Niedersachsen Mafia
war. »Italien ist ein
wunderbares Land, wo die Zitronen blühen.«
»Pute, müssen Sie überall Ihren Senf dazugeben?«
»Solange Sie, Frau Dobermann, so bissig sind«, erwiderte Putensenf.
Frauke wandte sich wieder Madsack zu und schüttelte den Kopf.
»Das ist zu wenig, Madsack. Da muss noch mehr Fleisch an die
Knochen.« Sie drehte ihre Hand im Gelenk. »Versuchen Sie, etwas über diesen
Hintermann …«
»Mateo Zafferano«, warf der Hauptkommissar ein.
»Über den möchte ich gern mehr wissen. Gibt es weitere
Beteiligungen? Was macht er sonst? Wo wohnt er? Ist er vorbestraft? Das ganze
Programm.«
Madsack erhob sich ächzend. »Ich werde mich darum kümmern«,
versprach er und verließ Fraukes Arbeitszimmer.
Sie sah dem schwergewichtigen Mann hinterher. Dann fiel ihr ein,
dass sie an der Autobahn Richtung Norden das überdimensionale Hinweisschild auf
einen Möbelgroßmarkt gesehen hatte. Sie beschloss, nach Großburgwedel zu
fahren, und hoffte, dort als Übergangslösung Bett, Tisch und Stuhl zu bekommen,
um zumindest notdürftig die neue Wohnung nutzen zu können. Sie war es gewohnt,
in Beruf und Alltag ihren Mann zu stehen. Das würde sie auch beim
Möbelschrauben beweisen.
VIER
Obwohl Frauke schlecht geschlafen hatte, war sie in einer gelösten
Stimmung. Im Hotel fühlte sie sich nicht heimisch. Es war das bedrückende
Gefühl, nicht für sich zu sein, während ihrer Abwesenheit fremde Leute in ihrem
Reich zu wissen, auch wenn es keine Beanstandungen gab. Und nachts kam es öfter
vor, dass sie durch andere Gäste gestört wurde. Der Bewohner des benachbarten
Zimmers war nach Mitternacht ins Hotel zurückgekehrt, hatte den Fernseher laut
aufgedreht, nachdem ihm die Zimmertür aus der Hand gefallen und lautstark ins
Schloss geflogen war. Dann hatte der rücksichtslose Nachbar auch noch ausgiebig
duschen müssen.
Trotz allem war sie in einer guten Stimmung. Es würde nicht mehr lange
dauern, bis sie in die eigene Wohnung ziehen konnte, auch wenn es nur ein
vorübergehender Notbehelf war. Am gestrigen Abend hatte sie in Eile ein paar
Möbel erstanden, die nicht unbedingt ihren Vorstellungen entsprachen, aber bis
zur endgültigen Einrichtung würde noch eine längere Zeit vergehen. Man hatte
ihr zugesagt, am nächsten Tag liefern zu wollen.
Im Büro hatte sie einen kurzen Blick in ihre Notizen geworfen, bevor
sie ihre Unterlagen zusammenraffte, um zur Teambesprechung zu eilen, als das
Telefon klingelte.
»Heidenreich, Lüneburg«, meldete sich der Hauptkommissar. »Ich habe
mich um die Dinge gekümmert, um die Sie gebeten hatten. Buggenthin hat in der
vergangenen Woche keine Telefonate geführt, die wir nicht klären konnten. Er
selbst ist auch nur drei Mal angerufen worden, darunter war ein anonymer Anruf,
den wir nicht zurückverfolgen konnten.«
»Das kann nicht sein«, warf Frauke ein. »Die Telefonbetreiber sind
zur Aufzeichnung der Gespräche verpflichtet.«
»Schon, aber nicht, wenn sie aus dem Ausland kommen.«
»Aus Weißrussland?«
Heidenreich bestätigte es. »Wir haben auch die Bäckereiverkäuferin
befragt. Sie hatte die Einladung an Buggenthin am letzten Mittwoch
ausgesprochen. Die Frau ist immer noch betroffen und hat mehrfach versichert,
dass es ihr leidtäte und sie zu keinem Zeitpunkt die Absicht hatte, sexuell mit
Buggenthin zu verkehren. Es sollte lediglich ein nettes Gespräch beim Frühstück
sein. Und … noch etwas.«
»Ja?«
»Es war nicht einfach, Informationen aus den Krankenhäusern
herauszukitzeln. Wir haben aber jeweils einen Fall im Städtischen Klinikum
Lüneburg, in der Elbe-Jeetzel-Klinik in Dannenberg und in Winsen.«
»Leben die Opfer?«
»Ja, aber über den Zustand haben wir nichts erfahren können.«
»Wann können wir die Patienten befragen?«
Heidenreich druckste herum, bevor er sagte: »Gar nicht. In allen
Fällen weigern sich die Krankenhäuser, die Namen preiszugeben. Sie verschanzen
sich hinter Datenschutz und Arztgeheimnis.«
»Was ist das für eine Welt«, ärgerte sich Frauke. »Da werden
bedenkenlos Bankdaten aufgekauft, ausgetauscht und damit gehandelt. Aber wenn
wir Verbrechern das Handwerk legen wollen, die mit ihren nachgemachten
Präparaten womöglich weitere Opfer zu verantworten haben, beruft man sich auf
den Datenschutz.«
»Es gibt allerdings einen neuen Anhaltspunkt. Der Rettungsdienst
hatte neulich einen medizinischen Notfall in St. Dionys, genau genommen etwas
außerhalb.«
»Viagra?«
»Vermutlich. Ein Rettungsassistent hat
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