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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Proper so gut Russisch spricht?«, fragte
Putensenf, der versuchte, mit Frauke auf dem Flur Schritt zu halten.
    »Das heißt ›Herr Schwarczer‹ und nicht ›Meister Proper‹, Putensenf.
Und Bildung hat noch nie jemandem geschadet.«
    »Aber Russisch? Wenn Proper in der Ostzone groß geworden ist, dann
war er zu jung, um dort noch Russisch in der Schule gelernt zu haben«,
überlegte Putensenf laut.
    Frauke blieb so abrupt stehen, dass der Kriminalhauptmeister sie
anstieß. »Sie sind ein ewig Gestriger. Die ehemalige DDR gibt es schon lange nicht mehr, und die ›Ostzone‹ ist
ein Relikt aus dem Wortschatz bestimmter Presseorgane der sogenannten
bildungsfernen Schichten.«
    »Ich meine nur …«, sagte Putensenf, aber Frauke war schon
weitergegangen und wartete die Antwort nicht mehr ab.
    »Von Ihnen«, beauftragte Frauke kurz darauf Madsack, »möchte ich
gern wissen, wer die Scheune in Dübbekold angemietet hat. Wie wird die Miete
bezahlt? Wurden außergewöhnliche Aktivitäten beobachtet? Jetzt, wo dieser
Logistikpunkt aufgeflogen ist, müssen wir keine Rücksicht mehr nehmen.«
    »Soll ich persönlich dorthin fahren?«, fragte der Hauptkommissar.
    »Nein! Schicken Sie Ihren Bruder, wenn Sie einen haben.«
    Madsack schluckte. »Was soll ich nun zuerst erledigen?«
    »Alles. Die Organisation fragt auch nicht nach Prioritäten, auch
wenn die Personaldecke enger zu sein scheint, als wir vermutet haben, wenn man
schon Hilfsarbeiter als Kuriere einsetzt.«
    »Sie meinen wirklich, der Türke ist so harmlos?«
    »Absolut.« Damit ließ sie den Hauptkommissar stehen und kehrte in ihr
Büro zurück. »Männer«, murmelte sie leise vor sich hin. »Sind nicht fähig,
mitzudenken. Um alles muss man sich selbst kümmern.«
    »Das ist aber übertrieben«, sagte Ehlers, der unbemerkt
herangetreten war. »Sie sind sehr dynamisch. So habe ich Sie zumindest
kennengelernt. Und ungeduldig. Mehr als arbeiten können die Herren Ihres Teams
auch nicht. Und es sind nicht die Schlechtesten, die sich um Sie versammelt
haben.«
    »Ich habe sie nicht ausgewählt«, erwiderte Frauke bissig.
    »Ein wenig der Verantwortung müssen Sie schon an mich delegieren«,
sagte der Kriminaloberrat. Deutlich schwang der spöttische Unterton in seinen
Worten mit. Dann ließ er sich von Frauke über den aktuellen Stand informieren.
»Sie legen sich anscheinend mit der geballten organisierten Kriminalität der
Landeshauptstadt an«, stellte er abschließend fest. »Dabei machen mir bestimmte
Dinge Sorgen.« Er legte die Stirn in Falten. »So erschließt sich mir nicht,
weshalb man den alten Herrn ermordet hat. Hat man danebengeschossen, und es
galt eigentlich Ihnen?«
    Frauke schüttelte den Kopf. »Dafür sind die Leute zu gut. Es war
Absicht, Friedrich Rabenstein zu ermorden. Es sollte eine Drohung sein. Man
erhofft sich dadurch, dass wir uns zurückziehen. Die Methode, Polizei und
Staatsanwaltschaft einzuschüchtern, mag in Italien erfolgreich sein. Aber das
gilt nicht für hier.«
    »Wenn nur genügend Druck aufgebaut wird, könnte vielleicht dieser
oder jener Kollege schwach werden. Ich meine nicht, dass er sich bestechen
lässt. Aber wenn es um Drohungen gegen die Familie geht, dann …« Ehlers ließ
seinen Satz unvollendet.
    Frauke zeigte auf das Fenster. »Da draußen ist man vielleicht der
Meinung, dass auch in Deutschland Korruption vorherrscht. Sicher gibt es immer
wieder solche Fälle. Aber man mag noch so viel über unsere Behörden und deren
Bedienstete schimpfen – noch herrscht das preußische Pflichtbewusstsein vor.«
    Der Kriminaloberrat lächelte. »Das war ja ein richtiges Plädoyer,
obwohl wir in den eigenen Reihen eine böse Enttäuschung erlebt haben.«
    »Es kommt nicht oft vor, dass ein Polizeibeamter im Dienst zum
Mörder wird. An dieser Stelle gibt es auch noch viel zu erledigen«, sagte sie
mehr zu sich selbst. »Wir haben viele Beweise gegen Bernd Richter, aber am
liebsten wäre mir ein Geständnis.«
    »Richter weiß, dass er dann auch Ross und Reiter nennen muss. Und
der Arm der Organisation reicht mit Sicherheit auch hinter jede Gefängnismauer.
Richter müsste überall um seine Gesundheit, wenn nicht gar um sein Leben
fürchten.«
    »Deshalb hat Simone Bassetti auch gestanden. Damit zieht er alle
Schuld auf sich. Er beharrt darauf, dass die Morde an Marcello Manfredi und
Manuela Tuchtenhagen aus Eifersucht und verschmähter Liebe erfolgt sind. Es
wird noch viel Arbeit für uns bedeuten, ihm ein anderes Motiv

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