Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
nennt man es Freudenhaus«, murmelte Frauke halblaut vor
sich hin.
    »Bitte?«, fragte Schwarczer, der ihren Gedanken nicht erraten
konnte.
    »Ach, nichts.«
    Manche Häuser wirkten, als wären sie vor nicht allzu langer Zeit
erbaut worden. Zwischen einem geklinkerten Neubau und einem Haus mit
Putzfassade, an dessen Tür schlicht »Zu den Girls« als einziger Hinweis den
Geschäftszweck verriet, stand das schäbigste Haus der Straße, ein in
schmutzigem Schweinchenrosa gestrichenes Gebäude, von dem an zahlreichen
Stellen der Putz abfiel.
    »Stupinowitschs Bordell gehört nicht zu den Edeletablissements der
Stadt«, sagte Frauke.
    »Die reichsten Deutschen betreiben auch keine Gourmettempel, sondern
Discountketten«, antwortete Schwarczer. »Mit Masse kann man offensichtlich mehr
Geld verdienen als mit Klasse.«
    Sie passierten eine Gruppe von zwei schon fast ordinär
zurechtgemachten Frauen und einem langmähnigen blonden Mann, der beim
Näherkommen älter aussah als aus der Distanz.
    »Hi, Tom«, grüßte der Schönling.
    Schwarczer beschränkte sich darauf, als Antwort andeutungsweise
seine Hand zu heben.
    »War das …?«, hörte Frauke hinter ihrem Rücken eine der Frauen mit
einem harten osteuropäischen Zungenschlag fragen.
    »’n Bulle, ist aber ganz okay«, antwortete der Blonde.
    Schwarczer hielt vor einer dunklen Holztür an, die von außen arg
ramponiert aussah, so als wäre es gang und gäbe, dass Besucher mit Gegenständen
und Fußtritten auf die Pforte einschlugen.
    Frauke sah sich um. Kein Schild, keine Leuchtreklame, nicht ein
einziger Hinweis deutete auf den Sexclub hin. »Wie findet man das?«, fragte
sie.
    »Das weiß man. Der Laden ist in und lebt von der
Mund-zu-Mund-Propaganda.« Schwarczer drückte auf einen unscheinbaren
Klingelknopf und wies auf das Objektiv einer Kamera, das auf den
Eingangsbereich gerichtet war. Nichts rührte sich. Erneut betätigte der
Kommissar die Klingel. Diesmal ließ er seinen Finger auf dem Knopf. Nach kurzer
Zeit meldete sich eine Stimme, der deutlich die italienische Muttersprache
anzuhören war. »Hau ab, du Arsch, und vögel deine Oma woanders.«
    Schwarczer ließ sich dadurch nicht beirren und behielt seinen Finger
auf der Klingel.
    »Wenn du deine Dreckspfoten nicht runternimmst, komme ich raus, und
du kriegst was in die Fresse.«
    Mit der linken Hand zeigte der Kommissar den Stinkefinger, während
er weiterläutete.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und ein breitschultriger Mann
mit einem Dreitagebart und zu einem langen Zopf zusammengebundenen Haaren
stürmte heraus und wollte sich auf Schwarczer stürzen. Der schien das erwartet
zu haben, machte einen halben Schritt zur Seite, packte den Mann am rechten Arm
und drehte den auf den Rücken, sodass der Angreifer überrascht aufschrie. Mit
der linken Hand fasste Schwarczer ihn am Zopf und zog so kräftig an den Haaren,
dass der Mann in die Knie ging.
    »Polizei«, sagte Schwarczer in aller Ruhe, als wäre nichts
geschehen. »Wir werden jetzt hineingehen und ein wenig miteinander sprechen.
Ist das klar?«
    »Leck mich, du Wichser«, erwiderte der Mann.
    Schwarczer verstärkte den Druck auf dem Rücken, sodass der Türsteher
aufstöhnte.
    »Ist das klar?«, fragte Schwarczer erneut.
    Als der Mann nickte, lockerte der Kommissar den Griff, ohne ihn ganz
freizugeben, und zerrte den Türsteher in das Etablissement.
    Frauke war erstaunt, welche Methoden der junge Beamte anwandte. Es
waren nicht ihre, trotzdem maßregelte sie ihn nicht. Anders hätten sie keinen
Zugang erhalten.
    »Sind Sie Trapattoni?«, fragte sie.
    »Interessiert das die Nutte?«, stöhnte der Mann auf und gab gleich
darauf einen weiteren Schmerzenslaut von sich, als Schwarczer an den Haaren
zog.
    »Wohin?«, fragte Schwarczer und schob den Italiener in ein kleines
Kabuff, das als Lager für Leergut diente und in dem ein wackliger Tisch und
zwei Holzstühle standen. Es roch muffig nach abgestandenem Bier und kaltem
Zigarettenrauch, der von einem überquellenden Aschenbecher ausging.
Offensichtlich diente das schmutzige Loch dem Türsteher als Aufenthaltsraum.
Eine grell geschminkte Frau sah die drei mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Verpiss dich«, schrie der Türsteher sie an. Hastig drückte sie ihre
Zigarette aus und verschwand.
    Schwarczer gab dem Mann einen Stoß, dass er in die aufgetürmten
Getränkekisten fiel und unter dem zusammenbrechenden Stapel begraben wurde.
»Das ist für die Oma«, sagte er gelassen.
    Mühsam rappelte sich

Weitere Kostenlose Bücher