Niedersachsen Mafia
nachzuweisen.«
»Außerdem hat er mit Dottore Alberto Carretta einen Anwalt, der mit
allen Wassern gewaschen ist«, sagte Ehlers. »Der Alte spielt damit, dass er
gebrechlich wirkt und älter aussieht, als er ist. Hinter der dicken Hornbrille
wohnt ein wacher Geist.«
»Kann man vermuten, dass Carretta ein Advokat der Mafia ist?«
»Mafia.« Der Kriminaloberrat hatte das Wort gedehnt ausgesprochen.
»So nennt der Laie es, wenn man eine kriminelle Vereinigung hinter den
Straftaten vermutet. Ich würde lieber von der Organisation sprechen, solange
wir nicht wissen, wer dahintersteckt. Mich überrascht auch, dass es plötzlich
eine Verbindung zwischen den Italienern und den Russen geben soll.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Frauke. »Irgendwie müssen
die Medikamente ja nach Deutschland. Der Zoll ist inzwischen hellhörig geworden
und hat gute Methoden entwickelt, solche Lieferungen, wenn sie per Luftfracht
kommen, abzufangen. Da muss man sich anderer Wege bedienen. Es scheint so, als
wäre die Ostgrenze der Europäischen Union eine Schwachstelle. Wenn man dort in
großen Mengen Zigaretten schmuggeln kann, sollte es auch möglich sein,
Medikamente zu schmuggeln. Natürlich gibt es keine Beweise, aber mir scheint,
dass dieser italienische Gemüseimporteur eine Drehscheibe ist. Wir werden das
Unternehmen im Auge behalten.«
»Wenn Sie Unterstützung brauchen, steht Ihnen meine Tür jederzeit
offen«, sagte Ehlers zum Abschluss.
»Ich muss Sie noch einmal stören«, meldete sich dafür Madsack, der
in der Tür mit dem Kriminaloberrat zusammengestoßen war. Er legte Frauke einen
Computerausdruck auf den Schreibtisch. »Trapattoni«, erklärte er. »Das ist ein
alter Bekannter. Der Mann ist vierunddreißig Jahre alt und hat eine
bemerkenswerte Karriere hinter sich gebracht, vom Carabiniere zum vorbestraften
Türsteher eines zweifelhaften Sexclubs.«
»Carabiniere?«, fragte Frauke. »Was ist das für eine Welt. Mit
Richter haben wir einen kriminellen deutschen Polizisten, nun einen
italienischen.«
Madsack räusperte sich und legte dann den Zeigefinger auf die
wulstigen Lippen. »Die Carabinieri sind nicht mit uns vergleichbar. Es handelt
sich um eine paramilitärische Einheit, die besondere Aufgaben wahrnimmt, etwa
vergleichbar mit unserer Bundespolizei, dem ehemaligen Grenzschutz, aber auch
wiederum nur zum Teil.« Er bewegte seine Hand hin und her. »Irgendwie so ein
Mittelding zwischen Polizei und Militär.«
»Weshalb betätigt sich so einer jetzt im Rotlichtmilieu?«
»Das geht aus unseren Unterlagen nicht hervor. Irgendwann ist
Trapattoni ausgeschieden und nach Deutschland gekommen. Das war vor drei
Jahren. Soweit uns bekannt ist, arbeitet er seitdem als Türsteher. Das ist
zumindest die offizielle Diktion.«
»Und für welches Bordell?«, fragte Frauke.
»Das Etablissement liegt in der Reitwallstraße …«
Frauke stutzte. »Wie heißt die Straße mit dem Bordell?«
»Reitwallstraße«, erwiderte Madsack.
Frauke schmunzelte. »Da scheint der Name Programm zu sein.«
»Das Bordell gehört formell Danielo Battaligia«, fuhr Madsack fort
und ging nicht auf Fraukes Anmerkung ein. »Man vermutet aber, dass der nur
vorgeschoben ist und Igor Stupinowitsch dahintersteckt. Nur nachzuweisen war es
bisher nicht.«
Frauke rieb sich über die Augen. »Stupinowitsch. Der betreibt doch
angeblich einen Gemüsehandel und bezieht seine Ware vom italienischen
Gemüseimporteur Giancarlo Rossi.«
»Der aber auch nur ein Strohmann ist«, warf Madsack ein.
»Und Stupinowitsch gehört das Motorrad, mit dem aller
Wahrscheinlichkeit nach die Mörder Friedrich Rabensteins unterwegs waren.
Welche Verbindung gibt es zwischen den Italienern und den Russen?«
»Darf ich?«, fragte der Hauptkommissar und ließ sich mit einem
Ächzen auf den Besucherstuhl nieder. »Die Geschäftsbeziehung scheint klar zu
sein. Rossi liefert Gemüse nach Russland. Das ist aber offensichtlich nur ein
Vorwand, denn die Ware vergammelt am Zielort. Auf der Rückfahrt nach
Deutschland schmuggelt die Bande gefälschte Medikamente.«
»Die sind ausgesprochen geschickt«, sagte Frauke nach einer Weile.
»Angeblich verkaufen sie das Gemüse zu einem hohen Preis an die Russen. Nein,
Madsack. Die bezwecken damit etwas ganz anderes. Mit dem überhöhten
Verkaufserlös macht der italienische Gemüseimport einen hohen Gewinn. Der wird
ordnungsgemäß versteuert. Wissen Sie, was da geschieht?«
Madsack sah sie ratlos an.
»Da wird Geld
Weitere Kostenlose Bücher