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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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zurückzugehen. Nachdem er sich das Erstbeste übergestreift hatte, packte er eine Tasche und lief die Treppe hinunter zur Tiefgarage.
    Als er wieder unterwegs war, den Betonbunker weit hinter sich lassen konnte und mit dem Jaguar Richtung südöstliche Autobahn fuhr, rief er Chaffey von seinem Autotelefon an.
    Â»Chafe? Na wer ist hier?«, fragte er, als Chaffey abnahm.
    Chaffey reagierte schnell. Er nannte Raymond nicht beim Namen.
    Â»Warum rufst du an?«
    Â»Wir haben ein Problem.«
    Schweigen. »Unser gemeinsamer Freund?«, fragte Chaffey schließlich.
    Raymond runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    Â»Dein Arbeitskollege«, sagte Chaffey.
    Â»Oh, ja richtig, jetzt weiß ich, wen du meinst«, sagte Raymond. »Er hat ... einen Brummschädel.«
    Die Erregung in Chaffeys Stimme war deutlich zu vernehmen. »Ultimativ?«
    Â»Wünschte, es wäre so«, sagte Raymond.
    Chaffey beließ es dabei. »Also ist der Deal geplatzt?«
    Raymond überlegte, wie er es formulieren sollte. »Wir haben etwa ein Drittel von dem, was wir geplant hatten.«
    Â»Ein Drittel? Alles oder nichts, das war die Abmachung. Sonst ist der Vertrag null und nichtig.«
    Raymond schluckte. Neuerdings war er Opfer von Panikattacken, die ihn aus heiterem Himmel überfielen, sein Herz zum Rasen brachten und seinen Mund austrockneten. Er führte diese Attacken auf seine Besessenheit in Bezug auf den Schatz zurück, auf seine Angst, ausgebootet zu werden. Seit dem Schuss in Warrandyte waren die Attacken heftiger geworden. Er versuchte, die Hysterie in seiner Stimme zu kontrollieren, als er sagte: »Chafe, ich habe einen Teil des Jobs erfolgreich erledigt und mir steht somit ein Teil des Honorars zu. Es ist nicht mein Fehler, wenn unser gemeinsamer Freund aussteigt.«
    Â»Du sagst, er ist ausgestiegen, hat entschieden, dass die Sache nicht läuft?«
    Raymond bretterte mit dem schweren Wagen über die Überführung an der Hoddle Street. »Hab ich doch gesagt. Beschwer dich bei ihm, dass es nicht geklappt hat, nicht bei mir.«
    Chaffeys Ansage war knapp und präzise. »Erstens: Er muss einen guten Grund gehabt haben. Zweitens: Ein Drittel nutzt mir gar nichts. Kein Honorar. Nichts. Null. Drittens: Ich habe die ganze Woche versucht, dich anzurufen. Die Ware aus dem anderen Deal hat Neuseeland nicht erreicht. Ich möchte wissen, warum.« Er hielt inne. »Jemand klopft an meine Tür. Ruf mich in zwei Tagen an.«
    Er legte auf.
    Damit war der Fall für Raymond noch lange nicht erledigt. Er fuhr dahin und dachte über das Bargeld in Chaffeys Haus nach: Vermögen, das er als Anwalt machte, Geld für die Gemälde, Geld, das er für die Verbrecher aufbewahrte, die er verteidigte. In diesem Punkt waren sich Chaffey und Wyatt vermutlich ähnlich: Sie verließen sich nie auf das Hier und Jetzt, sie hatten immer noch etwas in der Hinterhand.

    ZWEIUNDDREIßIG

    Â»Als du noch Haare hattest, hast du mir besser gefallen.«
    Â»Die wachsen wieder.«
    Ihre Finger untersuchten seinen Kopf. »’ne üble Platzwunde, die er dir da verpasst hat.«
    Es war am nächsten Morgen und Wyatt fühlte sich ausgeglichen, wie geläutert. Er war vollständig angezogen, was nicht bedeutete, dass er die Nacht so zugebracht hätte. Ebenso Liz Redding. Die ganze Nacht über hatte keine erotische Spannung in ihrer Nacktheit gelegen, nur Trost und Kraft spendende Wärme. Er schloss die Augen und lehnte sich an Liz. In gewissem Sinne ergab er sich. Ein befremdliches Gefühl, aber auch ein willkommenes. Er hatte ein Leben geführt, dessen Grundfesten Wachsamkeit und äußerste Anspannung hießen. Es täte ihm gut, sich ab und an fallen zu lassen.
    Sanft klebte Liz ein Pflaster auf die gesäuberte Platzwunde, lehnte sich zurück, die Hände im Schoß, und sah ihn an. Auf Wyatt machte sie einen positiven Eindruck — strahlte, war gut gelaunt und schien bereit, es mit der Welt aufzunehmen und dabei ihren Verstand und ihre Hände gleichermaßen einsetzen zu wollen. »Irgendwas in den Nachrichten?«
    Â»Ein paar Jugendliche wurden gefasst, als sie den Transporter ausräumen wollten. Die Polizei versucht herauszufinden, woher die Gemälde stammen.«
    Â»Sie werden es bald wissen. Du brauchst nur den Telefonhörer abzunehmen.«
    Â»Ich hab dir doch erzählt, dass man mich suspendiert hat. Die werden mit mir

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