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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ist unprofessionell und kontraproduktiv«, schimpfte Frauke.
»Worüber haben Richter und sein Besucher gesprochen?«
    »Ich bin nicht allwissend.«
    »Dann sagen Sie mir wenigstens, wer der Besucher war.«
    »Moment.« Frauke hörte, wie der Telefonhörer auf den Tisch gelegt
wurde. Dann dauerte es eine Ewigkeit. Frauke hatte den Eindruck, der Beamte
ließ sie extra lange warten, bis er sich wieder meldete. »Eberhard Annenmeyer.«
    »Fein. Und wer ist das?«
    »Ich kenne ihn nicht persönlich. Er hat sich ausgewiesen und wohnt
in Wittingen.«
    »Weiter. Alter, Anschrift. Beruf.«
    »Annenmeyer wohnt in der Spörkenstraße und ist dreiundvierzig Jahre
alt. Leider sind hier weder Schuh- noch Hutgröße vermerkt.«
    »Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus. Was ist Annenmeyer von Beruf?«
    »Das Gleiche wie Sie, vermutlich nur von einer etwas freundlicheren
Art.«
    »Der Mann ist Polizist?«
    Der Beamte am anderen Ende der Leitung bestätigte es noch einmal.
Dann beendete er ziemlich frostig das Gespräch.
    Frauke schüttelte den Kopf. »Dilettantisch«, schimpfte sie und
schüttelte den Kopf. »Das wäre in Flensburg nie passiert.« Sie suchte die
Telefonnummer heraus und rief in Wittingen an. Zunächst hatte sie Schwierigkeiten,
den Teilnehmer zu verstehen, weil im Hintergrund überlaute Musik dröhnte.
    »Geht’s auch leiser?«, fragte sie.
    »Nö«, antwortete eine Stimme an der Grenze zwischen Knabenchor und
Jungmann, bequemte sich aber doch, die Lautstärke zu drosseln.
    »Ich möchte Eberhard Annenmeyer sprechen.«
    »Der ist nicht da.«
    »Ist das dein Vater?« Frauke unterstellte, dass es sich um den Sohn
handelte. Sie hatte das Du gewählt. Prompt erwiderte der junge Mann: »Was
willst du denn von ihm?«
    »Gibt es Themen, die nur Erwachsene etwas angehen?«
    »Dann versuch doch selbst, ihn zu erreichen«, erwiderte der Sohn,
wie Frauke vermutete, nachdem er nicht bestritten hatte, dass Annenmeyer sein
Vater sei.
    Frauke reichte es. Nach dem merkwürdigen Auftreten von Georg,
Putensenfs unbefriedigenden Nachrichten und dem unfreundlichen Vollzugsbeamten
hatte der junge Mann das Fass zum Überlaufen gebracht.
    »Hör mal zu, du Schnösel. Hier ist das Landeskriminalamt. Und wenn
du mir nicht augenblicklich sagst, wo ich deinen Vater erreichen kann, hat das
ausgesprochen unangenehme Konsequenzen für dich. Und für deinen alten Herrn.
Ist das klar?« Die letzten Worte waren so scharf ausgesprochen worden, dass es
einen Augenblick ruhig blieb im Hörer. Sichtlich kleinlauter meldete sich der
Junge wieder.
    »Der ist zum Dienst.«
    »In Wittingen?«
    »Ja.«
    »Wie heißt du? Damit ich deinem Vater erzählen kann, welchen
Naseweis er sich da herangezogen hat.«
    »Philipp«, kam es über die Leitung, dem ein gehauchtes
»Entschuldigung« folgte.
    »Denk das nächste Mal nach«, riet ihm Frauke, »und hör dir
anständige Musik an, du oller Klütenkacker.« Dann legte sie auf in der
Gewissheit, dass Philipp Annenmeyer ihre letzten Worte nicht verstanden hatte.
    Frauke war zunächst versucht, Richter zu befragen, entschied sich
dann aber doch, nach Wittingen zu fahren, um von Annenmeyer zu erfahren, was
den Mann bewogen hatte, Bernd Richter im Untersuchungsgefängnis zu besuchen.
    Sie besorgte sich aus dem Automaten einen Becher Kaffee und ärgerte
sich über sich selbst, dass sie an einem Sonnabend oder Samstag, wie man hier
zu sagen pflegte, der Versuchung erlegen war. Das Gebräu war abgestanden und
schmeckte abscheulich. Nun hatte sie Geld geopfert, nur um die Leitung im
Automaten zu reinigen.
    Frauke atmete tief durch, als sie merkte, dass sie mit allem und
jedem unzufrieden war. Ihr Missmut übertrug sich auch auf ihre Fahrweise. Es
schien ihr, als wären an diesem Samstag nur Leute unterwegs, die es darauf
abgesehen hatten, sie zu ärgern. Hinter Gifhorn fuhr sie durch das große Moor
und das lang gestreckte Straßendorf Neudorf-Platendorf, das vor vielen Jahren
bundesweit durch ausgedehnte Moorbrände in die Schlagzeilen geraten war, als
auch – so schien es Frauke in der Erinnerung – die halbe Lüneburger Heide in
Flammen gestanden hatte. Zur Rechten verbarg sich der bei Soldaten ungeliebte
Truppenübungsplatz Ehra-Lessien, dahinter das VW -Versuchsgelände
mit der Hochgeschwindigkeitsteststrecke.
    Frauke war mit sich selbst zufrieden, da sie, zumindest in groben
Zügen, um diese regionalen Besonderheiten wusste.
    Die Kleinstadt Wittingen zeigte sich von der ruhigen Seite, die
Frauke erwartet hatte. Hier,

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