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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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Schlitten fahren. Aber das ist mir egal, ich hatte schon lange die Nase voll. Und überhaupt, ich bin eine Frau. Wo soll ich hin? Bei der Polizei haben die Jungs das Sagen.«
    Wyatt seufzte. »Dann tu dir selbst einen Gefallen. Beeindrucke sie. Nimm mich fest.«
    Â»Du bist zu mir gekommen, erinnere dich.«
    Wyatt erinnerte sich. Die Art und Weise, wie Liz am Motel aufgetaucht war, er hatte es als geheime Mitteilung verstanden, vielleicht auch als Warnung. Er hätte sich davonstehlen können, stattdessen war er nach draußen gegangen, hinüber zum Parkplatz, und hatte ihr auf die Schulter getippt. Gemeinsam waren sie dann in ein anderes Motel gefahren. Sie gehe davon aus, verhaftet zu werden, wenn sie jetzt nach Hause fahre, hatte sie gesagt.
    Er spürte den Schlag ihres Herzens. Ihre berufliche Zukunft interessierte nicht, ihn interessierte, was Liz antrieb. »Einmal Bulle, immer Bulle«, sagte er schärfer als beabsichtigt.
    Kläglich sagte sie: »Ich liebe dich«, und die Worte schienen aus dem Nirgendwo zu kommen.
    Wyatt holte tief Luft. Dann atmete er aus.
    Â»Ich meine, du bist ständig in meinem Kopf. Ich will nicht, dass dir etwas zustößt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Falls das Liebe ist.«
    Wyatt sah sich im Zimmer um, als könne er dort die Antwort finden.
    Â»Ich vermute«, sagte sie, »du willst weglaufen, jetzt, wo es raus ist.«
    Wyatt dachte an das missliche Durcheinander in seinem Leben, dachte aber auch an die Liebe, die es nicht gegeben hatte. Es war kein gewöhnliches Leben. Er mochte es schnurgerade, doch jetzt war es voller Verwicklungen: Raymond, Chaffey, die Tote in Warrandyte, Liz Redding und die Gemälde. Da war die Liebe nur eine Verwicklung mehr. Doch war es nicht besser so, als darauf zu verzichten? Er könnte bei Gelegenheit nach einem Ausdruck dafür suchen. Jetzt war ihm kalt und er fühlte sich unwohl. Er nahm Liz’ Hände, streichelte sie und legte sie sich auf die Schultern. »Mach, dass mir wieder warm wird.«
    Es war ein Schritt in die falsche Richtung gewesen, Wyatt sah das sofort. In Liz’ Gesicht vollzog sich eine kaum wahrnehmbare Veränderung, als meldete sich ein tief sitzende Verletzung zurück, die in einer Art Rückstoß Liz’ Züge länger erschienen ließ, das Gesicht schmaler, eingefallener. Sie entzog sich Wyatt und saß kerzengerade da, das Kinn in die Höhe gereckt.
    Â»Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Mir ist das alles wichtig. Du, meine Arbeit. Aber was dich betrifft, ist alles nur einseitig. Ich habe keine Ahnung, was du willst, was du denkst.«
    Mit stockenden Worten versuchte Wyatt zu erklären, was er dachte, was er fühlte und wollte. Die Anstrengung erschöpfte ihn, erzeugte eine spannungsgeladene Leere. In seinem Kopf begann es zu summen, ein vorübergehender Schwindel erfasste ihn und der Schmerz. Als er wieder bei sich war, spürte er ihre Hände auf seinen Wangen. »Bist du okay? Du bist ganz blass.«
    Â»Bitte, mir ist kalt.«
    Sie brachte ihn zum Bett, zog erst ihn aus, dann sich selbst und die Wärme belebte ihn. »Ganz sachte«, sagte sie und führte ihn in sich ein.
    Später kuschelte sie sich an ihn und fiel in den Schlaf. Völlig entspannt und friedlich lag sie bei ihm. Vorsichtig, Stück für Stück, zog Wyatt seinen Arm unter ihr hervor, schwang die Beine auf den Boden und stand auf. Das Zimmer schwankte, drohte zu kippen. Er schloss die Augen, setzte sich hin und als der Raum wieder stabil schien, zog er sich vorsichtig an. Seine Schuhe wurden zum Problem. Er stand davor, umklammerte eine Stuhllehne, wand seine Zehen in die Schuhe und drückte die Fersen nach unten. Die Schnürsenkel konnten warten, er durfte den Kopf nicht senken.
    Die Wagenschlüssel befanden sich in einer Schultertasche. Er fand ein Portemonnaie, eine Packung Taschentücher, Tampons, Feuchtigkeitscreme und ein Mobiltelefon. Wyatt steckte die Schlüssel, zweihundert Dollar und das Mobiltelefon ein. Er sah hinüber zum Bett. Sie schlief. Lautlos verschwand er aus dem Zimmer.
    Er hatte sich gerade auf den Fahrersitz gesetzt und wollte den Wagen starten, als Liz Redding, in eine Bettdecke gehüllt, am Seitenfenster auftauchte.
    Er seufzte, ließ das Seitenfenster herunter und setzte sich ihrer Wut und Enttäuschung aus. »Nicht schon wieder, du Mistkerl. Ich fass es nicht!«
    Wyatt zeigte weder Scham

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