Niedersachsen Mafia
auseinander
und erklärte, dass es sich um vorzügliche Ware handeln würde, die er geliefert
habe, und es mit Sicherheit nichts Besseres auf dem Markt gebe.
»Nein, am Preis kann ich nichts machen«, sagte er und wollte erneut
zum Telefon greifen, als ihm Putensenf zuvorkam, die Hand auf den Unterarm
legte und sagte:
»Zu viel Stress ist ungesund.«
»Was wollen Sie?«, fragte der Mann mit einem typisch italienisch
klingenden Unterton.
»Sind Sie Giancarlo Rossi?«
»Was wollen Sie? Sie sehen doch: Ich bin beschäftigt.«
»Wir auch«, mischte sich Frauke ein und hielt ihm ihren
Dienstausweis vors Gesicht. »Wir haben ein paar kleine Fragen. Dann können Sie
in aller Ruhe weiterarbeiten.«
»In aller Ruhe« , äffte
Putensenf sie nach. Frauke strafte ihn mit einem bösen Blick ab.
»Welche Beziehung haben Sie zu Simone Bassetti?«
»Wer ist das?«
»Stellen Sie sich nicht dumm«, giftete Frauke ihn an. Sie war immer
noch über Putensenfs Verhalten verärgert.
»Bassetti? Bassetti?«, wiederholte Giancarlo Rossi zweimal. Dann
hellte sich sein Gesicht auf. »Ah! Ist das der, von dem ich in der Zeitung
gelesen habe? Hat der nicht zwei Leute ermordet?« Er schüttelte heftig den Kopf
und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Gleichzeitig hielt er sich beide
Hände vor die Nasenspitze. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich solche
Leute kennen würde? Aber Signorina. Wie kommen Sie darauf?«
»Immerhin haben Sie sich mit ihm in der Pizzeria Italia in der
Gretchenstraße getroffen.«
»Ich? Niemals.«
»Sie wollen behaupten, nie in der Pizzeria gewesen zu sein?«
»Gretchenstraße? Ich kenne eine Pizzeria in der Oststadt.« Rossi
schnalzte mit der Zunge und küsste sich dabei auf die Spitzen von Daumen und
Zeigefinger. »Dort gibt es gutes Essen. Wie im geliebten Italien. Delizioso . Außerdem treffe ich dort Landsleute. Manchmal ist
es für uns wichtig, unter uns zu sein.«
»Einer von denen war Simone Bassetti?«
»Sì. Simone. Heißt er Bassetti?« Für einen Moment schien, es, als
würde Rossi Frauke an den Schultern packen und sie berühren wollen. »Das habe
ich nicht gewusst. Wer fragt schon nach dem Zunamen? Wenn wir uns hier treffen,
dann reden wir uns nur mit dem Vornamen an.«
»Worüber haben Sie gesprochen?«
»Ah. Über vieles. Worüber spricht man? Fußball. Berlusconi.« Dann
blitzte es in seinen Augen. »Und natürlich über Frauen. So schöne Frauen wie
Sie, Signorina.«
»Wer gehörte noch zu Ihrem Gesprächskreis?«
»Aber! Das war kein Kreis. Man hat sich durch Zufall gesehen, ohne
dass man verabredet war.« Er sah an Frauke vorbei in die Ferne. Plötzlich
schrie er los. »Was ist, Murat, du faule Socke? Beweg dich! In einer halben
Stunde kommt der Russenlaster! Die Arbeit erledigt sich nicht von allein! Wofür
wirst du bezahlt, he?« Dann sah er wieder Frauke an und lächelte. »Das ist
nicht einfach. Ständig muss man ein Auge auf die Leute haben. Ich hätte gern
ein paar Deutsche unter den Arbeitern. Aber von denen will keiner den Job
machen.«
Frauke ließ sich durch diesen Exkurs nicht beirren und wiederholte
ihre Frage.
»Mal dieser, mal jener. Wenn man Hunger hat oder ein Stück Italien
erleben will, geht man in die Pizzeria. Oft sind dort nur Deutsche. Mit ein
wenig Glück trifft man aber einen Landsmann.«
»Sie sind hier als Vorarbeiter tätig?«
Er verzog kunstvoll das Gesicht und schaffte es, beleidigt
auszusehen. »Signorina! Ich bin der Geschäftsführer.« Zwischendurch klingelte
das Telefon. Er wollte zum Hörer greifen, aber Putensenf war schneller,
streckte seine Hand aus und ließ sie über dem Apparat kreisen. »Äh – äh«,
knurrte er dabei.
»Ist das Ihr Betrieb?«
Jetzt lachte er schallend. » No – no . Das ist eine GmbH.«
»Und wem gehört die?«
»Einem Landsmann, der in Italien einen Großhandel für Obst und
Gemüse betreibt. Über dieses Standbein bedienen wir den deutschen Markt.«
Erneut klingelte das Telefon. Parallel dazu meldete sich sein Handy. »Ich muss
jetzt wieder«, sagte Rossi und ließ sich diesmal nicht daran hindern zu
telefonieren.
»Was sollte das Ganze?«, fragte Putensenf auf dem Weg zum Auto.
»Wir suchen Kontakte, die Bassetti hier in Deutschland gehabt hat«,
erwiderte Frauke und wollte Putensenf nicht eingestehen, dass sie sich mehr vom
Besuch auf dem Großmarkt versprochen hatte. Sie würde Nathan Madsack
beauftragen, weitere Erkundigungen über dieses Unternehmen und Giancarlo Rossi
einzuholen. Sie drehte
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