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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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sie ihm.

SIEBEN
    Die Sonne stand zu dieser Jahreszeit schon merklich flacher am
Horizont. Sie begrüßte den neuen Tag erst, nachdem die Helligkeit die Nacht
schon eine Weile abgelöst hatte. Dann dauerte es noch, bis sie einen solchen
Stand erreicht hatte, dass sie schräg durch das Fenster fiel und sich an der
Wand mit der Textiltapete ein verschobenes Rechteck abzeichnete, dessen untere
Ecke halb die Hundertwassergrafik beleuchtete, die die Wand zierte. Es war ein
schwacher Schein, da ein milchiger Schleier am Himmel hing und die Sonne um
diese Jahreszeit nicht mehr die Kraft des Sommers besaß.
    Frauke betrachtete das Bild. Ihre Augen wanderten durch den Raum,
erfassten den Einbauschrank mit den aufgesetzten Leisten an den Türen, das
passende Sideboard, den bequemen Sessel mit dem kleinen Tisch, den modernen
Flachbildfernseher. Ihre Hand tastete zur Seite, erspürte eine Bettdecke, und
als sie über die Schulter sah, erkannte sie die zweite Hälfte des Doppelbetts.
Es war unbenutzt.
    Auf dem Nachttisch stand eine Flasche Pellegrino, daneben ein
unberührtes Glas. Ihr Blick fiel auf die Uhr. Es war halb acht. Der Raum sah
aus wie ein komfortables Hotelzimmer, aber eben wie ein Hotel. Es war nicht das
Hotel, in dem sie die Nächte seit ihrer Ankunft in Hannover zugebracht hatte.
Sie kniff die Augen zusammen und rieb sich über die Lider. Langsam tauchten die
Erinnerungen an den Vorabend auf. Georg. Sie hatten Rotwein getrunken, bis sie
eine unendliche Müdigkeit überkam. Georg hatte ihr den Arm geboten und sie ins
Obergeschoss begleitet. Jetzt lag sie hier – in diesem fremden Bett. Ein
Schreck durchfuhr sie. Sie stützte sich auf den Ellenbogen und sah auf dem
Fußboden vor ihrem Bett ihre Jeans und den hellen Pullover liegen, den sie
gestern getragen hatte. Sie streckte die Hand unter die leichte und angenehm
warme Decke und spürte, dass sie ihren Büstenhalter trug. Ihre Hand rutschte
weiter abwärts und stieß mit den Fingerkuppen an den Bund ihres Slips. Was
hatte das zu bedeuten? Natürlich wusste sie um die Wirkung von K.-o.-Tropfen.
Ausgerechnet ihr musste es widerfahren, dass sie beim zwischenzeitlichen Gang
auf die Toilette nicht damit rechnete, dass ihr jemand etwas ins Glas
schüttete. Ein Schauder durchfuhr sie bei dem Gedanken. Sie war bestimmt kein
Kind von Traurigkeit, aber den Partner für gewisse Stunden wollte sie sich
schon selbst aussuchen.
    Frauke kostete es Überwindung, die Erkundung fortzusetzen. Ihre Hand
fuhr unter den Bund des Höschens, tastete sich langsam vorwärts, bis sie die
Slipeinlage spürte, die sie gestern nach dem Duschen eingelegt hatte. Zumindest
war der Mann nicht mit Brachialgewalt über sie hergefallen, sonst hätte der
Zellstoff nicht mehr an diesem Platz gelegen. Sie schloss die Augen und ließ
ihre Hand weiter erkunden. Nichts. Es gab keine Anzeichen dafür, dass Georg ihr
Gewalt angetan oder ihren Blackout ausgenutzt hatte. Überrascht hielt sie inne.
    Merkwürdig war auch, dass sie keine Kopfschmerzen verspürte, keinen
Kater und keine Nachwirkungen der K.-o.-Tropfen. Ein leichtes Hungergefühl
stellte sich ein, aber keine Übelkeit. Mit Schwung stand sie auf, ging ins
Badezimmer und fand dort alles so vor, wie sie es gestern nach dem Duschen
verlassen hatte. Einer Eingebung folgend ging sie, die Zahnbürste im Mund, zur
Tür des Apartments, die den kleinen Flur zum Rest des Hauses begrenzte. Dort
steckte der Schlüssel von der Innenseite. Millimeterweise bewegte sie die
Türklinke. Der Raum war abgesperrt. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern,
aber demnach musste sie selbst die Tür hinter sich verschlossen haben. Demnach
war es auch möglich, dass sie sich selbst ausgekleidet und ins Bett gelegt
hatte. Mit einem Achselzucken und merklich gehobener Stimmung kehrte sie ins
Bad zurück und unterzog sich der Morgentoilette.
    Als sie eine halbe Stunde später die Treppe hinunterkam, empfing sie
Georg mit einem Lächeln in der Diele. Er hatte die Tür, aus der er
herausgetreten war, nur angelehnt. Verführerischer Kaffeeduft stieg ihr in die
Nase.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen. Und
erholsam.«
    »Was haben Sie mir in den Rotwein getan?«, erwiderte sie anstelle
eines Grußes und stemmte dabei die Fäuste in die Hüften.
    »Ach?« Er zog die linke Augenbraue in die Höhe. »Sie haben es
bemerkt?« Er fasste sie mit beiden Händen an die Schläfen. »Und? Spüren Sie
etwas?«
    »Was geht es Sie an«, fauchte sie zurück.
    Er

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