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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Menschenstimmen
     zu hören. Er erfuhr bald, daß es Värmländer waren, auf dem Wege nach Norrland, wo sie Arbeit suchen wollten. Es waren fröhlicheMenschen, und sie hatten viel zu erzählen, denn sie hatten in vielen verschiedenen Orten gearbeitet. Aber während sie nun
     dort saßen und plauderten, kam es, daß einer ganz zufällig sagte, er habe ja doch in allen Teilen von Schweden gearbeitet,
     nie aber habe er eine Gegend gesehen, die schöner sei wie die Nordmark da oben im westlichen Värmland, wo er zu Hause sei.
    »Darin stimme ich mit dir überein, wenn du nur statt Nordmark Frytsdal sagen willst, wo ich meine Heimat habe,« fiel ihm einer
     von den anderen in die Rede. – »Ich bin aus dem Jösser Bezirk,« sagte ein dritter, »und ich kann euch die Versicherung geben,
     daß es dort noch viel schöner ist als in der Nordmark und im Fryksdal.«
    Es stellte sich nun heraus, daß alle die sieben Männer aus verschiedenen Teilen von Värmland waren, und daß ein jeder seine
     Heimatsgegend für schöner und besser hielt als die der anderen. Sie gerieten in Streit darüber, und keiner von ihnen war imstande,
     die anderen zu überzeugen, daß er recht hatte. Es sah fast so aus, als sollten sie sich ernstlich entzweien. Da kam ein alter
     Mann mit langem, schwarzem Haar und kleinen, zwinkernden Augen vorüber, »Worüber zankt ihr euch denn hier, ihr Leute?« fragte
     er. »Ihr schreit ja so, daß man es durch den ganzen Wald hören kann.«
    Einer der Värmländer wandte sich rasch an den Alten. »Du bist wohl ein Finne, da du hier so hoch oben im Walde umherwanderst?«
     – »Freilich bin ich ein Finne,« antwortete der Gefragte. »Das trifft sich ja gut,« sagte der Mann, »Ich habe oft gehört, ihr
     Finnen hättet mehr Verstand als andere Menschen.« – »Ein guter Leumundist besser als Gold,« entgegnete der Finne, – »Wir sitzen hier und streiten uns darüber, welcher Teil von Värmland der beste
     ist. Könntest du es nicht vielleicht übernehmen, den Streit zu schlichten, damit wir uns um dieser Sache willen nicht entzweien?«
     – »Ich will entscheiden, so gut ich kann,« sagte der Finne, »aber ihr müßt Geduld mit mir haben, denn erst muß ich euch eine
     alte Geschichte erzählen.«
    »In alten Zeiten,« begann der Finne, indem er sich zu den Männern setzte, »sah all das Land, das nördlich vom Wenersee liegt,
     ganz schrecklich aus. Es war so voll von kahlen Hochebenen und steilen Bergen, daß es ganz unmöglich war, sich anzubauen und
     dort zu leben. Wege konnten nicht gebahnt werden und der Boden war nicht urbar zu machen. Aber das Land, das südlich vom Wenersee
     lag, war schon zu jenen Zeiten gut und fruchtbar, so wie es noch heutigen Tages ist.
    Nun wohnte damals unten im Süden ein Riese, der sieben Söhne hatte. Alle Söhne waren kecke und starke Männer, aber sie hatten
     einen stolzen Sinn und es herrschte oft Unfriede unter ihnen, weil ein jeder von ihnen mehr sein wollte als die anderen.
    Der Vater hatte das ewige Gezänke satt, und um der Sache ein Ende zu machen, rief er eines Tages die Söhne zu sich und fragte
     sie, ob sie gewillt seien, sich auf eine Probe einzulassen, damit er ergründen könne, wer von ihnen der Tüchtigste sei.
    Das wollten die Söhne gern. Sie verlangten nichts Besseres.
    ›Dann wollen wir es folgendermaßen machen,‹ sagteder Vater. ›Ihr wißt, daß nördlich von dem kleinen Teich, den wir Wenersee nennen, eine Weide liegt, die voll von Erdhügeln
     und kleinen Steinen ist, so daß wir keinen Nutzen davon haben. Morgen soll ein jeder von euch seinen Pflug nehmen und dahinaufgehen
     und soviel umpflügen, wie in einem Tage möglich ist. Gegen Abend will ich denn kommen und sehen, wer von euch das beste Stück
     Arbeit geschafft hat.‹
    Kaum war am nächsten Morgen die Sonne aufgegangen, als die sieben Brüder auch schon mit Pferden und Pflügen bereitstanden.
     Es war wohl der Mühe wert, sie zu sehen, als sie auf Arbeit fuhren. Die Pferde waren gestriegelt, so daß sie glänzten, die
     Pflugmesser waren frisch geschliffen und das Eisen blitzte. Sie fuhren fast im Galopp vondannen, bis sie an den Wenersee kamen.
     Da bogen zweie von ihnen ab, der älteste aber fuhr gerade aus. ›Sollte ich vor so einer kleinen Wasserlache bange sein?‹ sagte
     er von dem Wenersee.
    Als die anderen ihn gerade darauf losgehen sahen, wollten sie nicht hinter ihm zurückstehen. Sie setzten sich auf die Pflüge
     und trieben die Pferde ins Wasser hinein Es waren

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