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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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starrte. Ihre Haut war jung und glatt und ihr Haar dunkelbraun. Ohne die Tätowierungen und die Piercings sah sie noch mehr wie Jackie White aus. »Kann ich das behalten?«
    »Klar. Es hat mir so leidgetan, als ich das von Vicky gehört habe. Aber ich habe immer befürchtet, dass es ein böses Ende mit ihr nehmen würde. Was ihr da passiert ist, bevor sie zu mir kam, hat sie für alle Zeit geschädigt.«
    »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Keine Ursache.«
    Er zögerte. »Warum genau mochten Sie Vickys Sozialarbeiterin nicht?«
    Janice schnaubte. »Sie hatte diese Vorstellung, dass das Gewesene nicht mehr wichtig war, sobald ein Kind in ihre Obhut kam. Sie gab sich viel Mühe, die Vergangenheit der Kinder auszulöschen. Sie veränderte ihre Namen, die Geburtsdaten, sogar die Einzelheiten über ihre Herkunft. Ich fand das nicht gut. Die Kinder müssen ihre Vergangenheit kennen. Ob gut oder schlecht, sie müssen sie kennen.«
    Jacob runzelte die Stirn. »Haben Sie darüber mal mit der Frau gesprochen?«
    »Wir hatten deswegen mal eine Auseinandersetzung. Sie sagte, sie wisse es am besten, und ich solle den Mund halten, sonst würde ich keine Pflegekinder mehr kriegen.«
    Brett war Kendall geschickt aus dem Weg gegangen und hatte sie so um die ersehnte Auseinandersetzung gebracht. Als sie ihn schließlich erwischte, war es ihr nicht gelungen, ihn umzustimmen. Er hatte sie an ihren Vertrag und ihre Pflichten erinnert und Andeutungen über gerichtliche Schritte gemacht. Es war ihr schließlich nichts anderes übrig geblieben, als die Veränderungen zu akzeptieren.
    Jetzt blieb noch eine Minute bis zur Sendung, und Kendall starrte auf ihren Text für die Sechsuhrnachrichten. Sie begannen mit dem dritten Mord. Die Stimmung im Studio war angespannt. Brett hatte drei Reporter in der Stadt postiert, die von dort live berichten würden. Kendall sollte die Reporter befragen.
    »Wo ist Brett?«, fragte Kendall. Sie hatte noch eine kurze Frage zum Ablauf des dritten Berichts.
    Die Regisseurin, eine große, blonde Frau mit breiten Schultern, zuckte die Achseln. »Er ist kurz weggegangen. Meinte, er wäre bald wieder hier.«
    Kendall starrte die Regisseurin an, als hätte die Frau den Verstand verloren. »Soll das ein Witz sein? Er hat das Studio verlassen?«
    Die Regisseurin sah genauso frustriert aus. »Als ich ihn gefragt habe, wo er hingeht, hat er mir fast den Kopf abgerissen.« Sie hielt zehn Finger hoch. »Noch dreißig Sekunden bis zur Sendung. Kann ich dir helfen?«
    »Nein, danke, ich krieg das schon hin.« Automatisch befeuchtete Kendall ihre Lippen und straffte die Schultern. »Hat er gesagt, wann er zurückkommt?«
    »Nein.«
    Innerlich kochte Kendall vor Wut. »Toll.«
    Die Regisseurin hob die Hand. »Zehn Sekunden!«, rief sie.
    Während die Regisseurin die Sekunden abzählte, dachte Kendall über Brett nach. Was zum Teufel hatte er jetzt vor?
    Das rote Lämpchen ging an, und Kendall blickte direkt in die Kamera. Sie schob ihre Emotionen beiseite. Mit ernster Stimme begann sie: »Guten Abend …«
    Es war dunkel, als Nicole ihr Atelier verließ. Sie hatte fast den ganzen Tag unter Hochdruck gearbeitet, um ihre Aufträge abzuschließen, denn sie wollte dem Rat der Ärztin folgen. Gerade hatte sie das letzte Porträt ausgedruckt und verpackt.
    Sie klappte ihr Handy auf, wählte Kendalls Privatnummer und wartete auf die Ansage des Anrufbeantworters. »Ich komme heute später. Mach dir keine Sorgen. Ich bringe nur noch ein paar Sachen zu Ende, dann trete ich kürzer und ruhe mich aus, versprochen.«
    Nicole legte auf, steckte das Handy in ihre Handtasche und ging durch die eisige Kälte zu ihrem Auto. Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, hörte sie Schritte hinter sich.
    Sie drehte sich um und sah Dana, die nur wenige Meter von ihr entfernt stehen geblieben war. »Dana, was wollen Sie?«
    Dana schmiegte sich in ihren Pelzmantel. »Ich will noch einmal mit Ihnen über das Kind sprechen.«
    Mit einem Schaudern begriff Nicole, dass diese Frau ihr Nein einfach nicht akzeptierte. »Wir haben das schon besprochen. Ich lasse nicht zu, dass Sie mein Kind adoptieren.«
    Trotz ihres routinierten Lächelns war Danas Frustration deutlich zu spüren. »Aber Sie wollen es doch gar nicht haben!«
    Nicole wich einen Schritt zurück. »Das weiß ich noch nicht! Und selbst wenn, Ihnen gebe ich es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich mag Sie nicht.« Sie hatte nicht so schroff klingen wollen. Aber nun war es heraus. Sie hatte keine Lust

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