Niederschlag - ein Wyatt-Roman
Gesten.
Er stieg in den Express nach Frankston. DreiÃig Minuten später saà er in einem Zug Richtung Westernport Bay. Es war später Vormittag, als Wyatt in Hastings ausstieg, einer von einer Hand voll Reisender, die vom Einkauf aus der Stadt zurückkehrten.
Er schlenderte die HauptstraÃe hinunter. Gegenüber der neuen Bibliothek befand sich ein Trödler. Er betrat den Laden, stellte die Plastiktüten mit den Küchenutensilien auf den Tresen, nickte, ging wieder hinaus und in Richtung Anlegestelle.
Wyatts Einschätzung nach müsste Liz Redding derweil Heneker bereits befragen. Es käme ihr nicht in den Sinn, dass die Juwelen auf der Yacht sein könnten. Reine Spekulation, sicher, aber vielleicht hatten sie die Yacht tatsächlich noch nicht sichergestellt. Vielleicht lag sie noch vor Anker.
Reine Spekulation ... Wyatt fand die Yacht, vertäut im Yachthafen, abgesperrt mit gelbem Band.
Er ging zurück zur HauptstraÃe. Hätte er am Eingang der Bibliothek nicht einen Schritt beiseite gemacht, wäre er um ein Haar mit einer Bibliothekarin zusammengestoÃen. Sie war jung, blond und ein wenig burschikos und sie warf ihm einen Blick zu, als er sich an ihr vorbei ins Foyer quetschte, zum öffentlichen Telefon marschierte und einige Münzen einwarf. Wyatt wollte Informationen über Flüge nach King Island. Um vier Uhr nachmittags flog eine Maschine ab. Er reservierte einen Platz, sah auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass er noch vier Stunden überbrücken musste.
SECHS
Im Polizeipräsidium verlieà eine hektische Liz Redding den Aufenthaltsraum. Kaffee schwappte über ihre Finger. Sie hatten Heneker im Befragungsraum.
Zwei Männer leisteten ihm Gesellschaft â Superintendent Montgomery, der den Eindruck machte, er sei dem Ganzen nicht gewachsen, und Gosse, der neue Inspector. Liz mochte Gosse nicht. Sie hatte ihn bisher nicht einmal lächeln sehen; mehrmals die Woche brachte er Schreibkräfte und Büroangestellte zum Weinen; wenn er mit jemandem sprach, blickte er an ihm vorbei, als wäre er Luft.
Montgomery erhob sich schwerfällig. »Treten Sie näher, Sergeant Redding.«
Gosse runzelte die Stirn, als habe er Einwände, zuckte jedoch lediglich mit den Achseln und wandte sich von ihr ab. Es hat schon angefangen, dachte Liz. Gosse will mich rausekeln und Montgomery dazu bringen, ganz fix dasselbe zu tun.
Der Raum war klein und kaum möbliert. Liz streifte Heneker mit einem Blick. Er war der Letzte, der Wyatt gesehen oder mit ihm gesprochen hatte, und sie spürte erstaunlicherweise das Bedürfnis, mit ihm allein zu sein, ihn zu fragen, ob es Wyatt gut gehe, auch wenn der ihr etwas in den Kaffee getan und sich aus dem Staub gemacht hatte. Sie war mit einem Brummschädel aufgewacht, sofort im Bilde, was geschehen war. Sie hatte Montgomery aus einer Telefonzelle in Hastings angerufen und er hatte daraufhin die Versicherung alarmiert.
Heneker â eine eher unauffällige Erscheinung â hatte bei der Auseinandersetzung im Parkhaus Federn gelassen. Er wischte sich Schmutzkrümel von den Knien seiner Hose und bearbeitete einen Ãlfleck mit einem feuchten Taschentuch. Seine Krawatte hing schief, sein Jackett war zerknittert, der Kragen verrutscht.
»Was soll ich Ihnen noch erzählen?«, sagte er und blickte Gosse an.
Liz formulierte in Gedanken eine Frage, wurde aber plötzlich von Gähnen übermannt, so heftig, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor.
»Sergeant Redding?«
Sie schluckte ihren Kaffee hinunter. »Alles in Ordnung, Sir.«
»Fahren Sie fort, Inspector.«
»Mr. Heneker â «
Heneker sah hoch. »Wird das mitgeschnitten? Ich will einen Anwalt.«
»Sie sind doch nicht festgenommen, Herrgott noch mal! Nur ein paar Fragen â «
»Dann kann ich nach Hause gehen?«
»Selbstverständlich«, sagte Liz.
Gosse verzog angesichts der Unterbrechung den Mund und warf seinen Kugelschreiber hin.
Heneker nutzte das aus. Er legte den Kopf ein wenig schief, verengte die Augen zu Schlitzen und sah Liz an. »Sie sehen auch nicht gerade taufrisch aus, wenn ich das mal so sagen darf.«
Eine Grundregel lautete: Lass nie zu, dass die Mistkerle dir Fragen stellen. Liz sagte: »Fangen wir noch mal von vorn an. Haben Sie einen Anruf bekommen? Einen Besuch?«
»Einen Anruf.«
»Nachdem wir mit Ihnen Verbindung aufgenommen
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