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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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beabsichtigt?« sagte er. Aber kaum hatte er ausgeredet, als eine
     Krähe ihn anfauchte: »Schweig still, sage ich dir! Sonst hacke ich dir die Augen aus!«
    Die Krähe meinte offenbar, was sie sagte, und es blieb dem Jungen nichts anderes übrig, als zu gehorchen. So saß er denn da
     und starrte die Krähen an, und die Krähen starrten ihn an.
    Je länger er sie ansah, je weniger gefielen sie ihm. Es war schrecklich, wie staubig und übel zugerichtet ihre Federkleider
     waren, ganz als kennten sie weder Bäder noch Einreibungen. Die Zehen und Krallen waren schmutzig von steifgetrocknetem Ton
     und ihre Mundwinkel saßen voll von Speiseresten. Das ist wirklich eine andere Art von Vögeln als die wilden Gänse, dachte
     er. Er fand, daß sie einen grausamen, gierigen, spähenden und frechen Ausdruck hatten, ganz wie Schurken und Landstreicher.
    »Es ist scheinbar ein richtiges Räubergesindel, in das ich hineingeraten bin,« dachte er. Im selben Augenblickhörte er den Lockruf der wilden Gänse über sich: »Wo bist du? Hier bin ich. Wo bist du? Hier bin ich.«
    Er begriff, daß Akka und die anderen ausgeflogen waren, um nach ihm zu suchen, aber ehe er noch antworten konnte, fauchte
     die große Krähe, die so aussah, als sei sie der Anführer der Bande: »Denk an deine Augen!« Und es blieb ihm nichts anderes
     übrig, als zu schweigen.
    Die wilden Gänse wußten offenbar nicht, daß er ihnen so nahe war, sie waren wohl nur durch einen Zufall über den Wald hin
     geflogen. Er hörte ihren Ruf noch ein paarmal, dann erstarb er. »Ja, nun mußt du sehen, wie du auf eigene Hand fertig wirst,
     Niels Holgersen,« sagte er zu sich selbst. »Jetzt wird es sich zeigen, ob du in diesen Wochen in der Wildnis etwas gelernt
     hast.«
    Nach einer Weile machten die Krähen Miene aufzubrechen, und da sie scheinbar die Absicht hatten, ihn auch jetzt auf die Weise
     mit sich fortzuführen, daß ihn eine am Hemdbund, eine andere aber am Strumpf hielt, sagte der Junge: »Ist denn keine von euch
     Krähen so stark, daß sie mich auf ihrem Rücken tragen kann? Ihr habt mich schon so übel zugerichtet, daß mir zumute ist, als
     sei ich inwendig zerbrochen. Laßt mich doch reiten! Ich werde nicht von eurem Krähenrücken herunterstürzen, das will ich euch
     wohl versprechen!«
    »Du glaubst doch nicht etwa, daß wir uns daran kehren, wie du dich befindest?« sagte der Anführer,aber nun trat die größte der Krähen, eine zerzauste, schwerfällige, mit einer weißen Feder im Flügel, vor und sagte: »Uns
     allen ist doch am besten damit gedient, wenn wir einen ganzen Däumling mit nach Hause bringen statt eines halben; ich will
     gern versuchen, ihn auf dem Rücken zu tragen.« – »Ja, wenn du das kannst, Fumle-Drumle, so habe ich nichts dagegen,« sagte
     Wind-Eile. »Laß ihn aber nicht fallen.«
    Hiermit war schon viel gewonnen, und dem Jungen war wieder wohl zumute. »Es kann nicht nützen, daß ich mir die Laune verderben
     lasse, weil mich die Krähen gestohlen haben,« dachte er. »Mit den Tröpfen kann ich doch wohl fertig werden!«
    Die Krähen flogen über Smaaland dahin, in südwestlicher Richtung. Es war ein schöner Morgen, sonnenwarm und still, und die
     Vögel unten auf der Erde waren eifrig damit beschäftigt, ihre Freiermelodien zu singen. In einem dunklen, hochstämmigen Walde
     saß ein Drosselmännchen mit hängenden Flügeln und schwellender Kehle oben in einem Tannenwipfel und schlug einen hellen Triller:
     »Wie bist du schön! Wie bist du schön! Wie bist du schön!« sang es. »Keine ist so schön! Keine ist so schön! Keine ist so
     schön!« Und sobald der Vogel das Lied zu Ende gesungen hatte, begann er wieder von vorne.
    Der Junge aber flog gerade über den Wald hin, und als er die Melodie ein paarmal gehört hatte und merkte, daß die Drossel
     keine andere singen konnte, hielt er die Hände wie ein Horn vor den Mund und rief hinab: »Das haben wir schon oft gehört!
     Dashaben wir schon oft gehört!« – »Wer ist das? Wer ist das? Wer ist das? Wer macht sich lustig über mich?« fragte die Drossel
     und versuchte den zu entdecken, der da rief. – »Das ist der Krähenraub, der sich lustig über dein Lied macht,« erwiderte der
     Junge. Im selben Augenblick wandte der Krähenhäuptling den Kopf herum und sagte: »Gib acht auf deine Augen, Däumling!« Der
     Junge aber dachte: »Ach, daraus mache ich mir nichts. Ich will dir wohl zeigen, daß ich nicht bange vor dir bin!«
    Sie flogen tiefer und

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