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Niedertracht. Alpenkrimi

Niedertracht. Alpenkrimi

Titel: Niedertracht. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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oben. Er war eigentlich viel zu groß für solch einen Einsatz, aber er war der einzige, der in der Nähe war. Und wenn der Wille entscheidet, ist nichts zu groß.
     
    »Warum hat er ein Kind genommen?«, fragte der Kommissar Maria.
    »Das Ganze sieht mir nach einem Opfer aus«, antwortete sie.
    »Ein religiöser Verwirrter?«
    »Ja, kann sein, aber die haben immer auch einen Hang zum Messianischen, die wollen der Welt eine Botschaft verkünden. Das kann man unserem Mann jetzt nicht vorwerfen.«
    Hölleisen mischte sich ein.
    »Weiß er, dass wir den Johnny Winterholler eingesperrt haben?«
    Im Team war man sich einig darüber, dass Johnny Winterholler nicht der Täter sein konnte. Man sah wohl, dass der Klettermaxe etwas verheimlichte, es war nicht zu übersehen, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Man wollte ihn solange festhalten, bis die Herkunft der Blüten, die er unter seinem Blumentopf versteckt hatte, geklärt war.
    »Ich denke, er weiß, dass wir Winterholler eingesperrt haben«, fuhr Maria fort, »aber es ist ihm vermutlich gleichgültig. Er hat sein Opfer, alles andere interessiert ihn nicht mehr.«
     
    Hansjochen Becker steckte den Kopf herein.
    »Dieser Winterholler ist tatsächlich beschossen worden. Die Art der Patronen oder gar den Gewehrtyp kann ich allerdings beim besten Willen nicht feststellen.«
    »Das kann natürlich auch jemand aus Harrigls Truppe gewesen sein. Einer, der meinte, er kann sich seine Belohnung wie beim Jahrmarkt schießen.«
    Harrigl hatte Gelder gesammelt und eine Belohnung ausgesetzt.
    »Wir müssen uns jetzt auf das konzentrieren, was zu dem Kind führt. Alles andere ist momentan unwichtig.« Jennerweins Stimme vibrierte vor Ungeduld.
     
    Das Telefon schrillte. Franz Hölleisen nahm ab.
    »Für Sie, Chef. Scheint dringend zu sein.«
    »Anonym?«
    »Ja. Aber ich glaube, er weiß was.«
    Jennerwein ging hinüber ins Büro und nahm den Hörer auf.
    »Ja, bitte. Wer sind Sie?«
    »Pass auf, Jennerwein. Ganz kurz. Erstens: Ich weiß, wo das Mädchen ist – und ich bin
nicht
der Täter. Zweitens: Ich gebe dir die Koordinaten, wo sie ist – dafür tust du jetzt genau das, was ich dir sage. Du löschst zum Beispiel schon einmal die Aufnahme von diesem Gespräch. Drittens: Ich bin mir sicher, dass du es tun wirst, denn ich weiß von deinem kleinen Geheimnis. Jennerwein, hör zu: Nachdem du dieses Gespräch gelöscht hast, gehst du raus in den Garten, nimmst dein privates Handy und rufst mich unter folgender Nummer an –«
     
    Jennerwein ging in den Garten und rief an. Der Mann meldete sich sofort. Er hatte einen starken holländischen Akzent. Jennerwein hatte allerdings schon nach den ersten paar Worten den Verdacht, dass das alles andere als ein Holländer war.

48
    Pronto!
    Schrei von Christoph Kolumbus bei der Entdeckung Amerikas
    Die Meute sammelte sich vor dem Café Loisach, und sie formierte sich auch schon langsam zu einer offensiven Aktion. Robespierre hatte das Dach seines Privatwagens erklommen und brachte sich in Position. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte
Die Waffe der Republik ist der Schrecken!
gerufen.
    »Mitglieder der Gemeinde!«, rief Harrigl stattdessen durch das Megaphon. »Ich in meiner Eigenschaft als gewählter Vertreter dieses Ortes fordere die Behörden auf, den Druck auf den feigen Fehlgeleiteten zu verstärken –«
    Der Rest des Satzes ging in den Motorengeräuschen eines zweirotorigen Helikopters unter, der über die Menge hinwegflog.
    »Das ist der neue VX 2–29«, schrie ein Mann mit Krückstock einem anderen ins Ohr.
    »Hä?«
    » VX 2–29! Mit panzerbrechenden Lenkwaffen, Luft-Boden- und Luft-Luft-Raketen, integriertem Feuerleit- und Zielsystem, Bordmaschinengewehren, steuerbarem Fangnetz, Wärmebildkameras, Bordkanonen und zielsuchenden Bomben.«
    »Ein ADAC -Hubschrauber?«, schrie der andere Mann.
     
    Nachdem der Lärm verklungen war, richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf die kleine Justizvollzugsanstalt des Kurortes. Sie war, ähnlich wie der Friedhof, der Wertstoffhof und andere delikate Orte, wunderschön gelegen, mitten im Grünen, baumumrankt und im Schatten der mächtigen Berge. Über der grünen Stahltür prangte ein kupfernes Schild, in das kunstvoll vier Handschellen eingemeißelt waren. Hinter dieser Tür saß also der Felsnischenmörder, der die Behörden zum Narren hielt, indem er ein Kind ausgesetzt hatte und seine Macht dadurch demonstrierte, dass er über dessen Aufenthaltsort schwieg.
    »Mich

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