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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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keinerlei Risiko verbunden, also beschloss er, es einfach so hinzunehmen.
    Â»Bin nie erwischt worden, nicht mal in Verdacht geraten. Ich arbeite allein. Wenn ich etwas aufgable, was ich selbst nicht an den Mann bringen kann, gibt es einen Typ, der das für mich erledigt.«
    Â»Vielleicht kenne ich ihn.«
    Â»Chaffey. Ein Anwalt in der Innenstadt.«
    Wyatt schüttelte den Kopf. Er war nicht mehr auf dem Laufenden.
    Â»Aber Chaffey kennt dich«, sagte Raymond. »Ich meine«, fuhr er hastig fort, als er sah, wie Wyatts Gesicht versteinerte, »er weiß, dass du mein Onkel bist, mehr nicht, kennt die ganzen Geschichten über dich, weiß, dass wir überhaupt nichts miteinander zu schaffen haben. Er hat mich nicht auf dich angesetzt, falls du das denkst.«
    Â»Gut.«
    Â»Obwohl«, sagte Raymond, »er hat mir von einem Job erzählt.«
    Wyatt horchte auf. Natürlich, Raymond hatte das Gespräch bewusst auf diesen Punkt gelenkt.
    Â»Aha.«
    Â»Eigentlich habe ich schon abgelehnt«, sagte Raymond. »Es geht um eine Kunstsammlung ... ist erstens nicht mein Gebiet, zweitens brauche ich einen Partner, dem ich vertrauen können muss, um mit ihm zusammenzuarbeiten. Und da kenne ich niemanden.«
    Wyatt verspürte einen Anflug von Interesse, wenn nicht sogar den Wunsch, mehr zu erfahren. »Was für eine Kunstsammlung?«
    Rasch skizzierte Raymond den Coup. »Bringt etwa hundert Riesen«, sagte er am Ende. »Chaffey hat bereits einen Abnehmer an Land gezogen.«
    Wyatts Gesicht zeigte keinerlei Regung. Hunderttausend Dollar, geteilt durch zwei.
    Â»Lass es dir durch den Kopf gehen, Onkel Wyatt. Liegt doch voll auf deiner Linie. Ich für meinen Teil kann doch einen Druck nicht von einem Poster unterscheiden.«
    Wyatt spürte ein Kribbeln. Er blickte hinüber zum Yachthafen, suchte nach der Falle. »Und du bist sicher, dass du mir nicht gefolgt bist?«
    Raymonds Gesicht wurde dunkelrot. »Scheiß auf dich. Seit fünfzehn Jahren weiß ich nicht, wo du steckst. Wie soll ich dich da verfolgen? Es ist reiner Zufall.«
    Â»Okay, okay.«
    Â»Hast du Interesse?«
    Â»Ich lass es dich wissen.«
    Leicht geknickt machte sich Raymond über eine Papierserviette her und zerrupfte sie. »Ich geh mal davon aus, dass du kein Geld brauchst. Im Laufe der Jahre musst du doch ’nen ziemlichen Batzen zurückgelegt haben.«
    Wyatt konnte seinem Neffen wohl kaum von den lukrativen Coups erzählen, die sich in Nichts aufgelöst hatten, von den Dingen, die er hatte zurücklassen müssen, von den Pissjobs der letzten paar Jahre. Er fühlte sich mit einem Male niedergeschlagen. Wäre er rechtzeitig dazwischengegangen, hätte er Raymond vor einer Welt bewahren können, in der die einzigen männlichen Vorbilder Brutalos wie sein Vater und Kriminelle wie sein Onkel waren. Raymond war zu schnell erwachsen geworden, hatte zu früh zu viel gesehen. Wyatt suchte nach der Quelle seiner Niedergeschlagenheit. Da gab es eine ganze Mischung aus Faktoren, darunter auch Schuld, Betroffenheit angesichts des kurzen, verfehlten Lebens seines Bruders, ein wieder zum Leben erwecktes Gefühl der Verantwortung für Raymond.
    All das zusammen, doch am schwersten wog die Erinnerung an das letzte Zusammensein, als der zehnjährige Raymond beim Anblick des Grabes seines Vaters die Frage gestellt hatte: »Kann ich bei dir bleiben, Onkel Wyatt?«
    Â»Raymond, Junge, da bist du ja.«
    Wyatt spürte sein Interesse schwinden und seine Vorsicht zurückkehren. Ein Mann und eine Frau, er ein magerer Typ um die fünfzig, sie ein Mäuschen mit Schmollmund in den Zwanzigern.
    Â»Nun, da kannst du ja gleich meine Angelfreunde kennenlernen«, sagte Raymond.
    Er stellte die beiden als Brian Vallance und Allie Roden vor und Wyatt als einen alten Freund der Familie.
    Â»Ich kenne Macka seit meiner Kindheit«, sagte er noch.
    Wyatt gab der Frau kurz die Hand, dann dem Mann. Er hielt Wyatts Hand fest, drückte langsam zu, wollte Wyatt auf den Zahn fühlen.
    Reine Zeitverschwendung. Verärgert schüttelte Wyatt den Kopf und zog seine Hand zurück. Ihm gefiel das Pärchen nicht und er behielt beide im Blick. Vallance trug die pikierte Miene eines Mannes zur Schau, der überzeugt war, er habe nie eine Wahl gehabt, der Fehlschläge nicht auf eigene Handlungen zurückführte, sondern darauf, dass das Leben ihm immer übel

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