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Niedertracht. Alpenkrimi

Niedertracht. Alpenkrimi

Titel: Niedertracht. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Swoboda nicht die Schau stehlen lassen.
    »Ja, ja, unser Verkleidungskünstler! Das ist ein guter Mann«, sagte der Neffe von Respighi und tätschelte Swoboda jovial die Schulter. »Jedenfalls kennt sich der österreichische Problemlöser bestens in diesem Kurort aus. Er hat mir dort schon wertvolle Handreichungen geboten. Anfang Juli fahren wir wieder zum bewussten Imkerhof. Um Transportwege zu sparen, testen wir die Mücken direkt im Werdenfelser Land.«
    »Und dieser Imker? Was ist das für einer?«
    »Alois Schratzenstaller? Das ist ein verbohrter, quertreiberischer Narr. Wenn er uns nicht mehr nützlich ist, dann liquidieren wir ihn.«
    »Immer liquidieren, Burschen, das ist alles, was ihr könnt«, raunzte Swoboda. »Das gefällt mir nicht.«
    »Aha, der gewaltfreie Herr Österreicher schon wieder!«, spottete Odore. »Ich erinnere nur daran –«
    »Lass es Swoboda auf seine Art machen«, unterbrach ihn der Padrone mit einer unwirschen Handbewegung. »Luigi Odore, Neffe des ehrenwerten Paolo Respighi, du hast die Sache an Land gezogen, ich ernenne dich hiermit zum First Senior Manager. Du bleibst hier in meiner Nähe –«
    »Aber ich –«
    »Als First Senior Manager machst du die Resource Allocation und berichtest mir von den Fortschritten des Projekts. Du sorgst dafür, dass Swoboda das Projekt vor Ort weiter bezahlen kann und immer flüssig ist. Füll den Geldkoffer auf. Ich möchte von dir regelmäßig Berichte auf meinem Schreibtisch sehen. Swoboda ist der Disturbance Handler. Er fährt in dieses Nest und leitet dort das Projekt. Er beherrscht die Sprache, er kennt die Leute, er bewegt sich dort wie ein Fisch im Wasser.«
    »Aber das Projekt! Das Projekt ist ganz anders geplant!«, winselte Odore und hielt sein Fläschchen hoch, als käme noch ein zweiter Dschinn heraus, der ihm jetzt helfen würde.
    »Die Projektstrukturpläne! Alles ist schon genau durchdacht, jedes Stellschräubchen habe ich persönlich –«
    Aber Spalanzani hatte sich schon erhoben.
    »Bis zum August möchte ich Ergebnisse sehen. Basta.«
     
    Die Gesellschaft der ehrenwerten Familienmitglieder löste sich auf, in eine Kaffeepause mit furchtbar dünnem Kaffee. Die international gesuchten Brüder Salvatore und Dino Strozzapreti, die auf verschlungenen Pfaden aus Detroit angereist waren, sahen es überhaupt nicht ein, im heimatlichen Italien schlechten Kaffee zu trinken, sie schlugen alle Warnungen in den Wind und gingen in eine Cafeteria um die Ecke. Sie wurden dort von Daniele Marchetti erkannt und noch am selben Abend ins Fundament einer im Bau befindlichen Supermarktkette eingemauert. Doch sonst lief das Meeting der Familie reibungslos. Am Nachmittag gab es einige Vorträge über Mitarbeitermotivation, kundenorientiertes Marketing und eine Einführung in die amerikanische Buchhaltungssoftware TAX .
     
    Karl Swoboda, der österreichische Problemlöser, war zufrieden. Er hatte jetzt einen verantwortungsvollen Posten, noch dazu in dem Ort, in dem er schon öfter gearbeitet hatte. Er hatte die unscheinbare Gemeinde inzwischen liebgewonnen, er kannte sie fast besser als den VIII . Wiener Bezirk, in dem er aufgewachsen war. Der Kurort, das waren gestärkte und auf turboweiß gebleichte Spitzenvorhänge vor den quietschend blank geputzten Fenstern – wenn man sie nur ein Stückchen zurückzog, lauerte oft das nackte Grauen dahinter. Der Kurort, das war die unermüdliche Pflege uralter Bräuche, das waren Wadlstrumpfträger in bestens organisierten Volkstrachtenvereinen und preisgekrönten Vorgärten. Viel internationales Publikum, harmlos scheinende Treffpunkte, eine Polizei, die sich mit Handtaschendiebstählen und Bierzeltraufereien herumschlagen musste – und sich am liebsten ohnehin um die perfekte Parküberwachung kümmerte. Noch dazu waren die Flucht- und Versteckmöglichkeiten durch die unwegsame Alpenlage fast paradiesisch. Swoboda pfiff ein altes Wiener Heurigenlied, als er im Auto saß und Richtung Norditalien fuhr. ♫ Ein kleines Goulasch wird nicht größer … Der einzige Wermutstropfen war dieser Kommissar Jennerwein. Der war genauso unauffällig wie er selbst. Und das machte ihn so gefährlich.

15
    J ohannisbeergelee (1 Esslöffel)
    O chsenschwanzjus ( 500 Milliliter)
    D unkles Bier (1 Flasche)
    L avendelblüten (1 Teelöffel)
    E stragon (1 Zweig)
    R eherl (½ Pfund)
    Seltenes Beispiel für ein bayrisches Akrostichon: Eselsbrücke für die Zutaten der berühmten Werdenfelser Wildsoße
    »Sie schon wieder«,

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