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Niedertracht. Alpenkrimi

Niedertracht. Alpenkrimi

Titel: Niedertracht. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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»Fordern Sie auch noch Polizeihubschrauber an. Verwandeln Sie den Kurort in ein summendes Bienennest. Das ist unsere Antwort auf seinen kläglichen Warnschuss. Es könnte gerade einer da draußen mit dem Tod ringen. Vielleicht finden wir auf diese Weise einen Überlebenden. Das wäre dann der Verdienst der beiden Bergspezialisten Stengele und Ostler.«
    »Danke, aber die eigentliche Idee kam von Ihnen«, sagte Ostler verlegen.
    »Ich könnte mich trotzdem ohrfeigen«, erwiderte der Kommissar. »Wir haben viel zu viel Zeit damit vertan, die Identität der toten Opfer zu ermitteln. Ich weiß, ich weiß, das ist die übliche Ermittlungsrichtung: Das Opfer führt zum Täter. Aber in diesem speziellen Fall hätten wir anders vorgehen müssen. Denn hier führen die Opfer nicht zum Täter, ganz im Gegenteil, sie lenken von ihm ab. Hölleisen, wie sieht es also mit der Secondhand-Szene hier im Ort aus? Sind Sie da schon weitergekommen?«
    »Ich bin zusammen mit Nicole heute früh, gleich zu den Ladenöffnungszeiten, in alle siebzehn Krimskramsshops und Antiquitätenläden gegangen, leider ohne Ergebnis. Die meisten der Gebrauchtwarenhändler haben uns natürlich erkannt und waren ziemlich beleidigt, dass wir sie ins Visier genommen haben. Eine Ladenbesitzerin hat uns eine tolle Szene vorgespielt. Sie hat sich theatralisch an die Brust gegriffen, wie wild herumgejapst und dann, mit ersterbender Stimme, die böse, unfähige Polizei verflucht.
Dass ich das noch erleben muss! Die Gendarmerie in meinem Laden!
«
    »Wenn sie nicht so übertrieben hätte«, sagte Nicole, »hätten wir es ihr sogar geglaubt.«
    »Die Theorie von Nicole hat sich aber im Großen und Ganzen bestätigt. In einem solchen Laden kann man die Kleidung der Opfer wirklich unauffällig verschwinden lassen.«
    »Die Warenfluktuation an Krempel und Plunder ist nämlich riesengroß. Eingekauft wird das Zeug von den Touristen, aber auch von den gastronomischen Betrieben, die ihre Läden bajuwarisch dekorieren wollen. Besonders groß ist der Run auf alles, was nach Bergsteigen aussieht.«
    »Klar. Wenn man in Bayern Urlaub macht, will man keinen getrockneten Seestern mit nach Hause bringen.«
    »Was da an Rucksäcken weggeht, an Bergseilen, Eispickeln, Karabinern und Ferngläsern – nur um den Partykeller damit zu schmücken, unglaublich!«
    »Und wo kommt es her, das Zeug?«
    »Aus unübersichtlich vielen Quellen. Von einheimischen Nachlässen, aufgelösten Secondhandshops, pleitegegangenen Touristenrestaurants. Alles ohne Lieferschein und Quittung.«
    »Kommissarin Schwattke hat sich eine Lederhose gekauft«, sagte Hölleisen grinsend.
    »Psst, mussten Sie das jetzt unbedingt verraten!«
     
    Die Inhaberin des kleinsten der siebzehn Secondhandläden hängte das handgeschriebene Schild
Komme gleich wieder
in die Glastür. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl und atmete ein paar Mal kräftig durch. Das war ja gerade noch einmal gutgegangen. Da hetzen die einem auch noch eine preußische Kommissarin auf den Hals! Eine, die hier vollkommen fremd ist und die sich hinten und vorne nicht auskennt. Ganz typisch. Am Ende sollte das vielleicht sogar eine Provokation sein. Aber sie hatte sich eben nicht provozieren lassen! Sie war ruhig geblieben. Und umgeschaut haben die sich im Laden, direkt unverschämt. Alles haben sie angetatscht und hochgehoben, vieles nicht wieder richtig hingestellt. Wenn da jetzt was runtergefallen wäre – wer das wohl gezahlt hätte? Die Polizei? Bestimmt nicht.
Ist das alles?
hatte der Franz Hölleisen gefragt, der ungehobelte Kerl, den sie sowieso nicht leiden konnte. Sein Vater war auch Polizist gewesen, den hatte sie gut gekannt. Das war auch so ein Klotz von Mannsbild. Alle in der Familie Hölleisen waren gleich.
Ist das alles?
hat er gefragt und hat sich im Laden umgeblickt. Dieselben Augen wie der Vater hatte er, der junge Hölleisen. Gottseidank wollten sie nicht in den Keller, die zwei neugierigen Gendarmen, sonst hätten sie natürlich das riesige Lager gesehen. Dann wären die noch länger dageblieben und hätten herumgeschnüffelt in Sachen, die sie nichts angingen. Und gottseidank waren sie nicht hinten hinaus in den Garten gegangen. Der riesige Findling war nicht zu übersehen, die vielen Bohrlöcher darin auch nicht.
Wer hat denn die Löcher gebohrt?
hätte die Preußin vielleicht gefragt. Aber andererseits: Was war schon dabei? Was beweist ein löchriger Stein? Die Inhaberin des kleinsten Secondhandladens im Ort tauschte das

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