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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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nicht, Nicole. Noch nicht gleich.«
    Der Fremde entfernte sich vom Auto, und minutenlang geschah gar nichts. Sie schrie: »Hilfe!«
    Endlich klopfte jemand auf den Kofferraum. »Ich bin wieder da, und Dana wird Sie nicht mehr belästigen.«
    Sie wartete darauf, dass der Deckel aufsprang. Als das nicht geschah, bettelte sie: »Lassen Sie mich raus, bitte!«
    »Das kann ich nicht.« Der Mann ging nach vorn, stieg in den Wagen und ließ den Motor an. Er fuhr rückwärts und bog dann auf die Straße.
    Nicole rollte sich fest zusammen. Tränen stiegen ihr in die Augen. Lieber Gott, wer hatte sie da in seiner Gewalt?

20
    Dienstag, 22. Januar, 00:15 Uhr
    Es war nach Mitternacht, als Kendall nach Hause kam. Todmüde ging sie in die Küche und knipste das Licht an. Todd hatte die Schränke angebracht, alles angeschlossen und die neuen Geräte installiert. Der Raum sah großartig aus. Einen kurzen Moment lang war sie glücklich. Das Gefühl verflog jedoch schnell wieder, wie es das in letzter Zeit immer tat.
    Kendall ging zum Telefon im Flur und hörte die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ab. Zwei Nachrichten von Brett. Er schwadronierte über die Arbeit, als wäre nichts gewesen. Dann erklang die dritte Nachricht, sie war von Carnie. »Es hat keine Eile«, sagte sie ein wenig atemlos. »Ich habe Ihre Unterlagen erhalten und möchte ein paar Dinge mit Ihnen besprechen. Wie gesagt, es eilt nicht. Machen Sie einfach einen Termin. Bis bald. Ciao.«
    Mit klopfendem Herzen stand Kendall im halbdunklen Flur. Sie würde das wirklich tun. Sie würde auf die Suche nach ihrer Herkunftsfamilie gehen. So viele Jahre hatte sie die Fragen ausgeblendet, hatte Desinteresse geheuchelt, und jetzt würde sie sie suchen. Bei der Entscheidung fühlte sie sich beschwingt, gleichzeitig seltsam aufgewühlt, fast ängstlich. Wie ging noch gleich das Sprichwort? Sei vorsichtig mit deinen Wünschen .
    Die nächste Nachricht wurde abgespielt. »Kendall, hier ist Jenny, die frühere Nachbarin Ihrer Mutter. Ich habe etwas auf dem Dachboden gefunden. Ich glaube, es wird Sie interessieren.«
    Kendall sah auf die Uhr. Es war zu spät, um Jenny anzurufen oder zu ihr zu fahren. »Mist.« Sie würde bis zum Morgen warten müssen.
    Die letzte Nachricht war von Nicole. Sie würde später kommen. Sie klang müde, und ihr Versprechen, ab jetzt kürzerzutreten, klang ehrlich. Kendall nickte. »Gut.«
    Als es an der Haustür klingelte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie nahm an, dass es Nicole war, ging rasch zur Tür und spähte durch die Vorhänge.
    Brett lächelte sie an. »Ich muss mit dir reden«, sagte er.
    Sie ließ den Vorhang sinken, stöhnte und öffnete die Tür. Kalte Luft ließ sie frösteln. »Verschwinde.«
    »Wir müssen reden.« Ein schwacher Geruch nach Whisky wehte sie an.
    »Wohl kaum. Du hast mich heute reingelegt und hattest dann nicht den Mumm, mir im Büro gegenüberzutreten.«
    Sein Lächeln wurde ein wenig brüchig. »Schau, ich wollte nicht streiten. Ich wollte über uns reden. Darüber, wie wir wieder zusammenkommen können.«
    Die Müdigkeit hatte ihre Geduld ausgehöhlt. »Es gibt kein ›wir‹.« Sie trat zurück, um die Tür zuzuschlagen.
    Er stellte den Fuß in die Tür. »Ich gebe nicht auf.«
    »Ich rufe die Polizei«, warnte Kendall ihn. Ihre Stimme klang fest, aber sie fürchtete sich vor Brett. Sie hatte ihn so noch nie gesehen, und ihr wurde klar, dass er nicht ganz bei sich war.
    Langsam drückte er die Tür weiter auf.
    Kendall drückte dagegen. »Lass mich in Ruhe, Brett.«
    »Du verstehst es nicht.«
    »Gibt es ein Problem?« In der Dunkelheit hinter Brett erklang Jacob Warwicks feste Stimme und ließ den schmächtigeren Mann zusammenfahren. Jacobs Miene sah grimmig aus, und seine geballte Faust ließ erkennen, dass er bereit war, sich zu schlagen, falls es nötig wurde.
    »Was zum Teufel tun Sie hier?«, blaffte Brett. Sein vorwurfsvoller Blick wanderte von Jacob zu Kendall. Er ließ die Tür los und sagte zu Jacob: »Kendall und ich haben persönliche Dinge zu besprechen.«
    Jacob sah Kendall forschend an. »Stimmt das?«
    »Ich habe ihn gebeten zu verschwinden«, antwortete Kendall. Jacobs Erscheinen war ihr sehr willkommen.
    Jacob musterte Brett kühl. »Sie haben Kendall gehört. Verschwinden Sie.«
    »Das geht Sie nichts an.« Brett klang kläglich.
    »Doch.« Jacob schien äußerlich ruhig, aber er strahlte eine Entschlossenheit aus, die keinen Widerspruch duldete.
    Brett wich zurück. »Das wird Sie

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