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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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in der Kanalisation von New York.«
    Old Bailey nickte weise: »Was, diese großen weißen Dinger? Die gibt es wirklich da unten. Ein Freund von mir hat durch so eins seinen Kopf verloren.« Kurze Stille. Old Bailey gab dem Marquis die Statue zurück. Dann hob er die Hand und schnappte damit nach de Carabas, als wäre sie ein Krokodilmaul. »War aber nicht so schlimm«, knurrte Old Bailey. »Er hatte noch einen.«
    Der Marquis ließ die Statue des Ungeheuers in seinem Mantel verschwinden.
    »Warten Sie«, sagte Old Bailey.
    Er ging in sein braunes Zelt und kam mit dem silbernen Kästchen wieder heraus, das der Marquis ihm bei ihrem letzten Treffen gegeben hatte. Er streckte es dem Marquis entgegen. »Und was ist hiermit?« fragte er. »Wollen Sie es nicht wieder zurücknehmen? Mich gruselt’s, wenn ich es in meiner Nähe habe.«
    Der Marquis ging zum Rand des Daches und ließ sich die zweieinhalb Meter bis zum nächsten Gebäude fallen. »Ich nehme es zurück, wenn all dies vorüber ist«, rief er. »Hoffen wir, daß Sie es nicht benutzen müssen.«
    Old Bailey beugte sich vor. »Woher weiß ich denn, daß ich es muß?«
    »Das werden Sie schon merken«, rief der Marquis. »Und die Ratten werden Ihnen sagen, was Sie damit anfangen sollen.«
    Und damit schwang er sich über den Rand des Daches und glitt, sich an Abflußrohren und Simsen festhaltend, die Wand hinunter.
    »Hoffe nur, daß ich es niemals herausfinden muß«, sagte Old Bailey zu sich selbst. Dann kam ihm ein Gedanke.
    »Hey!« rief er in die Nacht und die City hinaus. »Denken Sie an die Schuhe und die Handschuhe!«
    Die Plakate warben für Horlicks, für Zugreisen ans Meer zum Preis von zwei Schilling, für Bücklinge und Stiefelwichse. Es waren rauchgeschwärzte Überreste der späten zwanziger oder frühen dreißiger Jahre.
    Es schien dort vollkommen verlassen zu sein: ein vergessener Ort. »Das ist die Haltestelle British Museum«, gab Richard zu. »Aber … aber es hat nie eine Haltestelle British Museum gegeben. Das ist doch alles nicht wahr.«
    »Sie wurde 1933 geschlossen und versiegelt«, sagte Door.
    »Wie bizarr«, sagte Richard. Es war, als mache er einen Spaziergang mitten durch die Geschichte. Er hörte Züge durch nahegelegene Tunnel hallen, spürte den Luftzug, wenn sie vorbeifuhren. »Gibt es viele solche Haltestellen ?«
    »Ungefähr fünfzig«, sagte Hunter. »Man kommt allerdings nicht in alle hinein. Nicht einmal wir.«
    Etwas bewegte sich im Schatten am Rande des Bahnsteigs.
    »Hallo«, sagte Door fröhlich. »Bin ich froh, daß du nicht auch tot bist.«
    Richard rückte näher. »Ähm, Door. Könntest du der Ratte etwas für mich sagen?«
    Die Ratte wandte ihm den Kopf zu. »Miss Whiskers sagt, wenn du ihr etwas sagen willst, kannst du es selbst tun«, sagte Door.
    »Miss Whiskers?«
    Door zuckte mit den Schultern. »Das ist eine wörtliche Übersetzung. Auf Rattisch klingt es besser.«
    Daran hatte Richard keine Zweifel. »Ähm. Hallo … Miss Whiskers … Hör mal, es gab da jemanden von euren Rattensprecherleuten, ein Mädchen namens Anaesthesia. Sie hat mich zum Markt gebracht. Wir sind über diese Brücke im Dunkeln gegangen, und sie hat es einfach nicht bis auf die andere Seite geschafft.«
    Die Ratte unterbrach ihn mit einem scharfen Quiek. Door begann stockend zu sprechen, wie eine Simultandolmetscherin. »Sie sagt … die Ratten geben dir nicht die Schuld für das Unglück. Die Nacht hat sich … hmm … deine Führerin als Tribut genommen.«
    »Aber – «
    Die Ratte quiekte wieder. »Manchmal kommen sie zurück... « sagte Door. »Und sie hat deine Besorgnis zur Kenntnis genommen … und dankt dir dafür.«
    Die Ratte nickte Richard zu, blinzelte mit ihren perlenschwarzen Augen, sprang dann auf den Boden und huschte zurück in die Finsternis.
    »Nette Ratte«, sagte Door. Ihre Laune hatte sich merklich verbessert, seit sie im Besitz der Schriftrolle war. »Dort oben«, fuhr sie fort und deutete auf einen Türbogen, der wie unüberwindlich durch eine Eisentür versperrt wurde.
    Sie gingen hinüber. Richard drückte gegen das Metall. Es war von der anderen Seite verriegelt.
    »Sieht aus, als wäre sie versiegelt«, sagte Richard. »Dafür brauchen wir Spezialwerkzeug.«
    Door lächelte plötzlich; ihr Gesicht sah wie erleuchtet aus. Einen Moment lang war ihr Koboldgesicht richtig schön. »Richard«, sagte sie. »Meine Familie. Wir sind Öffner. Das ist unsere besondere Begabung. Schau her …« Sie streckte eine

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