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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Schwelle und zog sich dann zurück. Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür. Er wartete, bis er Wasser rauschen hörte, dann schlich er aus dem Arbeitszimmer und eilte die Treppe hinunter. Leise verließ er das Haus durch die Hintertür und legte den Schlüssel wieder hinter den Stein. Dann lief er durch den Garten und die Garage und gleich darauf über den Schotterweg, bis er wieder zu Hause und in Sicherheit war.
    Er machte die Tür zu, sein Herz hämmerte. Er spürte, dass er den ersehnten Antworten ganz nahe war. Carnie Winchester. Sie suchte nach Kendalls Familie. Es war Zeit, ihr einen Besuch abzustatten und herauszufinden, was sie wusste.
    Eine Stunde, nachdem Jacob und Zack mit Amanda Sorensons Eltern gesprochen hatten, trafen sie zusammen mit einem Team der Spurensicherung bei Amandas Wohnung ein. Sie hatten einen Durchsuchungsbefehl erwirkt, obwohl die Sorensons der Durchsuchung zugestimmt hatten.
    Die Einrichtung war sehr einfach. In Wohn- und Esszimmer gab es nicht viele Möbel, stattdessen zwei Staffeleien mit Leinwänden. Die Bilder zeigten genau das, was Amandas Mutter beschrieben hatte: kleine Mädchen beim Spielen. Auf einem Bild waren fünf Mädchen zu sehen, auf dem anderen drei. Die Motive beider Gemälde waren fröhlich, und doch schimmerte unter dem Licht in den Bildern etwas Dunkles hindurch.
    Sie vermittelten einen Eindruck von Traurigkeit und Isolation.
    Die Polizisten durchsuchten die Wohnung, fanden aber weiter nichts Besonderes. Während der nächsten sechs Stunden führten sie Gespräche mit den Nachbarn und versuchten, so viel wie möglich über Amanda Sorenson herauszufinden. Sie erfuhren wenig. Sie blieb für sich. Sehr künstlerisch. Hörte manchmal laute Musik. Nett. Keine besonderen Gäste. Kein Freund, soweit bekannt war.
    Jacob stand im Wohnzimmer und betrachtete das Gemälde mit den drei Mädchen. Amanda hatte die Gesichter verschwommen gemalt. Hatte sie es aus Effektgründen getan? Oder gab es einen anderen Grund, weshalb die Gesichter der Mädchen nur undeutlich zu sehen waren?
    Jacobs Blick wanderte zu dem zweiten Bild, das fünf gesichtslose kleine Mädchen zeigte. Die Mädchen saßen unter einem Baum, über ihnen schien hell die Sonne.
    Drei Tote. Hatte der Mörder noch zwei Opfer im Visier?
    »Was ist der Schlüssel zu diesem Fall?«, murmelte Jacob, während er auf das Bild starrte. Er drehte sich zu Zack um, der gerade einen Stapel Rechnungen durchsah. »Ich will wissen, wer vor ein paar Monaten ihre Bilder gekauft hat. Wenn es sein muss, stellen wir diese Wohnung auf den Kopf.«

19
    Montag, 21. Januar, 9:02 Uhr
    Dana Miller war sehr zufrieden mit sich. Soeben hatte sie einen Immobiliendeal im Wert von fünf Millionen Dollar abgeschlossen. Die Provision von sechs Prozent belief sich auf dreihunderttausend Dollar. »Nicht schlecht für einen Vormittag.«
    Sie drehte sich von ihrem Schreibtisch weg und sah aus dem großen Panoramafenster. Ihr Büro mit Blick auf den James River befand sich ganz oben in einem Wolkenkratzer im Zentrum von Richmond. Alle Mitarbeiter des Unternehmens beneideten sie. Sie wollten ihr Büro. Ihr Gehalt. Ihr Leben.
    Und doch fühlte sie sich gelangweilt. Leer. Traurig. Im Laufe des letzten Jahres waren große Geschäftsabschlüsse für sie mehr und mehr zu einer Spielerei geworden. Und inzwischen war es ihr sogar egal, wer gewann oder verlor.
    Sie wollte mehr als das, was sie besaß. Sie brauchte mehr.
    Dana drehte sich wieder zu ihrem Schreibtisch zurück und entnahm einer glänzenden Metallschublade eine Pistole. Es war eine Achtunddreißiger. Klein, kompakt, schnell verstaut. Sie ließ keine Patronen zurück und war äußerst tödlich, wenn es darauf ankam.
    Dana hatte in ihrem Leben nicht so viel erreicht, indem sie sich an die Regeln gehalten hatte, und diese neueste Aufgabe bildete keine Ausnahme.
    Bei Nicole hatte sie versucht, sich an die Regeln zu halten. Doch die hatte ihr Angebot für das Baby abgelehnt. Tatsächlich nahm sie nicht einmal mehr ab, wenn Dana anrief. Und langsam wurde die Zeit knapp.
    Dana öffnete das Magazin und inspizierte die sechs Kugeln. Sie hatte noch ein letztes Angebot für Nicole. Es war ein Angebot, das sie nicht würde ablehnen können.
    Nicoles Bauch wog schwer, als sie vom Gynäkologenstuhl rutschte. Der Papierkittel klaffte hinten auf, und sie fröstelte. Erst eine Viertelstunde zuvor war sie auf der Toilette gewesen, aber ihre Blase fühlte sich schon wieder voll an. »Hoffentlich kommt das Baby

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