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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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andere Investoren gefunden. In dieser Minute war er bereits draußen, tauchte am Wrack und plünderte es aus. Raymond stellte den Jaguar zwei Blocks entfernt ab, ging zurück und klopfte an Vallance’ Tür.
    Als keine Reaktion erfolgte, trat er zurück und musterte die Nachbarwohnungen. Sie sahen genauso verwaist aus wie Vallance’ Wohnung und als Zeuge zeigte sich nur eine einzelne Möwe, also hob er den Fuß, trat gegen das Schloss, bis das dünne Holz splitterte und er sich Zutritt verschaffen konnte.
    Binnen weniger Minuten erkannte er, welch Provisorium diese Wohnung darstellte. Als er einige Tage zuvor hier übernachtet hatte, war er nur auf seinen Schwanz fixiert gewesen und auf die Goldmünzen, die Leere war ihm nicht aufgefallen. Jetzt sah er die Wohnung als das an, was sie war, als schäbige Unterkunft, vermutlich nur für kurze Zeit möbliert gemietet, die Art von Behausung, die man schnell verlässt.
    Noch aber hing Kleidung im Schrank, lagen Toilettenartikel im Bad. Im Kühlschrank waren ein paar Eier. Der Anrufbeantworter war angestellt.
    Raymond schlüpfte in Vallance’ Haut. Er würde Einbrecher fürchten in einer Gegend mit hoher Arbeitslosigkeit wie diese hier. Einbrecher suchten an den üblichen Stellen: in Küchenschränken, Schubladen und Mantel- und Jackentaschen, im Gefrierfach und unter dem Deckel des Spülkastens. Wo würden sie nicht nachschauen? Raymond begann mit den Entlüftungen — eine in der Küche, die andere im Bad. Nichts. Dabei trat er versehentlich gegen die Verkleidung der Badewanne, ein Teil davon schepperte zu Boden und dahinter lag die rote Thomas-Cook-Tasche mit ihren Sovereigns, Florins, den Gold- und Silberbarren.
    Als Nächstes stand Quincy auf dem Programm. Raymond fand einen Eintrag im örtlichen Telefonbuch und unter der Adresse ein Weatherbord-Haus in Hafennähe. Wieder parkte er den Jaguar in einiger Entfernung, ging zu Fuß zurück und sondierte vom hinteren Zaun aus die Lage. Es schien, als wäre Quincy nicht zu Hause. Das Einzige, worauf Raymond traf, war eine Atmosphäre der Stille und zerschlagenen Hoffnungen.
    Er sprang über den Zaun. Ein Streifen buckligen Asphalts vor der Hintertür erzählte Raymond einiges darüber, wie Quincy die letzten Tage verbracht hatte: leere Gin- und Bierflaschen, deren Neigen in einen Pappkarton sickerten; gegen die Wand gelehnt, eine unförmige Mülltüte, deren Inhalt — leere Konservendosen, Zigarettenpackungen und Hähnchenknochen — sich außen deutlich abzeichnete.
    Durch das Fenster hatte er einen ungehinderten Blick auf eine verdreckte Spüle und einen überquellenden Aschenbecher auf dem Tisch. Am Ende der Küche sah man einen Durchgang und dahinter, in dem durch Vorhänge abgedunkelten Wohnraum, entdeckte Raymond den Skipper.
    Er versuchte es an der Hintertür. Sie war nicht verschlossen. Er ging direkt zu Quincy, erwartete eigentlich, dass der Geruch des Todes die Luft erfülle, aber es stank nach Alkohol und Zigaretten, und als er Quincy anstieß, rührte der sich.
    Â»Wo sind Vallance und seine Tussi?«
    Quincy stützte sich auf einen Ellbogen, sah Raymond an und ließ sich wieder nach hinten fallen. »Zigaretten holen, was denken Sie denn?«
    Raymond zog die Vorhänge auf, ging zurück zu Quincy, zerrte ihn an den Armen in die Höhe, stieß ihn in einen Sessel und schlug ihm rechts und links ins Gesicht. »Sind sie draußen am Wrack? Nehmen sie’s bereits auseinander?«
    Quincy schüttelte den Kopf und wehrte Raymonds Hände ab. »Was weiß ich, die haben mir doch nie was erzählt. Ist doch alles eine Wichse, diese Mischpoke aus der Stadt.«
    Raymond wollte, dass Quincy seinen Kopf einschaltete und nicht seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Er ging in die Küche und füllte Wasser in den Wasserkocher. Im Regal über der Spüle lag ein umgekipptes Glas mit Pulverkaffee. Er gab eine gehörige Menge Kaffee und Zucker in einen Becher, goss mit heißem Wasser auf, fügte Milch hinzu und machte am Ende noch einen schwächeren Kaffee für sich.
    Als er sich umdrehte, lehnte Quincy am Türrahmen und musterte Raymond kalt. »Mach ’ne Biege, klar?«
    Raymond überhörte das. »Hier, trinken Sie.«
    Â»Verpiss dich.«
    Die Erinnerung an Denise Meickle und seine Tat übermannte Raymond. Für ein paar Sekunden wurde ihm

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