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Niedertracht. Alpenkrimi

Niedertracht. Alpenkrimi

Titel: Niedertracht. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Nicole?«, fragte Stengele. »Das sollte man einmal psychologisch untersuchen.«
    »Bitte zum Thema«, sagte Jennerwein. »Uns läuft die Zeit davon.«
    »Möglich ist natürlich alles«, sagte Maria zu Nicole. »Auch ein Versteck im Keller. Aber ich glaube nicht, dass unser Mann so gestrickt ist. Er denkt nicht strategisch, er will nicht mit uns Räuber und Gendarm spielen. Er hat ein Ziel, er hat einen Plan. Er geht nicht in den Keller. Ich habe das feste Gefühl, dass er auf die Berge fixiert ist. Er platziert die Opfer aus einem ganz bestimmten, vermutlich biographisch bedingten Grund in großer Höhe. Ich tippe auf eine konkrete Geschichte, die ihm in der Vergangenheit widerfahren ist. Er hat ein traumatisches Erlebnis gehabt, das er jetzt mit seinen Taten aufarbeiten will. Er fühlt sich nicht als Mörder, er ist sich vielleicht gar nicht einmal richtig bewusst, dass Menschen bei seinen Aktionen umkommen. Er will den Opfern schauerlicherweise irgendetwas Gutes zufügen. Deshalb glaube ich auch nicht, dass er, wie es typisch für viele Serientäter ist, insgeheim erwischt und bestraft werden will.«
    »Er wird also in seinem Versteck bleiben?«
    »Ja, da bin ich mir sicher. Die finsteren Horden Saurons stampfen über das Land, der kleine schlaue Sméagol verbirgt sich in einem hohlen Baum.«
    »Die finsteren Horden Saurons, das sind wir?«, fragte Nicole.
    »Für ihn schon«, sagte Maria.
    »Dann werden wir jetzt diesem kleinen Alpensméagol die Hölle heiß machen und das Dritte Zeitalter beenden«, sagte Jennerwein. »Er hat eine Festung, er hat ein Versteck. Es ist in unserer Nähe, aber wir sehen es nicht. Ich bitte um Vorschläge, wo das noch sein könnte.«
    »Angenommen, es ist kein Versteck in den Felsen«, sagte Nicole, »sondern ein Bauwerk, ein Gebäude, ein Haus. Ein Hochhaus.«
    »Hier im Kurort gibt es keine Hochhäuser.«
    »Ein Baukran, der übers Wochenende nicht arbeitet?«, schlug Ostler vor.
    »Eine teuflische Idee, jemanden dort oben festzusetzen. Ein Baukran muss von der Gemeinde genehmigt werden. Rufen Sie im Rathaus an, fragen Sie, wo überall Kräne stehen. Lassen Sie die von den Baufirmen überprüfen.«
    »Wie sieht es mit Wasser in großer Höhe aus«, warf Hölleisen ein. »Wasserfälle. Staudämme. Gletscherabflüsse. Reißende Gebirgsbäche.«
    »Das Loisachtal scheint ein Eldorado zu sein für Leute, die andere zu Tode quälen wollen«, sagte Nicole Schwattke.
    »Schicken Sie nochmals Hubschrauber in die Höllental- und in die Partnachklamm«, sagte Jennerwein. »Weitere Vorschläge?«
    Stengele meldete sich.
    »In den Felslöchern und Dolinen, die sich auf dem Zugspitzplatt auftun, kann man auch jemanden verstecken.«
    »Da würde man aber die Schreie hören. Trotzdem. Lassen Sie das Gebiet ebenfalls abfliegen. Vielleicht kann man diesem Hauptmann Stecher den Befehl dazu geben.«
     
    Das
Kommando Spezialkräfte
war eine Spezialeinheit der Bundeswehr. Es war zuständig für Terrorismusbekämpfung, Evakuierung, Aufklärung, Rettung, Bergung, spezielle Operationen und ähnliche Dinge, die man von Bruce Willis und Kiefer Sutherland her kannte. Als Motto hatte sich das KSK allen Ernstes
Der Wille entscheidet!
ausgewählt. Sein ganzer Stolz war der nigelnagelneue Kampfhubschrauber VX 2–29, der wie eine zornige Libelle drei Meter hoch in der Luft stand, jederzeit bereit zum Abheben. Er bot Platz für zwanzig Insassen, war nicht nur mit diversen Verteidigungswaffen, sondern auch mit einem ambulanten Operationssaal ausgestattet, er flog dreihundert Stundenkilometer und hätte jedes Ziel im Talkessel in knapp sechs Minuten erreicht. Mit den Angriffswaffen, die man in der Eile nicht hatte abmontieren können, hätte man mühelos Österreich erobert.
    »Und Italien«, sagte einer der Soldaten mit Spezialgebirgs- und Einzelkämpferausbildung, während er den Sitzgurt festschnallte. Hauptmann Stecher, der Kommandant des Hubschraubers, hielt die hohle Faust mit der Daumenseite an die Stirn und spreizte den kleinen Finger ab. Das war der Kampfgruß der Brigade, und die Männer mit den geschwärzten Gesichtern erwiderten die Geste stumm.
     
    »Entschuldigen Sie, Chef, aber einen
Befehl
kann ich diesem Hauptmann Stecher nicht geben. Ich muss ihn als Zivilbeamter
bitten
, den Einsatz zu fliegen. Ja, so ist das. Sonst gibt es gleich wieder eine Beschwerde.«
    »Bitten Sie ihn.«
    Stengele verschwand. Kurze Zeit später gab Kommandant Stecher den Befehl zum Abflug. Der Helikopter schoss nach

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