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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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bohrte sich tief ins Stroh hinein, um wärmer zu liegen.
    Die Kuh hatte während der ganzen Zeit in ihrem Stand rumort. Jetzt begann sie plötzlich mit dem Jungen zu reden: »Ich meine,
     einer von denen, die hier hereinkamen, sagte, er sei ein Kobold. Verhält sich das so, dann muß er sich wohl darauf verstehen,
     eine Kuh zu besorgen.« – »Was fehlt dir denn?« fragte der Junge. – »Mir fehlt alles mögliche,« sagte die Kuh. »Ich bin weder
     gemolken noch ordentlich besorgt. Ich habe kein Nachtfutter in meine Krippe bekommen, und es ist nicht unter mir ausgemistet
     worden. In der Dämmerstunde kam die Hausfrau hier herein wie gewöhnlich, um alles bei mir in Ordnung zu bringen, aber sie
     war so krank, daß sie gleich wieder gehen mußte, und sie ist nicht wiedergekommen.« – »Es ist traurig, daß ich so klein bin
     und keine Kräfte habe,« sagte der Junge. »Ich glaube nicht, daß ich imstande bin, dir zu helfen.« – »Du brauchst mir nicht
     einzubilden, daß du keine Kräfte hast, weil du klein bist,« sagte die Kuh. »Alle Kobolde, von denen ich habe erzählen hören,
     sind so stark gewesen, daß sie ein ganzes Fuder Heu ziehen und eine Kuh mit einem Schlag ihrer geballten Faust töten konnten.«
     Der Jungekonnte es nicht lassen, darüber zu lachen. »Das waren wohl Kobolde anderer Art als ich,« sagte er. »Aber ich will deine Halskette
     losmachen und dir die Tür öffnen, dann kannst du hinausgehen und aus einer der Wasserpfützen draußen auf dem Hof trinken,
     und dann will ich versuchen, auf den Heuboden hinaufzuklettern und dir etwas Heu in die Krippe hinabzuwerfen.« – »Hm, das
     ist ja immer eine Hilfe,« meinte die Kuh.
    Der Junge tat, wie er gesagt hatte, und als die Kuh mit der vollen Krippe vor sich dastand, dachte er, daß er nun wohl endlich
     schlafen dürfe. Aber kaum war er wieder ins Bett gekrochen, als sie von neuem mit ihm zu reden begann:
    »Du wirst gewiß ganz ärgerlich auf mich, wenn ich dich nun noch um etwas bitte,« sagte die Kuh. – »Nein, wenn es nur etwas
     ist, was ich kann,« erwiderte der Junge. – »Dann möchte ich dich bitten, ob du nicht in das Haus hier gerade gegenüber hineingehen
     und dich danach umsehen wolltest, wie es meiner Herrin geht. Ich fürchte, daß ihr ein Unglück zugestoßen ist.« – »Nein, das
     kann ich nicht,« sagte der Junge. »Ich kann keinem Menschen vor Augen kommen.« – »Du wirst dich doch nicht vor einer alten
     kranken Frau fürchten?« sagte die Kuh. »Du brauchst auch gar nicht ins Haus hineinzugehen. Stelle dich nur draußen vor die
     Tür und guck durch den Türspalt!« – »Wenn du nichts weiter von mir verlangst, so muß ich es wohl tun,« sagte der Junge.
    Damit öffnete er die Stalltür und ging auf den Hofhinaus. Es war eine schreckliche Nacht, in die er hinauskam. Da waren weder Mond noch Sterne am Himmel. Der Sturm heulte
     und der Regen strömte hernieder, Das schlimmste aber war, daß da sieben große Eulen in einer Reihe auf dem Dachrücken des
     Wohnhauses saßen. Es war schrecklich, sie nur anzuhören, wie sie da so saßen und über das Wetter heulten, noch schlimmer aber
     war es, daran zu denken, daß, wenn nur eine einzige ihn erblickte, es mit ihm aus war.
    »Der Ärmste, der so klein ist!« dachte der Junge, als er auf den Hofplatz hinauslief. Und er hatte wohl Grund, das zu sagen.
     Zweimal würbe er umgeweht, ehe er nach dem Wohnhause hinüberkam, und einmal fegte ihn der Wind in eine Wasserpfütze hinein,
     die so tief war, daß er fast ertrunken wäre. Aber er kam doch hinüber.
    Er kletterte ein paar Stufen hinauf, kroch über eine Türschwelle und gelangte auf eine Diele. Die Stubentür war geschlossen,
     aber unten in der einen Ecke war ein großes Stück herausgenommen, damit die Katze aus und ein gehen konnte. Es war also leicht
     genug für den Jungen, nachzusehen, wie es da drinnen stand.
    Kaum hatte er einen Blick in die Stube geworfen, als er zusammenzuckte und den Kopf zurückzog. Auf dem Fußboden lag eine alte,
     grauhaarige Frau lang ausgestreckt. Sie rührte sich nicht und stöhnte auch nicht, und ihr Gesicht schimmerte wunderlich weiß.
     Es sah so aus, als wenn ein unsichtbarer Mond sein Licht darauf werfe.
    Der Junge mußte daran denken, daß, als sein Großvater gestorben war, dessen Gesicht auch so wunderlich weiß gewesen war.
     Und er begriff, daß die alte Frau, die da in der Stube auf dem Fußboden lag, tot war. Der Tod hatte sie offenbar überrascht,
     so daß sie

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