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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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große Pferde, und es währte eine Weile, bis sie den Grund verloren hatten
     und schwimmen mußten. Die Pflüge trieben auf dem Wasser, aber es war nicht leicht, sich, darauf festzuhalten. Ein paar von
     den Söhnen ließen sich von den Pflügen schleppen, und ein paar mußten waten. Aber sie gelangten alle hinüber und machten sich
     sofort daran, die Weide umzupflügen, die nicht mehr und nicht weniger war als der Landstrich, den man später Värmland und
     Dalsland genannt hat. Der ältestevon den Söhnen sollte die mittlere Furche pflügen. Die beiden nächstältesten stellten sich zu beiden Seiten von ihm auf,
     die beiden, die dann im Alter folgten, nahmen an der anderen Seite von diesen Platz, und die beiden jüngsten pflügten jeder
     seine Furche, der eine an dem westlichen Ende der Weide, der andere an dem östlichen.
    Der älteste Bruder pflügte anfangs eine gerade und breite Furche, denn der Boden unten am Wenersee war ganz flach und leicht
     zu behandeln. Aber bald kam er an einen Stein, der so groß war, daß er nicht daran vorüber kommen konnte, sondern, den Pflug
     darüber hinwegheben mußte. Dann stieß er die Pflugschar mit aller Macht in die Erde und schnitt eine breite und tiefe Furche.
     Aber bald darauf kam er an so harten Boden, daß er abermals gezwungen war, den Pflug zu heben. Dasselbe wiederholte sich noch
     einmal, und er ärgerte sich darüber, daß er die Furche nicht die ganze Strecke gleich breit und tief pflügen konnte. Schließlich
     wurde der Boden so steinhart, daß er sich begnügen mußte, ihn nur ganz leicht mit der Pflugschar zu ritzen. Auf die Weise
     gelangte er aber schließlich bis an die nördliche Grenze der Weide, und dort setzte er sich hin und wartete auf den Vater.
    Der zweite von den Brüdern begann auch damit, eine breite und tiefe Furche zu Pflügen, und er hatte das Glück, eine gute und
     flache Strecke zwischen den Erdhügeln zu finden, so daß er sie ohne Unterbrechung bis zu Ende führen konnte, Hin und wieder
     fuhr er an einer Schlucht entlang, und je weiter er gen Norden kam, um so mehr Bogen mußte er machen, um so schmaler wurde
     die Furche. Aber er war so gut im Gange, daß er nicht an der Grenzeanhielt, sondern noch ein gutes Stück weiter pflügte, als er nötig hatte.
    Auch dem dritten Bruder, der links von dem ältesten stand, erging es anfangs ganz gut. Es gelang ihm, eine Furche zu ziehen,
     die breiter als die der anderen war, bald aber stieß er auf so schlechten Boden, daß er nach Westen zu abbiegen mußte. Sobald
     wie möglich pflügte er wieder in nördlicher Richtung und pflügte breit und tief, mußte aber innehalten, noch ehe er die Grenze
     erreicht hatte. Er wollte nicht gern mitten auf dem Felde halten, deswegen wendete er die Pferde und bog nach einer anderen
     Richtung ab. Aber schon im nächsten Augenblick war er so eingeschlossen, daß er aufhören mußte. ›Diese Furche wird wohl die
     schlechteste werden,‹ dachte er und setzte sich auf den Pflug, um den Vater zu erwarten.
    Es ist wohl nicht notwendig zu erzählen, wie es den anderen erging. Sie bewährten sich alle als Männer. Diejenigen, die in
     der Mitte pflügten, hatten harte Arbeit, aber diejenigen, die östlich und westlich von diesen gingen, hatten es noch schwerer,
     denn da war die Erde so voll von Steinen und Sümpfen, daß es unmöglich war, die Furchen gerade und gleichmäßig zu ziehen.
     Was nun die beiden Jüngsten betrifft, so konnten sie kaum etwas anderes tun, als ihren Pflug wieder und wieder zu wenden,
     aber trotzdem brachten sie ein gutes Stück Arbeit fertig.
    Als der Abend hereinbrach, saßen die sieben Brüder müde und niedergeschlagen, ein jeder am Ende seiner Furche, da und warteten.
    Da kam der Vater gegangen. Er kam zuerst zu dem, der am weitesten nach Westen zu gearbeitet hatte.
    ›Guten Abend!‹ sagte der Vater. ›Wie ist es mit der Arbeit gegangen?‹
    ›Nicht allzugut,‹ sagte der Sohn. ›Es war ein schwieriges Stück Land, das Ihr uns zu pflügen gegeben habt.‹ – ›Du kehrst dem
     Arbeitsfeld ja den Rücken,‹ sagte der Vater. ›Dreh dich einmal um, dann kannst du sehen, was du ausgerichtet hast! Es ist
     gar nicht so wenig, wie du glaubst.‹
    Und als der Sohn sich umwandte, sah er, daß sich dort, wo er mit seinem Pflug gegangen war, herrliche Täler mit Seen und schönen,
     bewaldeten Berghängen gebildet hatten. Er war ein gutes Stück durch Dalsland und die Nordmark in Värmland hindurchgekommen
     und hatte den

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