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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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und gefälschte Medikamente.«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Nur gehört?«
    »Sicher. Glauben Sie, ich habe es nötig, mich mit solchen
Machenschaften von Kleinkriminellen auseinanderzusetzen?«
    »Sie sind für die großen Dinge
zuständig?«
    Stupinowitsch ließ ein »Pah« hören, angelte nach einem Humidor und
zündete sich umständlich eine Zigarre an. Er ließ sich Zeit und rauchte die
Zigarre genussvoll an. Nach jedem vollen Zug, bei dem sich seine Wangen nach
innen zogen, stieß er den Rauch kunstvoll in die Luft und besah sich die
glühende Spitze, ließ die Zigarre leicht kreisen und nickte zufrieden über die
feine weiße Asche, die auf ein außergewöhnliches Blatt schließen ließ.
    »Ich bin Geschäftsmann. Wie Sie wissen, handele ich mit Obst und
Gemüse. Die Waren sind in meiner Heimat heiß begehrt. Es sind die neuen
Reichen, wie Sie es im Westen nennen, die, ohne auf den Rubel zu achten,
Qualität kaufen.«
    »Auf die scheinen Sie bei der Einrichtung Ihres Sexclubs nicht
geachtet zu haben.«
    Stupinowitsch schmauchte seelenruhig und genussvoll an seiner
Zigarre. »Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Es war unverzeihlich von mir,
dass ich mich nicht persönlich um das Geschäft gekümmert habe. Battaligia hat
es heruntergewirtschaftet. Dieser Mensch hat meinen guten Ruf ruiniert. Ich war
schockiert, als ich von der Razzia hörte.«
    »Ich wundere mich, dass Dottore Carretta noch nicht vorstellig
geworden ist und in Ihrem Namen bei uns protestiert hat«, sagte Frauke, und der
Zynismus troff aus jedem Wort.
    »Sie meinen den Anwalt meines italienischen Geschäftspartners?«
    »Mateo Zafferano.«
    »Ja. Don Mateo. Carretta ist nicht mein Rechtsanwalt.«
    »Sondern?«
    »Dr. Eigelstein, Knappe & Collegen.«
    Frauke warf Schwarczer einen schnellen Blick zu. Der Kommissar
nickte unmerklich. Das hieß, er kannte die Kanzlei. Für Stupinowitsch
unsichtbar streckte Schwarczer den Daumen in die Höhe. Daraus schloss Frauke
auf die Seriosität der Kanzlei.
    »Wann werden die sich bei uns melden?«
    »Warum?«, fragte Stupinowitsch und zog seine buschigen Augenbrauen
in die Höhe. »Ich sagte schon, dass es mein Fehler war, Battaligia zu
vertrauen. Ich habe den Mann fristlos hinausgeworfen.«
    »Sie wollen behaupten, Sie hätten von alldem nichts gewusst?«
    »Ich habe so viele geschäftliche Interessen, da kann ich nicht jedem
kleinen Laden hinterher sein.«
    »Immerhin wurde dort mit Drogen und gefälschten Medikamenten
gehandelt.«
    »Ich habe gehört, dass hierfür der Türsteher verantwortlich ist,
dieser …« Stupinowitsch schnippte mit den Fingern.
    »Trapattoni«, half Frauke weiter.
    »Ja, lustiger Name. Ich habe volles Vertrauen in die Polizei. Sie
werden den Mann zur Rechenschaft ziehen.«
    »Darf ich ehrlich sein? Ich bin erstaunt über Ihre Gelassenheit. Ich
hatte erwartet, dass Sie sich laut über den Polizeieinsatz beschweren würden.«
    »Das kostet mich viel Geld. Das tut weh. Dafür werde ich das Lokal
umgehend renovieren lassen. Ich habe gehört, dass es dort grässlich ausgesehen
haben muss.« Der Russe schüttelte sich demonstrativ, um gleich im Anschluss voller
Wohlbehagen an seiner Zigarre zu ziehen. »Ich hoffe, mit neuem Personal wird
man schnell vergessen, wie sehr der Ruf unter Battaligia gelitten hat.«
    Frauke staunte über diese Reaktion. Ihr Plan, durch viel Aufsehen
einen Dorn ins Fleisch der Organisation zu setzen, schien nur zum Teil
aufgegangen zu sein. Wie mächtig waren die Hintermänner, wenn sie mit großer
Gelassenheit das Etablissement mit anderen Tapeten an den Wänden
weiterbetrieben? Tatsächlich gab es derzeit keine stichfesten Beweise gegen Stupinowitsch,
den Frauke für den Mann hinter den Kulissen hielt. Battaligia war nur ein
kleines Licht und Massimo Trapattoni der Handlanger für die schmutzigen
Geschäfte. Hatte die Polizei sich getäuscht? War die Organisation gar nicht
südländisch geprägt, sondern gehörte zum Sammelbegriff »Russenmafia«? Sicher
trug dazu bei, dass Stupinowitsch italienische Mitarbeiter beschäftigte. Wenn
es wirklich keine Verbindung zum Gemüseimporteur gab, war das ein geschickter
Schachzug. Dem widersprachen aber die Ermittlungsergebnisse. Das aufgebauschte
Geschäft des Gemüseimporteurs und die nicht sehr erfolgreichen Stände auf den
Wochenmärkten, die angeblich blendend liefen, deuteten auf Geldwäsche hin.
Warum war Giancarlo Rossi so erbost, dass sein türkischer Mitarbeiter mit einer
Tageseinnahme untergetaucht

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