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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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hingen und weich in der Birne waren, die — wären sie verkommen oder paranoid genug oder hörten sie hinreichend Stimmen, die ihnen das zuflüsterten — einen Cop mit derselben Leichtigkeit über den Haufen schießen würden wie eine Nonne oder selbst Wyatt. Oder sie quatschten im Vorfeld zu viel über die Sache, brüsteten sich im Pub vor ihren Kumpeln und Freundinnen, die dann der Polizei einen Tipp gaben.
    Nach dem Essen ging er zurück durch einen diesigen Regen, der das Licht der Straßenbeleuchtung verschwimmen ließ. Wyatt konnte sich mit der Vorstellung von Raymond als potentiellen Partner durchaus anfreunden. Solchermaßen in Gedanken und Erwägungen verstrickt, betrat Wyatt seine Wohnung und geriet in Gefahr.

ZWÖLF

    Vor Betreten der Wohnung hätte er sich einen Moment Zeit nehmen sollen, um gerüstet zu sein. Er hätte sich umschauen, warten, nachdenken, hätte für einen Plan, einen Fluchtweg Sorge tragen müssen.
    Denn als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, als er das Licht anmachen wollte, gab es für ihn eben nur dieses Geräusch des Lichtschalters. Ansonsten herrschte völlige Dunkelheit.
    Dann legte sich ein Arm um seinen Hals und der Doppellauf einer Schrotflinte, offensichtlich mit einer Metallsäge abgesägt, zerrte an der Haut unterhalb seines Kiefergelenks.
    Â»Keinen Ton. Und keine Bewegung, Kumpel.«
    Wyatt verharrte reglos, wenn auch völlig entspannt. In seiner Wohnung roch es abgestanden, verbraucht; eine Mischung aus psychischer Drangsal, überreizten Nerven und Schweiß, die nur unzureichend durch billiges Deodorant überlagert wurde, hing in der Luft — der Geruch eines Mannes, der Manschetten hatte.
    Â»Mistkerl. Wo bist du gewesen?«
    Es war eine rhetorische Frage, die Wyatt im Raume stehen ließ.
    Â»Ich werde dich jetzt abtasten.«
    Â»Okay.«
    In dem Moment, als der Arm seine Umklammerung lockerte und auf die Suche nach einer Waffe ging und sie in Form des Revolvers im Hosenbund fand, trat Wyatt mit dem Absatz gegen das Schienbein des Angreifers und ließ sich, aus der Umklammerung befreit, wie ein Stein fallen. Der .38er polterte zu Boden.
    Wyatt tastete den Teppich nach dem Revolver ab, fand die Waffe nicht und zog sich blitzschnell in der Dunkelheit zurück. Er spürte, dass der Mann hin- und hergerissen war — einerseits der mörderische Schmerz, andererseits ein kaum zu kontrollierender Wyatt, der so zur Bedrohung wurde. »Ich mach dich kalt«, sagte der Mann.
    Man hörte, wie ein Stuhl umfiel. Wyatt zog gar nicht erst in Erwägung, nach einem Lichtschalter zu suchen, er ging davon aus, dass der Typ die Sicherung herausgedreht hatte — ein Fehler, denn sie konnten beide nichts erkennen. Er hätte einfach nur die Glühbirne herausschrauben sollen.
    Wyatt lauschte, wich zurück in eine Ecke und hoffte, ein wenig Licht möge durch die Vorhänge sickern. Doch die Fenster gingen unglücklicherweise auf den Fluss hinaus und dort gab es keine Beleuchtung. Dennoch, niemand konnte sich von hinten anschleichen, niemand konnte ihn sehen und er hatte halbwegs Fenster und Türen unter Kontrolle für den Fall, dass der Mann nicht allein war.
    Â»Dich krieg ich dran, du Schweinehund.«
    Wyatt schwieg.
    Â»Deinetwegen ist Frank jetzt tot.«
    Er redet über Frank Jardine, dachte Wyatt. Er muss sein jüngerer Bruder sein. Er riskierte eine Antwort:
    Â»Frank wusste, worauf er sich einließ.«
    Früher hatte Frank Jardine mit Wyatt zusammengearbeitet, hatte mit ihm Banken und Geldtransporter überfallen, früher, bevor er sich zurückgezogen hatte, um nur noch Pläne auszuarbeiten, hochkarätige Fischzüge für Wyatt auf der Basis von Informationen, die ihm Croupiers, Versicherungsangestellte, Taxifahrer, Leute vom Bau, Verkaufspersonal oder Handwerker, die Alarmanlagen installierten oder Safes einbauten, geliefert hatten. Dann, als er sich aus dem Ruhestand zurückgemeldet hatte, um mit Wyatt ein allerletztes Ding zu drehen, war es zu einer Schussverletzung am Kopf gekommen, die mehrere Schlaganfälle nach sich gezogen hatte, und jetzt war Jardine tot. Wyatt hatte die Jardines, hatte Franks Genesung finanziell unterstützt, doch offensichtlich war das der Familie zu wenig gewesen.
    Manchmal, mitten in der Nacht, war es auch Wyatt zu wenig.
    Â»Deinetwegen ist er tot«, wiederholte der Bruder.
    Wyatt sah keinen

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