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Niedertracht. Alpenkrimi

Niedertracht. Alpenkrimi

Titel: Niedertracht. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Herr Harrigl? Polizeiarbeit hautnah – wie wärs?«
     
    Harrigl ging nicht mit. Er hatte keine Lust auf Polizeiarbeit hautnah. Er verabschiedete sich mürrisch und ging in die nahegelegene Bäckerei Krusti. Er hatte zwar keinen Hunger, aber er kaufte trotzdem etwas, aus Zorn darüber, dass er dem Kommissar nichts entgegenzusetzen hatte.
    »Geben Sie mir das Weckerl, das da unten rechts liegt.«
    »Ein
Werdenfelser Weckerl

    »Ja, von mir aus.«
    Es gab auch Inlineskate-Stangerl und Passions-Laiberl, Alpspitzsemmeln und Wildwasser-Eckerl – die Bäckerei Krusti war bekannt für Themengebäck. Toni Harrigl, aktives Fördermitglied der Werdenfelser Mittelstandsvereinigung, auch Kassenwart des Vereins Pro-Olympia-2018, war heute auf Randale eingestellt.
    »Was ist jetzt das Werdenfelserische an diesem Weckerl?«
    Die Verkäuferin war auf Verkaufen eingestellt. Hinter Toni Harrigl bildete sich eine Schlange.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Das frage ich doch Sie. Warum heißt dieses Weckerl Werdenfelser Weckerl?«
    »Da müsste ich jetzt den Chef fragen. Er ist unten in der Backstube. Soll ich –«
    Einige der Müßiggänger an den Tischen schauten schon auf. Gab es am Ende eine Rauferei? Der Harrigl sah ganz danach aus.
    »Packen Sie mir das Weckerl ein, zum Mitnehmen.«
    Und jetzt machte die Verkäuferin einen Fehler.
    »Wollen Sie nicht zwei Weckerl, Herr Harrigl? Die sind dann billiger.«
    »Die sind überhaupt nicht billiger, die sind dann teurer!«, raunzte der Gemeinderat. Und, weil er schon mal in Rage war, setzte er hinzu: »Das ist Konsumterror reinsten Wassers.«
    »Das ist ein Angebot von uns, das ist doch nur gut gemeint.«
    »Gut gemeint! Das ist ja das Terroristische daran! Verdeckte Nötigung ist das! Wissen Sie, wann es billiger wäre? Wenn die zwei Weckerl insgesamt billiger wären als das eine Weckerl, das ich kaufen will, Himmelherrgottsakra!«
    Der Harrigl war heute nicht gut drauf. Er hatte sich festgegrantelt und konnte nicht mehr zurück. Die Schlange war auf acht Personen angewachsen. Die Belegschaft der gegenüberliegenden Drogerie hatte sich an ein freies Tischchen gesetzt.
    »Lass gut sein, Harrigl«, sagte ein Drogist im weißen Kittel. Seine Mahnung verhallte ungehört.
     
    An einem anderen Tisch saßen ein paar Handwerker bei der Brotzeit. Sie waren beim Tagesthema: dem Fund auf der Zugspitze.
    »Wenn er verdurstet ist, dann hat es ja nicht so lang gedauert«, sagte der Baader Helmut, ein freiberuflicher Installateur.
    »Verdursten ist deswegen nicht so schlimm wie verhungern. Weils schneller geht.«
    »Der ist doch nie und nimmer verdurstet da droben«, sagte der Schlossermeister Johannes Zitzel. »Nie und nimmer. Da regnet es doch dauernd, da brauchst du bloß das Maul aufsperren und dir das Wasser reinregnen lassen. Nein, verhungert ist er, der arme Teufel. Bis da alle Reserven aufgebraucht sind, dauert es schon ein paar Wochen.«
    »Mehrere Monate!«
    »Ich hab einmal gehört«, mischte sich eine Drogeriefachverkäuferin vom Nebentisch ein, »dass einer zwei Jahre ohne Essen ausgekommen ist.«
    »Jaja. Das Essen ist bloß eine dumme Angewohnheit.«
     
    »Aber man kann doch nicht zwei Weckerl insgesamt billiger machen als ein Weckerl«, sagte die Verkäuferin. »Das geht doch nicht. Das gibts doch auf der ganzen Welt nicht.«
    »Ja eben drum«, sagte der Harrigl. »Das wäre doch einmal ganz was Neues. Je mehr man kauft, desto billiger wird es. Aber so, wie Sie das machen, ist das ein Beschiss.«
    »Gut, dann gebe ich Ihnen halt nur ein Weckerl.«
    »Nein, geben Sie mir zwei Weckerl. Was kosten die?«
    »Eins zehn.«
    »Miteinander?«, fragte Harrigl und knallte die Münzen auf die Theke.
    Die Schlange war auf dreizehn Leute angewachsen.
    »Miteinander.«
    »Und wenn ich nur ein einzelnes Weckerl kaufe?«
    »Das kostet dann sechzig.«
    »Hier haben Sie ein Weckerl wieder zurück. Das mag ich nicht, ich habe keinen so großen Hunger.«
    »Aber vorher –«
    »Mir ist auf einmal der Appetit vergangen.«
    »Der ganze Appetit?«
    »Der halbe.«
    »Nun gut, dann halt bloß ein Weckerl.«
    »Und das Geld will ich auch wieder zurück.«
    »Natürlich. Hier sind fünfzig –«
    »Nein, nein, nein: sechzig! Weil Sie doch gesagt haben, dass
ein
Weckerl –«
    »Das geht aber nicht, Herr Harrigl. Auch wenn Sie was weiß ich sind: Das ist doch ein verbilligtes Weckerl, da kann ich Ihnen nicht so viel zurückgeben.«
    Sechzehn Leute in der Schlange.
    »Und woher weiß dieses Weckerl, dass

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