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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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fernab der großen Zentren, wo die nächsten Städte
Gifhorn, Salzwedel oder Uelzen hießen, schien alles eine Spur beschaulicher
abzulaufen. Das Leben der Menschen war einen Gang heruntergeschaltet. Wer sich
daran gewöhnt hatte, dachte Frauke, hatte für sich selbst mit Sicherheit
Lebensqualität gewonnen. Auch wenn die nahe ehemalige deutsch-deutsche Grenze
schon lange nicht mehr existierte, hatte Wittingen immer noch eine »Randlage«.
    Das Polizeikommissariat war in einem unscheinbaren Gebäude am Grünen
Weg, unweit des Krankenhauses, untergebracht. Von außen wirkte das Haus mit dem
weißen Putz und dem roten Ziegeldach wie ein größeres Einfamilienhaus. Vor dem
Haus parkten ein älterer Audi sowie der Streifenwagen.
    Frauke musste eine Weile warten, bis ihr ein behäbig wirkender
älterer Beamter mit grauen Haaren öffnete und sie mit hochgezogener Augenbraue
ansah.
    »Ich möchte den Kollegen Annenmeyer sprechen«, sagte Frauke, hielt
dem Polizisten ihren Dienstausweis direkt vor die Nase und schob hinterher:
»Dobermann. Ich komme vom LKA .«
    »Ja, aber …«, sagte der Mann verdutzt.
    »Wollen Sie mich vor der Tür stehen lassen?«
    Der Beamte trat zur Seite. »Nein«, stotterte er. »Kommen Sie bitte
mit, Frau äh …«
    Frauke unterließ es, ihren Namen zu wiederholen, und folgte dem
Polizisten in einen Aufenthaltsraum, in dem ein zweiter Beamter saß und aufsah.
    »Eberhard. Da ist jemand vom LKA und will zu dir.«
    »Zu mir?« Annenmeyer war rotblond, hatte aufgeblasene rote Wangen
wie das Kind auf der Zwiebackpackung und sah Frauke erstaunt an. An den beiden
silbernen Sternen auf der Schulterklappe erkannte Frauke, dass Annenmeyer
Oberkommissar war. Er schob eine Papiertüte mit Berlinern zur Seite, aus denen
sich die beiden Beamten offenbar bedient hatten.
    Frauke drehte sich zum zweiten Polizisten um. »Ich würde gern allein
mit dem Kollegen sprechen.«
    Der Grauhaarige zuckte die Schultern, murmelte: »Ich bin im Büro«,
und verließ den Raum.
    Frauke folgte ihm. »Ich sagte: allein !« und schloss die Tür so schwungvoll, dass es knallte, nachdem der
Beamte sie mehr als einen Spalt offen stehen lassen wollte.
    Die Aktion hatte Annenmeyer sichtlich beeindruckt. Er sah Frauke aus
großen Augen unsicher an.
    »Sie haben Bernd Richter im Untersuchungsgefängnis in Hannover
besucht. Warum?«
    Annenmeyer öffnete den Mund, als wollte er antworten, doch dann
schloss er die Lippen wieder. Er presste sie zusammen, als fürchtete er, etwas
Ungewolltes auszusprechen.
    »Annenmeyer, Sie sind Polizist und kennen die Spielregeln. Richter
wird dringend des Mordes verdächtigt. Und das an einem Kollegen, an einem
Polizisten wie Sie und ich.«
    »Das muss noch bewiesen werden«, sagte der Beamte. Es klang trotzig.
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Wer hat Ihnen so etwas erzählt?
Richter?«
    »Bernd und ich waren zusammen in der Ausbildung, damals in
Hannoversch Münden. Anschließend haben wir uns in Braunschweig wiedergetroffen
und waren dort zwei Jahre zusammen, bis …« Der Mann sah an Frauke vorbei, bevor
er fortfuhr. »Bis Bernd zur Kripo ging. Ich blieb noch in Braunschweig, bis ich
hierherkam.«
    »Was verbindet Sie mit Richter?«
    »Wir waren Kollegen, gute Kollegen. Als Polizist fällt es schwer,
Freundschaften zu schließen. Der Dienst – und so. Sie können kaum einem
geregelten Hobby nachgehen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich der
Freundeskreis oft auf die Kollegen ausrichtet.«
    »Sie sind also mit Richter befreundet?«
    »Ja.« Annenmeyer sprach leise. »Obwohl der Kontakt mal intensiver,
dann wieder etwas lockerer war. Wir haben uns unregelmäßig gesehen.«
    »Für eine lockere Freundschaft ist es aber ungewöhnlich, dass Sie
Ihren Kumpel Richter in der Untersuchungshaft besuchen.«
    Annenmeyers Hände strichen nervös über die Tischplatte, als würde er
etwas wegwischen wollen.
    »So locker war die Verbindung doch nicht.«
    »Hatten Sie einen triftigen Grund, mit Richter zu sprechen?«
    »Nun – ja. Wie gesagt … Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bernd
ein Mörder ist.«
    »Das glaubt man von den wenigsten Tätern.« Frauke kniff die Augen
ein wenig zusammen und musterte Annenmeyer, der immer nervöser wurde und sich
wegduckte, als könnte er sich dadurch unsichtbar machen.
    »Führen Sie mich nicht an der Nase herum. Das haben heute schon
andere versucht. Warum hat Richter um Ihren Besuch gebeten?«
    Annenmeyer sah sie aus weit geöffneten Augen an. »Wieso?

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