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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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einen Schwips«, sagte Door nüchtern.
    Dann schloß sie die Augen, sank zur Seite und begann feierlich zu schnarchen.
    Der Marquis de Carabas rannte die unterirdischen Wege entlang, als seien ihm alle Höllenhunde auf den Fersen. Er watete fünfzehn graue Zentimeter tief durch den Tyburn River, den Henkersfluß, der in der Finsternis unter der Park Lane durch ein Backsteinsiel zum Buckingham Palace geleitet wurde. Der Marquis rannte seit siebzehn Minuten.
    Zehn Meter unter Marble Arch hielt er inne. Das Siel teilte sich.
    Der Marquis de Carabas lief die linke Abzweigung hinunter. Einige Minuten später marschierte Mr. Vandemar das Siel entlang. Und als er die Kreuzung erreichte, hielt auch er einen Moment inne und sog witternd die Luft ein. Und dann ging auch er die linke Abzweigung hinunter.
    Hunter ließ Richard Mayhews besinnungslosen Leib mit einem Grunzen auf einen Strohhaufen fallen. Er rollte ins Stroh, sagte etwas, das sich anhörte wie »Frossel bwlibbig pschuller blp«, und schlief wieder ein.
    Door legte sie etwas sanfter neben ihm ins Stroh. Dann ließ sie sich neben Door nieder, in den dunklen Ställen unter der Erde, immer noch Wache haltend.
    Der Marquis de Carabas war erschöpft. Er lehnte an der Tunnelmauer und schaute die Stufen an, die vor ihm nach oben führten. Dann sah er auf die goldene Taschenuhr. Fünfunddreißig Minuten waren vergangen, seit er aus dem Krankenhauskeller geflüchtet war.
    »Schon eine Stunde rum?« fragte Mr. Vandemar.
    Er saß auf den Stufen vor dem Marquis und säuberte sich mit einem Messer die Nägel.
    »Noch lange nicht«, japste der Marquis.
    »Kam mir aber wie ’ne Stunde vor«, sagte Mr. Vandemar.
    Die Welt erschauerte, und Mr. Croup stand hinter dem Marquis de Carabas. Er hatte immer noch Pulver am Kinn.
    De Carabas starrte Croup an. Er drehte sich um, um Mr. Vandemar anzusehen. Und dann begann er auf einmal zu lachen.
    Mr. Croup lächelte. »Sie finden uns komisch, Messire Marquis, nicht wahr? Eine Quelle der Heiterkeit. Das stimmt doch, oder? Wir mit unseren schönen Anzügen und unserer prolixen Lokution – «
    Mr. Vandemar murmelte: »Was für’n Lokus?«
    » – und unseren dummen kleinen Eigenheiten. Und vielleicht sind wir sogar amüsant.« Mr. Croup hob einen Finger und drohte de Carabas damit. »Aber kommen Sie nur nicht auf die Idee«, fuhr er fort, »daß etwas, nur weil es amüsant ist, Messire Marquis, nicht auch gefährlich sein kann.«
    Und Mr. Vandemar warf sein Messer nach dem Marquis, schwungvoll und präzise. Es traf ihn mit dem Heft voran an der Schläfe. Seine Augen rollten nach oben, und seine Knie gaben nach.
    »Lokution«, sagte Mr. Croup. »Prolixe Lokution bedeutet geschraubte Ausdrucksweise. Weitschweifigkeit. Geschwafel. «
    Mr. Vandemar hob den Marquis de Carabas am Hosenbund hoch und zerrte ihn die Treppe hinauf, und der Kopf des Marquis rumpelte dabei die Stufen hoch.
    Mr. Vandemar nickte. »Ich hatte mich schon gewundert«, sagte er.
    Er wußte, daß es auf sie wartete. In jedem Tunnel, an jeder Ecke, an jeder Abzweigung spürte er es deutlicher. Er wußte, daß es da war. Das Gefühl, daß gleich etwas Entsetzliches geschehen würde, verstärkte sich mit jedem Schritt.
    Er hätte eigentlich erleichtert sein müssen, als er um die letzte Ecke bog und es dastehen sah, eingerahmt vom Tunnel, auf ihn wartend. Doch er hatte nur furchtbare Angst.
    In seinem Traum war es so groß wie die ganze Welt. Es gab nur noch das Ungeheuer mit seinen dampfenden Flanken. Zerbrochene Rundhölzer und Teile alter Waffen ragten stachelig aus seinem Fell. An seinen Hörnern und Stoßzähnen klebte getrocknetes Blut. Es war widerwärtig und riesengroß und böse.
    Und dann griff es an.
    Er hob die Hand (doch es war nicht seine Hand), und er warf den Speer nach der Kreatur.
    Er sah seine Augen, rot und boshaft und hämisch, als sie auf ihn zuschwebten, alles im Bruchteil einer Sekunde, der zu einer winzigen Ewigkeit wurde. Und dann war es über ihm …
    Das Wasser war kalt, und es traf Richard ins Gesicht wie eine Ohrfeige. Er riß die Augen auf und schnappte nach Luft.
    Hunter sah auf ihn herunter. Sie hatte einen großen Holzeimer in der Hand. Er war leer.
    Er hob eine Hand. Seine Haare waren klatschnaß. Er wischte sich das Wasser aus den Augen und schauderte.
    »Das hätten Sie nicht tun müssen«, sagte Richard. Er hatte einen Geschmack im Mund, als ob irgendwelche Kleintiere diesen als Toilette benutzt hatten, bevor sie zu etwas undefinierbar Grünem

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