Niedersachsen Mafia
spielte auf diese Begegnung an. Ohne Zweifel fühlte er sich
wohl in der Rolle des Machos.
Frauke lächelte ihn überheblich an.
»Ich duze mich nur mit Männern, denen ich schon einmal in der Herren toilette begegnet bin. Da haben Typen wie Sie
vermutlich keinen Zutritt.«
An seinem Gesichtsausdruck war deutlich zu erkennen, dass ihn diese
Beleidigung traf. Das Streichholz verharrte auf einer Position, und er beugte
sich vor.
»Wollen Sie mich beleidigen?« Immerhin war er zum Sie gewechselt.
»Kann man jemanden beleidigen, der die Regeln der Höflichkeit nicht
kennt?« Sie zählte die bekannten Vorstrafen auf. »Nicht wirklich viel, schon
gar nicht bedeutsam. Was veranlasst ein kleines Licht, sich auf eine denkbar
dumme Weise strafbar zu machen?«
Das Streichholz wanderte wieder zwischen den Mundwinkeln. Er bohrte
sich demonstrativ mit einem Finger im Ohr und wollte lässig wirken.
»Ich höre schlecht. Was soll ich gemacht haben? Ich bin arglos mit
einem Freund die Straße entlanggegangen. Habe ich Sie angequatscht?« Er
schüttelte den Kopf. »So alte Ladys sind nicht mein Kaliber.«
»Sie werden für Ihre Dummheit zur Rechenschaft gezogen«, erklärte
Frauke ihm.
An seinem Gesichtsausdruck erkannte sie, dass er ihr nicht folgen
konnte.
»Es wird ein neues Verfahren gegen Sie geben. Unter Berücksichtigung
Ihres Vorstrafenregisters wird der Staatsanwalt an die obere Grenze des
Möglichen beim geforderten Strafmaß gehen. Ich werde ihm jedenfalls gut
zureden.«
Er zeigte ihr den Mittelfinger. »Fuck you . « Dann
grinste er wieder. »Und was soll ich getan haben?«
Frauke sah ihn eine ganze Weile an und zeigte einen leicht
spöttischen Gesichtsausdruck. Das machte Buffolo nervös.
»Nun sag schon. Was habe ich verbrochen, hä?« Die Arme lagen jetzt
auf der Tischplatte. Mit dem Zeigefinger tippte sich der Mann gegen die Brust.
»Unerlaubter Waffenbesitz.«
Er lachte höhnisch auf. »Lächerlich.«
»Durchaus nicht«, erwiderte Frauke, kramte ihr Handy hervor, ließ
ihren Zeigefinger routiniert über die kleine Tastatur huschen, nickte zufrieden
und zeigte ihm das Bild, das sie auf der Straße von Buffolo und seinem
Begleiter aufgenommen hatte. Sie vergrößerte den Ausschnitt, und jetzt war
deutlich die Waffe in seinem Hosenbund zu erkennen.
Buffolo sah auf das Display, dann auf Frauke. Er kniff die Augen
zusammen, musterte wieder das Handy, und plötzlich schnellte seine Hand vor,
und er versuchte das Mobiltelefon zu greifen. Doch Frauke war schneller.
»Ich sagte Ihnen doch. Sie werden wegen Dummheit bestraft.«
Wie sie es von anderen Verdächtigen mittlerweile gewohnt war, begann
Buffolo auf Italienisch zu fluchen.
Ich werde diese Sprache doch noch lernen müssen, dachte Frauke, wenn
ich mich länger mit diesem Umfeld beschäftigen muss.
»Wie gefällt Ihnen Beihilfe zum Mord?«
»Mord?« Buffolos Antlitz erstarrte zur Maske. »Ich und Mord?« Er
schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das ist absurd.«
»Wir wissen sehr viel, Buffolo. Wir können Ihrem Freund Massimo
Trapattoni nachweisen, dass er einen harmlosen alten Mann erschossen hat. Und
jener Trapattoni hat sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt und Ihnen den Auftrag
erteilt, mir zu folgen. Sie arbeiten eng mit ihm zusammen, mit dem
Mafiakiller.«
Buffolo streckte beide Hände von sich. »Ich weiß nicht, was Sie
gegen Massimo vorliegen haben. Damit habe ich nichts zu tun. Gut. Er hat mich
angerufen und gesagt, mein Freund und ich sollen Ihnen ein wenig Angst
einjagen. Sonst nichts. Ich bin doch nicht blöd. Nein. Mord – niemals.«
Dann fiel Frauke wieder Georg ein. War es wirklich ein Zufall, dass
man sie förmlich Richtung Georgsplatz getrieben hatte, wo Georg sich als
»Retter« erwies? Diese Frage hatte sich ihr schon öfter gestellt, ohne dass sie
bisher eine Antwort darauf gefunden hatte.
»Massimo Trapattoni steht in der Organisation deutlich über Ihnen.
Er hatte eine ganz andere Bedeutung.«
»Nix Organisation.« Buffolo hatte Frauke beide Hände wie zur Abwehr
entgegengestreckt.
»Doch. Wir kennen die Struktur mittlerweile sehr gut.« Madsack warf
ihr bei diesen Worten einen fragenden Blick zu. »Wir wissen, welche Rolle Ihr
Freund Trapattoni spielt und von wem er seine Aufträge erhält. Das war einmal
ein wichtiger Mann.« Der möglicherweise noch heute eine bedeutende Rolle
spielt, fuhr Frauke im Stillen fort. Auch wenn er …
»Massimo hat davon gesprochen, dass ein hoher Polizeibeamter
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