Niemalsland
Lady«, donnerte er vergnügt. Dann bekannte er: »Wissen Sie, dies ist der Ort, wo die Geschäfte laufen. Nun denn«, sagte er, da er sich wieder auf den kaltwerdenden Metallklumpen auf seinem Amboß besann, »warten Sie hier einen Moment.« Er setzt Door in Augenhöhe ab, oben auf seinem Stand, zwei Meter über dem Deck. Er schlug den Metallklumpen mit seinem Hammer und verbog ihn dabei mit einem Werkzeug, das Richard völlig zu Recht für eine Zange hielt. Unter den Hammerschlägen verwandelte sich der Klumpen von einem amorphen Etwas zu einer perfekten schwarzen Rose, ein Werk von erstaunlicher Zartheit, jedes Blütenblatt vollkommen und einzigartig.
Hammersmith tauchte die Rose in einen Eimer mit kaltem Wasser neben dem Amboß. Es zischte und dampfte. Dann zog er sie heraus und reichte sie einem fetten Mann in einem Kettenhemd, der geduldig danebenstand; der fette Mann drückte seine Zufriedenheit aus und gab Hammersmith als Gegenleistung eine grüne Marks-and-Spencer-Plastiktüte mit verschiedenen Käsesorten darin.
»Hammersmith?« sagte Door von ihrem Sitz herunter. »Das sind meine Freunde.«
Hammersmith umfaßte Richards Hand mit der seinen, die mehrere Nummern größer war. Sein Händedruck war freudig, aber sehr sanft, als seien ihm in der Vergangenheit beim Händeschütteln eine Reihe von Unfällen widerfahren, woraufhin er so lange geübt hatte, bis er es richtig hinbekam. »Angenehm«, donnerte er.
»Richard«, sagte Richard.
Hammersmith sah erfreut aus. »Richard! Schöner Name! Ich hatte mal ein Pferd namens Richard.« Er ließ Richards Hand los, wandte sich zu Hunter und sagte: »Und Sie sind … Hunter? Hunter! So wahr ich lebe, atme und Stuhlgang habe! Sie ist es!«
Hammersmith errötete wie ein Schuljunge. Er spuckte in seine Hand und versuchte unbeholfen, sich die Haare nach hinten zu kleistern. Dann streckte er die Hand aus, und ihm fiel ein, daß er gerade hineingespuckt hatte, und er wischte sie an seiner Lederschürze ab und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
»Hammersmith«, sagte Hunter mit einem perfekten karamelfarbenen Lächeln.
»Hammersmith?« fragte Door. »Würdest du mir bitte herunterhelfen?«
Er sah verlegen aus. »Verzeihung, Lady«, sagte er und hob sie herunter. Da wurde Richard klar, daß Hammersmith Door schon als kleines Kind gekannt haben mußte, und er ertappte sich dabei, daß er unerklärlicherweise eifersüchtig auf den riesigen Mann war.
»Also«, sagte Hammersmith gerade zu Door. »Was kann ich für Sie tun?«
»Einiges«, sagte sie. »Aber zuerst – « Sie drehte sich zu Richard um. »Richard? Ich hab’ eine Aufgabe für dich.«
Hunter zog eine Augenbraue hoch. »Für ihn?«
Door nickte. »Für euch beide. Könntet ihr uns etwas zu essen besorgen? Bitte?«
Richard verspürte ein seltsames Gefühl des Stolzes. Er hatte sich bei der Prüfung bewährt. Er war Einer von Ihnen. Er würde Losgehen, und er würde Etwas Zu Essen Holen. Er warf sich in die Brust.
»Ich bin Ihre Leibwächterin. Ich bleibe an Ihrer Seite«, sagte Hunter.
Door grinste. Ihre seltsam gefärbten Augen blitzten. »Auf dem Markt? Das ist nicht nötig, Hunter. Der Marktfrieden hält. Niemand wird mir hier etwas tun. Und Richard hat einen Aufpasser nötiger als ich.«
Richard fiel in sich zusammen, aber keiner sah es.
»Und was ist, wenn jemand den Waffenstillstand bricht?« fragte Hunter.
Hammersmith schauderte trotz der Hitze. »Den Marktfrieden brechen? Brrrr.«
»Das wird nicht geschehen. Geht schon. Ihr beide. Curry, bitte. Und bringt mir bitte ein paar Papadams mit. Scharf.« Hunter fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Dann drehte sie sich um und ging fort in die Menge, und Richard ging mit ihr.
»Was würde denn passieren, wenn jemand den Marktfrieden bräche?« fragte Richard, während sie sich durch die Menschenmassen schoben.
Sie dachte einen Augenblick lang darüber nach. »Das ist zum letzten Mal vor etwa dreihundert Jahren geschehen. Zwei Freunde gerieten auf dem Markt wegen einer Frau in Streit. Ein Messer wurde gezogen, und einer von ihnen starb. Der andere floh.«
»Was ist mit ihm passiert? Wurde er umgebracht?«
Hunter schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Er wünscht sich immer noch, er sei derjenige gewesen, der gestorben ist.«
»Er ist noch am Leben?«
Hunter schürzte die Lippen. »Sowas ähnliches«, sagte sie nach einer Weile.
»Puuhh!« Richard glaubte, er müsse sich übergeben. »Was ist denn das – dieser
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