehen«, sagte Frauke zum überraschten Buffolo.
Der sah sie verdutzt an.
»Jaa – aaber«, kam es gedehnt über seine Lippen, von denen das
Streichholz schon lange verschwunden war.
»So groß sind unsere Haftanstalten nicht, dass wir jedes kleine
Licht darin unterbringen können. Und wenn wir Sie suchen, weil wir Sie vor
Gericht stellen wollen, werden wir Sie finden. So wie die anderen Sie finden,
wenn die erfahren, dass Sie mit der Polizei gesprochen haben.«
Sie lächelte Buffolo an. So schnell kann sich ein Machogehabe
wandeln, dachte sie, als sie in sein graues Gesicht sah.
ELF
Frauke war nicht leichtsinniger geworden, obwohl sie schon geraume
Zeit keine direkt gegen sie gerichteten Aktionen mehr hatte erkennen können.
Der Mord an Friedrich Rabenstein war nur zum Teil aufgeklärt. Gegen Trapattoni
lagen handfeste Beweise vor.
»Wir haben das Ergebnis der DNA «,
sagte Madsack, als er in ihr Büro trat. »Eines der Kaugummis aus der Lister
Meile, das Jakob Putensenf an der Stelle gefunden hat, an der nach
Zeugenaussagen das Motorrad gewartet hatte, stammt von Trapattoni.«
Für sich allein war das ein schwaches Indiz, aber im Kontext mit den
anderen Beweisen ergab sich mittlerweile ein sich der Vollendung näherndes
Puzzle gegen den Türsteher. Auch wenn sie noch kein Geständnis vorliegen
hatten, würde es für eine Mordanklage reichen.
Das nächste Puzzleteilchen lieferte Mark Heidenreich aus Lüneburg.
»Zwei meiner Leute waren gestern bei Blechschmidt im hiesigen
Städtischen Klinikum. Wir haben ihm die Porträts der möglichen Täter gezeigt,
die ihn überfallen haben. Der Mann hat vor Angst gezittert, aber felsenfest
behauptet, keinen zu kennen.«
»Das war zu erwarten gewesen.«
Heidenreich lachte. »Deshalb sind die Kollegen nach Salzhausen
gefahren und haben Blechschmidts Lebensgefährtin …«
»Frau Kohlschreiber«, warf Frauke ein.
»Richtig. Die war so erbost über den Angriff auf ihren Günter und
hat, ohne zu zögern, zwei Männer aus der vorgelegten Galerie erkannt. Wir
hatten diese noch durch ein paar weitere Bilder von Unbeteiligten ergänzt«,
fügte der Lüneburger Hauptkommissar an. »Der eine war Trapattoni, der andere
Necmi Özden.«
Frauke war nicht überrascht. Auch eine straff geführte Organisation
verfügte nicht über ein unerschöpfliches Reservoir an Leuten, die zu jeder
Gewalttat bereit waren.
»Trapattoni haben wir verhaftet«, sagte Frauke. »Nach dem Türken
suchen wir.« Frauke war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob auch Rossi seinen
Mitarbeiter und die – angeblich – mitgenommene Tageskasse vom Wochenmarkt
suchen würde.
»Mit dieser Erkenntnis sind meine Mitarbeiter noch einmal ins
Klinikum gefahren. ›Blöde Kuh‹, hat Blechschmidt trotz Kieferbruchs über seine
Lebensgefährtin geflucht, als wir ihn mit deren Aussage konfrontiert haben.
Dann hat er es aber auch bestätigt.«
»Gute Arbeit, Heidenreich«, lobte Frauke den Lüneburger.
Dann lehnte sie sich zurück. Allmählich zeichneten sich alle
Zusammenhänge ab.
Bernd Richter, der ehemalige Polizist, war kein gedungener Mörder,
sondern spielte eine wesentlich bedeutendere Rolle in der Organisation, als sie
bisher angenommen hatten. Ob er allerdings der entscheidende Drahtzieher hinter
den Kulissen war, konnte Frauke noch nicht erkennen.
Die Organisation war auf vielen Gebieten tätig und hatte sich längst
in vielen legalen Geschäftsfeldern etabliert. Mit immer schärferen Gesetzen
engte der Gesetzgeber die Rechte der Bürger ein, kontrollierte unter dem
Vorwand der Geldwäsche Konten- und Geldbewegungen, wusste, wer
Unterschriftsvollmacht für welches Konto hatte, und erhielt automatisch
Informationen über größere oder ungewohnte Geldtransaktionen. Mittlerweile
waren die bürgerlichen Freiheitsrechte auf diesem Gebiet erheblich
eingeschränkt. Big Brother konnte alle finanziellen Transaktionen seiner Bürger
nachvollziehen. Allein dem eigentlichen Zweck, dem Entdecken kriminell
motivierter Geldwäsche, diente es kaum. Die lief oftmals nach dem gleichen
Muster ab.
Marcello Manfredi hatte ein nach außen legales Geschäft betrieben,
bei dem schwarzes Geld in weißes getauscht wurde. Der Gemüsehandel und der
angeblich so ertragreiche Verkauf auf den Wochenmärkten oder der lukrative
Export nach Weißrussland ließen Geld aus kriminellen Geschäften wie dem Verkauf
gefälschter
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