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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Los, verdammt noch mal!«
    Und Richard lief. Er lief, so schnell er konnte, so sehr er konnte, die geneigte Steinstraße unter der Welt entlang. Er verspürte einen plötzlichen bohrenden Schmerz in der Brust: Seitenstiche. Und er zwang sich weiter, und er lief immer noch.
    Er bog um eine Ecke, und er sah sie.
    »Hunter! Door!« keuchte er atemlos. »Halt! Vorsicht!«
    Door drehte sich um.
    Mr. Croup und Mr. Vandemar traten hinter einem Pfeiler hervor. Mr. Vandemar riß Door die Hände auf den Rücken und fesselte sie mit einem Nylonstreifen.
    Mr. Croup hatte etwas Langes und Dünnes in einer braunen Stoffhülle in der Hand. In solchen Hüllen hatte Richards Vater immer seine Angeln transportiert.
    Hunter stand mit offenem Mund da.
    »Hunter! Schnell!«
    Sie schoß herum und trat zu, mit einer weichen, fast tänzerischen Bewegung.
    Ihr Fuß traf Richard direkt in den Magen. Er fiel zu Boden, nach Luft ringend und verletzt.
    »Hunter?« keuchte er.
    »Ich fürchte, ja«, sagte Hunter.
    Mr. Croup und Mr. Vandemar beachteten Richard und Hunter gar nicht. Mr. Vandemar schnürte Doors Arme zusammen, während Mr. Croup dastand und zusah.
    »Betrachten Sie uns nicht als Mörder, Miss«, warf Mr. Croup im Plauderton hin. »Betrachten Sie uns als einen Escort Service.«
    »Bloß ohne Busen«, sagte Mr. Vandemar.
    Mr. Croup drehte sich zu Mr. Vandemar um. »Escort im Sinne von Begleitung, Mister Vandemar. Damit unsere feine Lady sicher dort ankommt, wo sie hinwill. Ich wollte Sie weder auf eine Stufe mit einer Schönen der Nacht noch mit einer gemeinen Straßendirne stellen.«
    Mr. Vandemar war hartnäckig. »Sie haben gesagt, wir seien ein Escort Service«, murmelte er. »Ich weiß, was das ist.«
    »Tun Sie so, als hätte ich nichts gesagt, Mister Vandemar. Ich habe mich versprochen. Von jetzt an sind wir Gesellschafter. Beschützer. Begleiter.«
    Mr. Vandemar kratzte sich mit einem Rabenschädelring die Nase. »Na gut«, sagte er.
    Mr. Croup wandte sich wieder zu Door um und lächelte, wobei er viele Zähne zeigte. »Da sehen Sie’s, Lady Door. Wir werden aufpassen, daß Sie Ihr Ziel sicher erreichen.«
    Door beachtete ihn nicht. »Hunter«, rief sie. »Was geht hier vor?«
    Mr. Croup strahlte stolz. »Bevor Hunter eingewilligt hat, für Sie zu arbeiten, hat sie eingewilligt, für unseren Auftraggeber zu arbeiten. Indem sie sich um Sie kümmert.«
    »Wir haben’s Ihnen ja gesagt«, frohlockte Mr. Vandemar. »Wir haben Ihnen gesagt, daß einer von Ihnen ein Verräter ist.« Er warf den Kopf in den Nacken und heulte wie ein Wolf.
    »Ich dachte, Sie meinten den Marquis«, sagte Door.
    Mr. Croup kratzte sich theatralisch am Kopf. »Apropos: Ich möchte wissen, wo der Marquis ist. Wir haben ihn so lange nicht gesehen, daß die Erinnerung an ihn bereits geradezu verblichen ist, nicht wahr, Mister Vandemar? «
    »Allerdings, Mister Croup. So verblichen wie er selbst.«
    »Dann werden wir ihn von jetzt an den verblichenen Marquis de Carabas nennen müssen. Ich fürchte, er ist ein ganz klein wenig – «
    »Mausetot«, beendete Mr. Vandemar den Satz.
    Richard, der sich japsend auf dem Boden gewunden hatte, schaffte es, seine Lungen mit genug Luft zu füllen, um zu keuchen: »Sie gemeine Verräterin!«
    Hunter warf einen Blick auf den Boden. »Nichts für ungut«, murmelte sie.
    »Der Schlüssel, den Sie von den Black Friars erhalten haben«, sagte Mr. Croup zu Door. »Wer hat den?«
    »Ich«, japste Richard. »Sie können mich durchsuchen, wenn Sie wollen.« Er fischte in seinen Taschen herum – wobei er etwas Hartes und Ungewohntes in seiner Gesäßtasche bemerkte, doch er hatte nicht die Zeit, das jetzt näher zu untersuchen – und zog den Haustürschlüssel zu seiner alten Wohnung hervor. Er rappelte sich auf und stolperte hinüber zu Mr. Croup und Mr. Vandemar. »Hier.«
    Mr. Croup streckte die Hand aus und nahm ihm den Messingschlüssel ab. »Potzblitz«, sagte er, ohne überhaupt richtig hinzusehen. »Fast wäre ich diesem äußerst raffinierten Trick aufgesessen, Mister Vandemar.« Er gab den Schlüssel Mr. Vandemar, der ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hochhielt und dann zerknüllte wie Alufolie. »Pech gehabt, Mister Croup«, sagte er.
    »Tun Sie ihm weh, Mister Vandemar«, sagte Mr. Croup.
    »Mit Vergnügen, Mister Croup«, sagte Mr. Vandemar, und er trat Richard gegen die Kniescheibe. Richard fiel zu Boden und umklammerte sein Knie, das höllisch weh tat.
    Wie aus weiter Ferne hörte er Mr. Vandemars Stimme. Er

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