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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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bald.«
    Still zog sie ihre Stretchhose und ihr weit fallendes Oberteil an. Sie schaute in den Spiegel, brachte ein paar verirrte Strähnen in Ordnung und befeuchtete sich die Lippen. Ihr rundes Gesicht wirkte aufgedunsen. Und irgendwann während der Schwangerschaft waren ihre Wangenknochen verschwunden.
    Als es leise an der Tür klopfte, drehte sie sich um. »Ich bin angezogen.«
    Ihre Ärztin trat ein. Dr. Young war Mitte vierzig, hatte aber einen athletischen Körper, den sie durch konsequentes Training in Form hielt. Sie hatte braunes Haar, das im Nacken zurückgebunden war, und trug kein Make-up. »Also, Ihnen und dem Kind geht es sehr, sehr gut. Aber Ihr Blutdruck ist ein bisschen hoch.«
    »Wahrscheinlich stehe ich ein wenig unter Stress.«
    Die Ärztin nickte. Sie hatten bereits über Nicoles Adoptionspläne gesprochen. »Reden Sie mit dem Baby? Streicheln Sie Ihren Bauch?«
    »Eher nicht, wieso?«
    »Es wäre gut für Sie beide. Es würde Sie beruhigen und das Kind entspannen. Auch wenn Sie sie von einer anderen Familie aufziehen lassen – wenn Sie ihr jetzt das Gefühl geben, geliebt zu werden, wird sie einen besseren Start haben.«
    »Wirklich?«
    Dr. Young schob die Hände in die Taschen ihres weißen Kittels. »Glauben Sie mir, die Schwangerschaft hat auf das Kind einen ebenso großen Einfluss wie auf die Mutter.«
    »Ich habe während dieser Schwangerschaft so sehr unter Stress gestanden. Wollen Sie mir jetzt sagen, dass ich das Kind verängstigt habe?«
    Die Ärztin lächelte. »Wohl kaum. Atmen Sie einfach öfter mal tief durch und entspannen Sie sich. Es wird Zeit, dass Sie bei der Arbeit kürzertreten und sich Ruhe gönnen.«
    Das klang nach wunderbarem Luxus. »Okay.«
    »Außerdem verkürzt sich Ihr Muttermund schon und bereitet sich auf die Geburt vor. Es wird jetzt nicht mehr lange dauern. Höchstens noch eine Woche.«
    Die Bemerkung löste bei Nicole neue Panik aus. »An manchen Tagen kann das Baby gar nicht früh genug kommen, und an anderen möchte ich, dass es nie geboren wird.« Nicole lächelte. »Das ist wohl normal.« Sie brauchte Bestätigung.
    »Völlig normal.« Dr. Young legte Nicole die Hand auf die Schulter. »Sie machen das prima.«
    Nicole hatte nicht das Gefühl. »Danke, Dr. Young.«
    Sie verabschiedete sich von der Ärztin, versprach, in einer Woche wiederzukommen, und schlüpfte in ihren Mantel. Die Kälte draußen fühlte sich wunderbar auf ihrer Haut an. Sie steckte die Hände in die Manteltaschen und ging quer über den Parkplatz zu ihrem Wagen.
    Das Auto, das in der Ecke parkte, nahm sie gar nicht wahr. Und ebenso wenig merkte sie, dass sie beobachtet wurde.
    Ruth. Judith. Und Rachel. Bald würde die Familie vollzählig sein. Allen wollte Eve jetzt zur Familie bringen. Seine Hände zitterten, wenn er sich vorstellte, die weiche Haut an ihrem Hals zu berühren und zu spüren, wie ihr Puls raste. Sein Körper vibrierte vor Erregung.
    Er atmete tief ein und wusste, dass er jetzt mehr denn je Geduld haben musste. Vor Eve musste er erst Sarah willkommen heißen.
    Als er mit Rachel allein gewesen war, hatte der Teufel ihn schrecklich in Versuchung geführt. Er hatte sie an Stellen berührt, wo er es nie hätte tun dürfen. Er hatte Dinge getan, von denen er wusste, dass sie falsch waren. Doch am Ende war es ihm gelungen, sich für Eve zu bewahren.
    Er stand im Schatten und beobachtete, wie Eve den Parkplatz überquerte. Sie ging schnell. Sein Körper kribbelte vor Vorfreude so heftig, dass er sich kaum zurückhalten konnte.
    Geduld .
    Immer wieder sagte er sich das Wort wie ein Mantra vor. Es fiel ihm so schwer, geduldig zu sein, wenn er so einsam war. Alles, was er sich wünschte, war, seine Familie um sich haben.
    »Bald, Eve, ganz bald.«
    Kendall hatte die Nacht zuvor ein paar Stunden schlafen können und fühlte sich nun ausgeruhter. Sie hatte den gestrigen Tag größtenteils damit verbracht, an der Story über die drei Morde zu arbeiten, und brannte darauf, ins Büro zu kommen, um sich die Aufnahme noch einmal anzusehen.
    Sie hatte sich eine Tasse Kaffee gemacht und wollte gerade unter die Dusche, als das Telefon klingelte. »Kendall Shaw.«
    »Kendall, hier ist Brett.«
    »Ich bin in einer Stunde beim Sender. Bis Mittag habe ich eine Aufnahme fertig, die du dir dann anschauen kannst.«
    »Nur keine Eile. Ich habe entschieden, dass wir die Story ab sofort anders angehen.«
    Sie umklammerte das Telefon. »Was meinst du damit?«
    »Ich brauche dich im Sender. Ich will

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