Niedersachsen Mafia
Führerschein und
Besitz kleinerer Mengen von Marihuana vorbestraft«, ergänzte der Kollege aus
der Zentrale.
»Dann passt er hervorragend in unseren Kundenkreis«, stellte
Heidenreich fest, nachdem er das Gespräch beendet hatte.
Es war unkompliziert, dem Alfa zu folgen. Unterwegs überholten sie
ein Fahrzeug des MEK , das
ebenfalls dem italienischen Auto hinterherfuhr.
Der Fahrer bog am Dreieck Hannover-Nord ab, befuhr die Eckverbindung
bis zum Dreieck Hannover-West und fädelte sich auf die A 2 Richtung Ruhrgebiet ein.
»Wo will der denn hin?«, fragte Heidenreich erstaunt, erhielt aber
an der nächsten Abfahrt die Antwort, als der Alfa die Autobahn in Garbsen
verließ und über den Westschnellweg bis zum Deisterplatz fuhr. Unterwegs
streiften sie immer wieder Hannovers Hausfluss, die Leine. Der Weg führte an
einem Industriegebiet vorbei, während sich auf der rechten Seite eine endlos
erscheinende Kleingartenkolonie erstreckte. Kurz nach dem Überqueren einer
großen Gleisanlage, Heidenreich vermutete einen Güterbahnhof, bog der Alfa ab
und fuhr auf einen Parkplatz hinter einer großen Halle.
»Wo sind wir hier gelandet?«, fragte Heidenreich.
»Am Großmarkt Hannover«, erwiderte der »Dicke«.
* * *
»Ich war immer der Meinung, die Arbeitsplätze im Landeskriminalamt
wären um ein Vielfaches komfortabler als draußen im Lande.« Mark Heidenreich
sah sich noch einmal demonstrativ um, dann streckte er die Arme aus, dass es in
den Gelenken knackte. »Und der Kaffee ist auch nicht besser.«
»Wollen Sie einen kritischen Reisebericht verfassen?«, fragte Frauke.
»Sie sollten sich nicht daran stören«, mischte sich Putensenf ein
und zeigte mit der Spitze eines Kugelschreibers auf Frauke. » Dobermann! Nomen ist omen.«
»Nomen est omen«, korrigierte ihn Madsack.
Mark Heidenreich grinste. »Zumindest ist es eine muntere Truppe
hier.« Dann berichtete er von der Observation des Überbringers der gefälschten
Arzneimittel an Blechschmidt in Lüneburg, während seine beiden Mitarbeiter
andächtig lauschten.
Frauke hatte ihr Team zusammengerufen.
»Es überrascht mich nur bedingt, dass die Fahrt zum Großmarkt
führte. Ich habe fast damit gerechnet«, sagte sie und sah Madsack an. »Sind Sie
fertig?«
Der Hauptkommissar nickte. Er hatte den SD -Chip aus der Überwachungskamera der Lüneburger auf ein
Notebook überspielt und schaltete jetzt den Beamer ein.
»Den kennen wir doch«, entfuhr es Putensenf. »Das ist der Mann, der
auf dem Großmarkt den Lkw für die Russen beladen sollte. Wir haben ihn gesehen,
als wir das erste Mal bei dem italienischen Gemüseimporteur waren.«
Frauke hatte den Arbeiter auch erkannt.
»Sollen wir uns den vorknöpfen? Der sieht nicht als aus, als wäre er
standhaft«, sagte Putensenf.
»Nein«, fuhr Frauke dazwischen. »Sie waren doch mit – auf dem
Großmarkt. Das ist nur ein kleines Licht. Im Zweifelsfall hat der Mann keine
Ahnung, was er da überhaupt hingebracht hat. Ein unbedeutender Handlanger,
vermutlich Türke.«
»Das sehe ich anders«, versuchte Putensenf einzuwenden, wurde aber
von Frauke mit einem bösen Blick abgestraft.
»Madsack«, wandte sich Frauke an den Hauptkommissar, »Sie eruieren
anschließend, ob wir weitere Informationen über Massimo Trapattoni haben.
Vielen Dank«, verabschiedete sie dann die Lüneburger.
Frauke sah die Mitarbeiter ihres Teams an. »Was gibt es Neues?«,
fragte sie.
Madsack hüstelte verlegen. »Wir haben eine Einlieferung bekommen. Da
ist etwas schiefgelaufen.«
»Nun reden Sie nicht um den heißen Brei herum, Madsack. Wir haben
nicht alle Zeit der Welt.«
»Ja … Also … Der Lkw, der das Gemüse vom italienischen Importeur vom
Hannoveraner Großmarkt nach Weißrussland bringen sollte, als der … Den hat man,
genau genommen eine gemischte Streife von Zoll und Bundespolizei, kurz vor dem
Grenzübergang Pomellen abgefangen. Das ist an der polnischen Grenze bei
Stettin. Dabei haben sie hinter dem Gemüse ein Motorrad entdeckt, eine Moto
Guzzi.«
Frauke war außer sich. »Welcher Schwachkopf ist dafür
verantwortlich?«, rief sie aufgebracht in die Runde.
Die Männer ihres Teams schienen sich wegzuducken. Putensenf nestelte
an der Knopfleiste seiner Jacke herum, nahm dann die Brille ab und suchte
imaginäre Staubkörnchen, Madsack kramte in seiner Sakkotasche, zog eine Tüte
mit Vitaminbonbons heraus und versuchte, den Kollegen davon anzubieten, und
Schwarczer prüfte diskret den Sitz seines
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