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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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schon deinen Ururgroßvater, Bürschchen, also bild dir bloß nichts ein … Nun denn, wo ist der Markt?«
    Die Ratte sagte es ihm. Dann steckte er sie in seine Tasche und kletterte über den Rand des Gebäudes.
    Als er so auf dem Sims neben dem Abwasserkanal saß, auf seinem Plastikgartenstuhl, überkam Dunnikin eine Vorahnung von Reichtum und Wohlstand. Er spürte, wie sie von Westen nach Osten trieb, auf sie zu.
    Er klatschte laut in die Hände. Andere Männer kamen zu ihm gelaufen, und die Frauen und die Kinder, und im Laufen schnappten sie sich Haken und Netze. Sie reihten sich auf dem schmuddeligen Sims auf, in dem flackernden grünen Licht des Siels.
    Dunnikin zeigte auf etwas, und sie warteten, schweigend, wie die Sielmenschen eben warten.
    Die Leiche des Marquis des Carabas wurde mit dem Gesicht nach unten den Abwasserkanal entlanggetrieben. Die Strömung trug ihn so langsam und feierlich voran wie eine Beerdigungsbarkasse.
    Schweigend holten sie ihn mit ihren Haken und ihren Netzen heran, und schon bald hatten sie ihn auf den Sims gehievt. Sie zogen ihm den Mantel und die Stiefel aus und nahmen sich, was er in den Manteltaschen hatte. Den Rest der Kleidung ließen sie jedoch an der Leiche.
    Dunnikin strahlte angesichts einer solchen Beute. Er klatschte noch einmal, und die Sielmenschen begannen sich für den Markt bereitzumachen. Jetzt hatten sie wirklich etwas zu verkaufen.
    »Bist du sicher, daß der Marquis auf dem Markt ist?« fragte Richard Door, als der Weg langsam anzusteigen begann.
    »Er läßt uns nicht im Stich«, sagte sie so zuversichtlich sie konnte. »Ich bin sicher, er wird da sein.«

Kapitel Vierzehn
     
    Die HMS Belfast ist ein 11000-Tonnen-Kriegsschiff, 1939 in Dienst gestellt, das im Zweiten Weltkrieg als Schlachtschiff eingesetzt wurde. Seither liegt es am Südufer der Themse, im Postkartenland zwischen der Tower Bridge und der London Bridge, gegenüber dem Tower of London. Man kann von dort aus St. Paul’s Cathedral sehen und das Monument, das Christopher Wren zur Erinnerung an den Großen Brand errichtet hat. Es dient als schwimmendes Museum, als Denkmal, als Ausbildungsstätte.
    Vom Ufer führt eine Fußgängerbrücke aufs Schiff, und diese kamen sie in Zweier- und Dreiergruppen und zu Dutzenden herunter. Sie bauten ihre Stände so früh auf, wie sie konnten, all die verschiedenen Stämme Unter-Londons, vereint vom Marktfrieden und dem allen gemeinsamen Wunsch, ihre Buden so weit wie möglich von dem der Sielmenschen entfernt aufzustellen.
    Vor über hundert Jahren war der Beschluß gefaßt worden, daß die Sielmenschen nur auf jenen Märkten einen Stand aufbauen durften, die im Freien abgehalten wurden.
    Dunnikin und seine Leute warfen ihre Beute auf einen großen Haufen, auf eine Gummimatte unter einer großen Kanone. Niemand kam sofort zum Stand der Sielmenschen: Doch gegen Ende des Markts würden sie auftauchen, die Schnäppchenjäger, die Neugierigen und jene seltenen Individuen, die das Glück hatten, keinen Geruchssinn zu besitzen.
    Richard und Hunter und Door bahnten sich ihren Weg durch die Menschenmenge an Deck.
    Richard stellte fest, daß er gar nicht mehr das Bedürfnis hatte, hemmungslos zu gaffen. Die Menschen waren zwar nicht weniger seltsam als auf dem letzten Wandermarkt: aber er selbst war doch wohl schließlich mindestens ebenso seltsam, nicht wahr?
    Er schaute sich um und ließ im Gehen seinen Blick über die Gesichter in der Menge schweifen, auf der Suche nach dem ironischen Lächeln des Marquis.
    »Ich sehe ihn nicht«, sagte er.
    Sie näherten sich dem Stand eines Schmieds. Ein Mann, der, hätte man den zottigen braunen Bart übersehen, leicht als kleiner Berg durchgegangen wäre, warf einen rotgeschmolzenen Metallklumpen auf einen Amboß. Richard hatte noch nie einen richtigen Amboß gesehen. Er konnte die Hitze des geschmolzenen Metalls noch in mehreren Metern Entfernung spüren.
    »Such weiter. De Carabas wird schon auftauchen«, sagte Door und schaute sich um. »Wie ein falscher Fuffziger. « Sie überlegte einen Moment. »Was ist ein falscher Fuffziger?« Und dann, noch bevor Richard antworten konnte, quietschte sie: »Hammersmith!«
    Der bärtige Berg schaute hoch, hörte auf, auf das geschmolzene Metall einzuschlagen, und dröhnte: »Beim Tempel und beim Arch! Lady Door!« Dann hob er sie hoch, als wöge sie nicht mehr als eine Maus.
    »Hallo, Hammersmith«, sagte Door. »Ich hatte gehofft, daß du hier sein würdest.«
    »Ich verpasse nie einen Markt,

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