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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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stand auf, ging im Zimmer umher, blickte hinaus auf den Wald und ballte dabei die Fäuste in den Taschen seiner Levi’s. »Vielleicht hat er irgendwo Bares versteckt und ist unterwegs, um es zu holen.«
    Raymond sah, wie Denise Meickle hinter ihm energisch den Kopf schüttelte. Ihr Kopf spiegelte sich in der Scheibe wie ein Mond. »Chaffey kümmert sich um Tonys Geldangelegenheiten.«
    Das war interessant. Raymond drehte sich um. »Chaffey ist Steers Banker?«
    Â»Es ist sicherer so.«
    Â»Aha.«
    Raymond sank in einen Sessel und kramte in dem Zeitungsständer nach interessanterer Lektüre. Er blieb am hinteren Teil von New Idea hängen und betrachtete die Schnappschüsse der Reichen und Berühmten. Fergies Titten, Richard Gere, inkognito beim Einkaufsbummel, Australiens ureigene Nicole Kidman mit ihrer Schwester und einem Haufen Kinder am Strand.
    Es war gerade mal 9 Uhr 30. »Wollen Sie noch einen Kaffee, Denise?«
    Â»Ich meine, wie lange sollen wir warten? Wann wissen wir, dass es keinen Sinn hat, länger zu warten?«
    Â»Da bin ich überfragt, Denise.«
    Er fand den Maxwell House, gab Kaffee und Zucker in einen Becher, stellte den Wasserkocher an und bemerkte, dass der Stecker nicht in der Steckdose war. Mittagessen. Wenigstens etwas, was Ablenkung versprach. Er warf einen Blick in den Kühlschrank. Sie mussten einkaufen gehen. Zumindest kam er auf diese Weise mal raus.
    Denise war ihm in die Küche gefolgt. »Und wenn er einen Unfall hatte? Was dann? Man wird ihn festnehmen. Wenn er verletzt ist, braucht er mich, er wird mich anrufen. Ich werde hingehen müssen, selbst wenn das bedeutet, dass ich auch verhaftet werde.«
    Â»Sind Sie verrückt? Ich wander doch seinetwegen nicht in den Knast.«
    Raymond knallte die Besteckschublade zu. Mein Gott, was für eine dumme Schnalle. »Wir brauchen ein paar Sachen aus dem Laden«, sagte er schließlich.
    Â»Ich bleibe hier«, sagte Denise apathisch. »Vielleicht kommt er zurück.«
    Raymond hatte sowieso nicht beabsichtigt, sie mitzunehmen. »Brauchen Sie was Bestimmtes?«
    Â»Eine Zeitung«, sagte sie. Ein verschämter kleiner Schauder durchfuhr sie. »Ich will sehen, ob sie meinen Namen richtig geschrieben haben. Vielleicht gibt es sogar ein paar Fotos.«
    Raymond lief es eiskalt über den Rücken. Fotos. Er zwang sich zur Ruhe. Sicher würden sie Fotos von Steer und Denise haben, aber wie sollten sie ein Foto von ihm haben?
    Â»Und Orangensaft und Wodka«, sagte sie.
    Gut. Trink dich ins Koma. »Haben Sie Geld?«
    Denise reagierte sauer und verschwand in ihrem Zimmer. Als sie zurückkam, schob sie Raymond verächtlich einen gefalteten Fünfziger hin, als gäbe sie einem Kellner Trinkgeld, das er nicht verdient hatte. »Ich will das Wechselgeld zurück.«
    Â»Sie sind ein Schatz, Denise. Leider sind Sie schon vergeben.«
    Die Antwort blieb ihr in der Kehle stecken und sie brach in Tränen aus. Sie wandte sich von Raymond ab, der zuckte mit den Achseln und verließ das Haus.
    Hinter der nächsten Hügelkette lag ein Einkaufszentrum. Dort kaufte er eine Herald Sun, Lebensmittel und Wodka. Steer und Denise waren auf Seite drei. Das Foto von Denise mochte mindestens zehn Jahre alt sein. Ihre Tante in Cranbourne flehte sie an, der Polizei eine Nachricht zukommen zu lassen, dass sie noch am Leben sei. Es gab niemanden, der Steer zurückhaben wollte. Raymond las, dass von ihm selbst nur als von dem »Fluchtfahrer« gesprochen wurde.
    Er saß im Jaguar und benutzte das Autotelefon. In Vallance’ Wohnung in Hastings war nur der Anrufbeantworter geschaltet; im Windsor hatten weder ein Brian Vallance noch eine Allie Roden eingecheckt. Raymond fühlte, wie sich Frustration zu regen begann. Hätte er Allie erreicht, wäre er am Nachmittag in die Stadt gefahren, hätte sie ein paar Stunden lang um den Verstand gevögelt und wäre noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit zurück gewesen, um den Babysitter für Denise zu spielen. Er sah auf seine Uhr. Nur noch acht Stunden Tageslicht, die er herumbringen musste.
    Raymond fuhr zurück zum Haus. Allies Bild drängte sich vor sein geistiges Auge. Zeitmäßig würde es noch reichen, vorausgesetzt, er fände Allie. Bis Mitternacht hatte er Zeit, dann sollte er Steer kutschieren, damit der seinen Frachter besteigen konnte — falls Steer auftauchen sollte.

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