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Niemand, Den Du Kennst

Titel: Niemand, Den Du Kennst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Richmond
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Girls’ Adventure Camp in Sonoma County verbrachte. Lila weinte, als wir durch das Tor fuhren. Als wir vor dem Klubhaus anhielten, klammerte sie sich an ihren Sicherheitsgurt und schwor, nicht aus dem Auto auszusteigen, bis sie wieder wohlbehalten in der Stadt wäre.
    Es war die große, schlaksige Sara Beth, die Betreuerin der Chipmunks-Hütte, die Lila schließlich aus dem Kombi lockte, indem sie eine alte Stute namens Spice neben Lilas Fenster führte. Sara Beth gab Lila einen Apfel, und Spice fraß ihn ihr direkt aus der Hand. Damit war der Fall erledigt. Als wir sie am Montagmorgen wieder abholten, konnte sie nur noch von Spice reden.
    Danach nahm Lila einmal die Woche Reitstunden im Golden Gate Park. Zu ihrem dreizehnten Geburtstag, als sich gezeigt hatte, dass die Pferdebegeisterung nicht nur eine vorübergehende Marotte war, gaben meine Eltern schließlich nach und kauften ihr ein Quarter Horse namens Dorothy. Dorothy war kastanienbraun mit weißen Flecken über den Hufen, die aussahen wie Socken, und einem weißen Streifen auf der Stirn. Meine Eltern mieteten einen Platz für sie in einem Stall in Montara an, etwa fünfunddreißig Autominuten die Küste hinunter. Montara war ein kleiner Ort, bestehend aus neueren Holzhäusern, die von einem langen goldenen Sandstrand aus den Hügel hinaufkletterten. Hinter den Häusern lagen viele Quadratkilometer unbebaute Fläche mit ein paar vereinzelten kleinen Bauernhöfen im Schatten von Mammutbäumen. Der Stall, in dem Dorothy untergebracht war, stand auf einer Lichtung etwa eineinhalb Kilometer vom Highway 1 entfernt; an klaren Tagen konnte ich, oben auf dem Gatter des Reitplatzes stehend, die Autos auf der gewundenen, holprigen Straße erkennen und jenseits davon die berühmten Wellen des Montara State Beach.
    »Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Lila einmal zu mir, nicht lange, nachdem sie Dorothy bekommen hatte. Wir saßen auf dem Zaun um den Reitplatz und warteten auf ihren Reitlehrer. Dorothy schnaubte und stampfte und trat große Staubwolken los, die mich zum Niesen brachten. »Ich habe
beschlossen, dass wir sie uns teilen können«, sagte Lila, die Beine vor und zurück schwingend, sodass ihre Stiefel einen Rhythmus gegen den Zaun klopften. »Nicht für immer. Nur bis Mom und Dad dir dein eigenes Pferd kaufen.«
    »Ich will aber gar kein eigenes Pferd«, sagte ich. Ich erzählte ihr nicht, dass ich das Gefühl von Staub unter meinen Fingernägeln hasste, und obwohl ich Dorothy aus der Distanz durchaus würdigen konnte, bekam ich beim Berühren ihres rauen Fells eine Gänsehaut. Lila sah mich an, als hätte sie gerade herausgefunden, dass ich adoptiert war.
    Ihre gesamte Schulzeit hindurch ritt sie weiter. Als der Stall in Montara während ihres zwölften Schuljahrs geschlossen wurde, brachte sie Dorothy nördlich von Petaluma unter, etwa eineinhalb Autostunden von der Stadt entfernt. Die neue Herberge war eine Weide, die an eine Apfelplantage angrenzte. Die Besitzer hielten außerdem ein halbes Dutzend Milchkühe, ein paar Strauße und ein Schwein. Es gab keinen Reitplatz, und das war Lila nur recht. Wenn sie reiten wollte, lud sie den Sattel auf einen Golfwagen und lief quer über die Felder. Sobald sie Dorothy in der Ferne ausmachte, pfiff sie und rief ihren Namen und sattelte sie dann an Ort und Stelle. Meist kam sie erst lange nach dem Abendessen nach Hause, gebräunt und erschöpft und nach Pferd riechend.
    Im Sommer vor ihrem letzten Jahr in Berkeley schockierte Lila meine Eltern eines Abends beim Essen mit der Ankündigung, dass sie das Reiten vollständig aufgäbe. »Ich muss ernst machen mit Mathe«, sagte sie.
    »Aber warum geht denn nicht beides?«, fragte meine Mutter. »Du liebst das Reiten doch so. Du solltest immer etwas in deinem Leben behalten, was du rein aus Vergnügen tust.« Meine Mutter wusste, wovon sie sprach. Obwohl ihre Kanzlei zu der Zeit schon den größten Teil ihrer Energie in Anspruch
nahm, fand sie immer noch Zeit für ein paar Stunden Gartenarbeit in der Woche.
    »Ich habe mich entschieden«, sagte Lila. »Ich muss mich auf eine Sache konzentrieren. Alle großen Mathematiker in der Geschichte haben Opfer gebracht.«
    Einige Tage später setzte sie eine Anzeige in den Chronicle und in den Sonoma Index-Tribune . Sie fuhr mehrmals in den folgenden Wochen nach Petaluma, um sich mit potenziellen Käufern zu treffen. Eines Nachmittags begleitete ich sie. Wir fuhren über die Golden Gate Bridge, vorbei an den Marin Headlands.

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