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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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kein Fuchs da hinauf wagte, so wäre das auch ein gutes Nachtquartier,«
     sagte der zweite. – »Hätte sich nur das Eis auf einem der großen Seen, an denen wir vorübereisen, vom Lande losgelöst, so
     daß ein Fuchs nicht da hinauf könnte, so hätten wir gefunden, was wir suchen,« sagte der dritte.
    Das schlimmste war, daß, sobald die Sonne erst untergegangen war, zwei von den Wanderern so müde wurden, daß sie jeden Augenblick
     nahe daran waren, umzustürzen. Der dritte, der sich wohl noch halten konnte, wurde immer unruhiger, je näher die Nacht heranrückte.
     »Es ist doch ein Unglück,« dachte er, »daß wir in ein Land gekommen sind, wo die Seen und Sümpfe zugefroren sind, so daß der
     Fuchs überall hinkommen kann. An andern Stellen ist das Eis ja schon aufgetaut, aber jetzt find wir scheinbar oben in dem
     allerkältesten Smaaland, wohin der Frühling noch nicht gekommen ist. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll, um einen guten
     Schlafplatz zu entdecken. Wennich keine Stelle finde, die gut beschützt ist, so haben wir Reineke Fuchs morgen hier.«
    Er sah sich nach allen Seiten um, aber er sah keinen Ort, wo sie einkehren konnten. Und es war ein dunkler, naßkalter Abend
     mit Wind und Sprühregen. Mit jedem Augenblick, der verging, wurde es unheimlicher und scheußlicher um ihn her.
    Es mag wunderlich erscheinen, aber die Reisenden hatten gar keine Lust, auf einem Gehöft um Unterkunft zu bitten. Sie waren
     schon an vielen Dörfern vorübergekommen, ohne an eine einzige Tür anzuklopfen. Nicht einmal mit den kleinen Hütten am Waldesrande,
     die arme Wanderer so gern antreffen mögen, wollten sie etwas zu schaffen haben.
    Man könnte sich fast versucht fühlen, zu sagen, es schadete ihnen gar nicht, daß es ihnen so schlecht erging, wenn sie nicht
     um Hilfe bitten wollten, wo Hilfe zu erlangen war.
    Aber schließlich, als es so dunkel geworden war, daß der helle Streif am Horizont fast verschwand, und die beiden, die des
     Schlafes bedurften, sich wie im Halbschlaf bewegten, kamen sie an einen Bauernhof, der ganz allein, weit entfernt von allen
     Nachbarn lag. Und nicht genug damit, daß er so einsam lag, er sah auch so aus, als sei er ganz unbewohnt. Kein Rauch stieg
     aus dem Schornstein auf, kein Licht drang durch die Fenster hinaus, kein Mensch war auf dem Hofplatz zu sehen. Als derjenige
     von den dreien, der sich noch halten konnte, das Haus sah, dachte er: »Jetzt muß es gehen, wie es will, wir müssen versuchen,
     hier auf demGehöft unter Dach zu kommen. Etwas Besseres finden wir gewiß nicht.«
    Gleich darauf standen sie alle drei auf dem Hof. Die beiden fielen im selben Augenblick, als sie standen, in Schlaf, der dritte
     aber sah eifrig um sich, um zu entdecken, wo er unter Dach kommen konnte. Es war keineswegs ein kleines Gehöft. Außer Wohnhaus,
     Pferdestall und Kuhhaus waren da lange Seitenflügel mit Scheuern und Tennen und Vorratskammern und Geräteschuppen. Aber es
     sah alles schrecklich heruntergekommen und verfallen aus. Die Mauern waren grau und moosbewachsen und machten den Eindruck,
     als wenn sie einstürzen wollten. In dem Dach waren gaffende Löcher, und die Türen hingen schief auf zerbrochenen Hangen. Es
     war offenbar lange her, seit jemand dort auf dem Hofe dran gedacht hatte, auch nur einen Nagel in eine Wand zu schlagen.
    Indessen hatte der, der wach war, ausfindig gemacht, welches von den Häusern der Kuhstall war. Er rüttelte seine Reisekameraden
     auf und führte sie an die Stalltür. Die war glücklicherweise nur mit einer Krampe geschlossen, die er mit einem Stock leicht
     in die Höhe heben konnte. Er atmete schon erleichtert auf bei dem Gedanken, daß sie bald in Sicherheit sein würden. Aber als
     die Stalltür mit einem lauten Kreischen aufsprang, hörte er eine Kuh brüllen. »Kommt meine Herrin endlich?« sagte die Kuh.
     »Ich glaubte nicht, daß ihr noch die Absicht hättet, mir heute abend Futter zu geben!«
    Der Wache blieb erschreckt an der Tür stehen, als ermerkte, daß der Kuhstall nicht leer war. Aber er sah bald, daß da nur eine einzige Kuh war und drei, vier Hühner, und da
     faßte er wieder Mut. »Wir sind drei arme Reisende, die gern über Nacht eine Unterkunft finden wollen, wo uns kein Fuchs überfallen
     und keine Menschen uns fangen können,« sagte er. »Wir möchten gern wissen, ob sich dieser Ort für uns eignen könnte.«– »Ich
     kann es mir nicht anders denken,« antwortete die Kuh. »Die Wände sind ja freilich

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