Niedersachsen Mafia
Absender der Spam-Mail aus?«
»Das haben wir anhand der IP schnell feststellen können. Die Identifikationsnummer des Absenders führt nach
Weißrussland. Das stellen wir oft fest. Oder nach Moldawien, Indien, China,
aber auch Russland. Alle Versuche, in solchen Fällen hinter die Identität des
Absenders zu kommen, sind bisher gescheitert.«
»Jeder Vorgang auf einem Computer hinterlässt im Normalfall Spuren.«
Frauke wollte diese mögliche Spur noch nicht aufgeben.
»Richtig. Wir haben die auch gefunden. Cookies. Aber die wiesen – wie
gesagt – nach Weißrussland.«
»Und in Bad Bevensen?«
»Da sind wir noch nicht weitergekommen. Herbert Sarkowski hatte
keinen Computer dabei. Ob er die Tabletten von zu Hause mitgebracht hat,
entzieht sich unserer Kenntnis.«
Frauke ließ sich von Heidenreich den Namen des Hotels nennen. Dann
bat sie darum, sich in Buggenthins Wohnung umsehen zu dürfen.
»Ich begleite Sie«, sagte Heidenreich und fuhr mit ihnen in die
Georg-Böhm-Straße, eine ruhige Wohnstraße in einem bürgerlichen Viertel.
»Hallo, Mark«, wurde er von zwei jüngeren Männern begrüßt, die an
einem Golf lehnten und sich unterhielten.
»Das sind die Kollegen, die sich in der Nachbarschaft umhören«,
erklärte Heidenreich und stellte Frauke und Thomas Schwarczer vor.
»Wir sind durch«, berichtete einer der beiden Beamten. »Nix. Niemand
hat etwas gesehen oder bemerkt. Buggenthin schien ein zurückgezogenes Leben
geführt zu haben. Niemand hatte Kontakt zu ihm. Man berichtete, dass er
gelegentlich Frauenbesuch hatte, aber nur sporadisch. Und öfter wechselnd.«
»Wissen wir etwas über seine Angehörigen?«, wandte sich Frauke an
Heidenreich.
»Geschieden, ohne Kontakt zur Ex oder zu den beiden Kindern, die
auswärts leben.«
Die Wohnung war einfach und zweckmäßig eingerichtet. Auf Frauke
wirkte sie wie eine typische Junggesellenbude, in der die ordnende Hand einer
Frau fehlte. Die hätte sicher auch darauf hingewiesen, stellte Frauke fest,
dass man auch ein wenig mehr in die Reinlichkeit hätte investieren können, als
es Buggenthin getan hatte. Die Unordnung war nicht allein im Durcheinander
begründet, das die Spurensicherer hinterlassen hatten. Auf dem Küchentisch fand
Frauke einige wenige Briefe, deren Umschläge mit dem Fingernagel ungleichmäßig
aufgerissen worden waren. Unter den Briefen lagen ausgedruckte Kontoauszüge der
Sparkasse Lüneburg vom Sonntag. Frauke verfolgte die Kontobewegungen. Von
Buggenthins Konto wurden wiederkehrende Zahlungen abgebucht: Miete, Telefon,
Rundfunk, Strom. Es schien zu seinen Angewohnheiten gehört haben, immer nur
kleine Beträge in bar abzuheben, fünfzig, maximal einhundert Euro. Nur am
vergangenen Freitag hatte er zweihundert Euro abgeholt.
»Wann hat Buggenthin das Viagra bestellt?«, fragte Frauke
Heidenreich.
»Ich meine, das war am Mittwoch letzter Woche«, erwiderte
Heidenreich. »Die Bestätigungsmail war vom Donnerstag.«
»Dann war der Bote am Freitag hier«, überlegte Frauke laut. »Haben
Sie die Frau, die Buggenthin besucht hat, gefragt, wann sie das Rendezvous mit
dem Toten verabredet hatte?«
»Nein«, gestand Heidenreich. »Sie meinen, wenn es Mittwoch oder
früher war, hat sich Buggenthin das Viagra gezielt beschafft.«
Frauke nickte. »Woher wusste der Mann, wann der Bote kommt? Und
woher kannte der Bote die Adresse?«, überlegte Frauke laut. »Wir sollten noch
einmal alle Telefonate der letzten Woche zurückverfolgen. Die ein- und die
ausgehenden.«
Heidenreich nickte und verabschiedete sich von den beiden Beamten,
als sie die Polizeidirektion erreichten.
Frauke wählte die alte Harz-Heide-Straße, die sie von früher her
kannte, als sie und ihr Mann noch ein funktionierendes Ehepaar waren. Sie waren
mit einem alten R 4 in den Harz
gefahren, und weil sie sich mit dem Auto nicht auf die Autobahn getraut hatten,
waren sie auf diese Straße ausgewichen. Das war lange her, und Frauke war sich
nicht sicher, ob Herr Dobermann sich noch daran erinnern konnte, dass sie
unterwegs einen einsamen Parkplatz angesteuert hatten. Unwillkürlich warf sie
einen Blick zur Seite und musterte Thomas Schwarczer, der reglos auf dem
Beifahrersitz hockte und geradeaus blickte.
»Erzählen Sie etwas von sich«, forderte sie ihn auf.
»Ich nehme an, Sie haben in meine Personalakte gesehen. Dort steht
alles drin. Mehr gibt es nicht zu erzählen.«
»Und wie sieht Ihr Privatleben aus?«
»Das findet nach Dienstschluss statt.«
Frauke gab es
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