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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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Mitten im Gerangel ihrer beider Hände ging sie los und Denises Kopf wurde zurückgerissen. Ihre Finger verkrampften sich, entspannten sich und dann fiel sie wie ein Stein zu Boden.
    Raymond fand endlich den Lichtschalter. Als er wieder halbwegs klar denken konnte, sah er, dass Denise mitten ins Gesicht getroffen worden war. Er schluckte, einmal, zweimal, er machte den Mund auf, um zu sprechen. Ein Schauder packte ihn und er blickte sich hilflos um.
    Einen Moment später hatte er sich wieder im Griff. Geschieht dem Miststück ganz recht, schoss es ihm durch den Kopf, sie war sowieso ein Nullfaktor.
    Je länger er darüber nachdachte, desto zuversichtlicher wurde er. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß, hatte Steer über Wyatt gesagt. Das Gleiche galt für Chaffey, Steer, die Polizei. Ja, Denise hatte erkannt, dass sie dem Druck nicht länger standhalten konnte und war abgehauen, hatte den ersten Bus nach Queensland genommen.
    Er fragte sich, ob es mit seinen Nerven noch zum Besten stehe. Bisher war er sich immer sicher gewesen, alles unter Kontrolle zu haben. Aber Allie Roden, dieser Schatz — sie stellten etwas an mit ihm.
    Das große Zittern überkam ihn, als er das Haus sauber machte, Denise und ihren Kram verbuddelte und zurück in seine Wohnung fuhr. Das große Zittern drohte, ihn in Stücke zu reißen, als er den Schlüssel im Schloss seiner Wohnungstür herumdrehte, eine Hand seinen Arm packte und eine tiefe Stimme »Raymond« sagte.

    DREIUNDZWANZIG

    Â»Ganz ruhig, Junge«, sagte Wyatt. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Raymond atmete heftig aus. »Gott sei Dank, du bist es. Komm rein.«
    Sie gingen direkt in die Küche, wo Wyatt seinen Neffen unter dem gnadenlosen Licht der Neonlampe forschend anblickte. »Geht es dir gut?«
    Raymond hatte nicht nur einen Bluterguss im Gesicht, sein Auftreten insgesamt wirkte konfus, leicht hysterisch. Er riss sich zusammen.
    Â»Mir geht’s gut, ja. Hab ’ne wüste Nacht hinter mir, das ist alles.«
    Â»Es ist sechs Uhr morgens. ’ne ziemlich lange Nacht.«
    Â»Ja, na ja, du weißt schon«, sagte Raymond ausweichend.
    Â»Da ist Blut an deinem Ärmel.« Wyatt sah, wie sein Neffe hochgradig nervös wurde und hektisch am Ärmel seines Hemdes zerrte.
    Â»Da war so ein Typ, der wollte mich überfallen.«
    Â»Wo?«
    Raymond blinzelte. »King Street, vor einem der Clubs. Ich hab’s dem Dreckskerl gezeigt. Aber was ist eigentlich mit dir? Was soll dieser Haarschnitt?«
    Wyatt fuhr sich über den kahlen Oberkopf. »Mein Gesicht ist stadtbekannt.«
    Raymond zuckte mit den Achseln und hakte nicht weiter nach. Dann gähnte er ausgiebig und streckte seinen Rücken. »Wirklich ’ne wüste Nacht.«
    Â»Du gehst jetzt unter die Dusche, dann isst du etwas und anschließend können wir reden.«
    Â»Ich bin okay.«
    Â»Nein, bist du nicht.«
    Raymond schlich aus dem Zimmer. Dusche, Essen und Kaffee mobilisierten alle seine Kräfte; genau das hatte Wyatt beabsichtigt. Eine halbe Stunde später saßen sie im kalten Licht der Küche am Tisch, Wyatt mit einem Notizblock und einem Kugelschreiber vor sich.
    Â»Folgendes: Ich habe mir das Gebäude angesehen, wo die Gemälde untergebracht sind. Die Sache ist durchführbar.« Er zeichnete schnell. »Das sind mögliche Ausgänge. Wie du siehst, ist der Laden das reinste Sieb.«
    Raymond trank eine zweite Tasse Kaffee. »Chaffey hat Nachtwächter erwähnt.«
    Â»Ich habe lieber mit Nachtwächtern zu tun als mit Kameras und Alarmanlagen«, sagte Wyatt.
    Â»Was machen wir, wenn es schiefgeht?«
    Wyatt sah ihn an. »Stell dir vor, du gehst in eine deiner Provinzbanken, um sie auszurauben. Am Tresen steht ein Bulle, der seine Hypothekenrate einzahlt. Wie verhältst du dich?«
    Raymond zuckte mit den Achseln. »Ich dreh mich um und gehe raus.«
    Â»Genau.«
    Es entstand eine Pause.
    Â»Woran denkst du, Ray?«
    Â»Ich spiele nur die Szenarien durch. Wir könnten uns abseilen, uns nicht um Chaffey kümmern. Ich meine, fünfzig Riesen für jeden, das ist nicht viel. Wir würden mehr kriegen, wenn wir die Sammlung selber verkaufen. Oder«, sagte er grinsend, »ich seile mich mit der Sammlung ab.«
    Wyatt fand das nicht komisch. »Ich würde dich zur Strecke bringen. Hintergehe niemals deine Partner. Sie vergessen nichts. Bei einer

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