Niemand hört dich schreien (German Edition)
Auge. Deshalb schrieb sie an ihre Kunden auch oft persönliche Briefe auf Büttenpapier.
Adrianna behielt den Briefumschlag in der Hand und warf die restliche Post auf ihren Schreibtisch. »Kein Absender. Von wem der wohl sein mag?«
Margaret lächelte und wurde von einem Stoffpaket abgelenkt, das gestern angekommen war. »Sicher von einem deiner vielen Verehrer.«
Adrianna lachte. »Nicht sehr wahrscheinlich. Nach Craig habe ich den Männern abgeschworen.« Sie schob einen manikürten Finger unter die dünne Lasche und riss den Umschlag auf. Neugierig zog sie einen gelben Notizzettel heraus und überflog die schwerfällige Handschrift. Sarah, wenn ich dich finde, werden wir eine Familie sein.
Sarah. Sie kannte keine Sarah. Der Schreiber musste sich in der Adresse geirrt haben. Sie sah sich noch einmal den Umschlag an und stellte fest, dass ihr Name über der Anschrift stand. »Wer zum Teufel ist Sarah?«
»Hmmm?« Margaret drehte sich um. »Was hast du gesagt, Liebes?«
»Wer ist Sarah? Der Brief ist für eine Sarah, und da steht: ›Sarah, wenn ich dich finde, werden wir eine Familie sein.‹ Seltsam.«
Margaret nahm ihrer Tochter den Zettel aus der Hand und las ihn. Auf ihrer Stirn bildete sich eine senkrechte Falte, und unter ihrem sorgfältig aufgetragenen Make-up erbleichte sie. »Ich weiß nicht, was es bedeutet. Wahrscheinlich ist es nur Unsinn. Wirf den Brief weg.«
Adrianna betrachtete ihre Mutter voller Neugier. »Ist alles in Ordnung? Du siehst plötzlich ganz blass aus.«
»Mir geht’s gut«, sagte Margaret. Sie lächelte, wie um die Aussage zu unterstreichen. »Ich mag nur keine Briefe von irgendwelchen Spinnern.« Sie knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in einen Papierkorb neben der Ladenkasse.
»Weißt du, wer Sarah sein könnte?«
»Ich habe keine Ahnung. Jemand spielt dir einen dummen Streich, und das gefällt mir nicht.«
Adrianna zuckte die Schultern. »Ehrlich gesagt, habe ich Besseres zu tun, als mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Komm, ich zeig dir Bilder von all den Schnäppchen, die ich gemacht habe.«
Margaret nickte mit angestrengtem Lächeln. »Ich kann es kaum erwarten.«
Jacob hielt einen Becher Kaffee in der Hand, als er C. C.s Büro betrat. »Du hast mir eine Nachricht hinterlassen. Hast du etwas gefunden?«
Sie schaute von einer Akte auf, die auf ihrem Schreibtisch lag. »Ich habe gerade die Liste der Familien bekommen, denen das Grundstück in der Nähe der Stelle gehört hat, an der das erste Opfer gefunden wurde.«
»Irgendwas Ungewöhnliches?«
»Ja, doch.«
Bevor sie das weiter ausführen konnte, vibrierte das Handy an Jacobs Hüfte. Auf dem Display sah er, dass es Dr. Butler war. »Das ist der Pathologe. Eine Sekunde.«
C. C. nickte, ihre Augen funkelten vor Neugier. »Was er wohl will?«
Jacob klappte das Handy auf. »Dr. Butler.«
»Detective.« Im Hintergrund raschelte Papier. »Ich habe bei den ersten zwei Opfern DNA -Tests durchgeführt, wie Sie gebeten hatten. Und ich habe vorläufige Ergebnisse. Für die Dritte brauche ich noch mindestens eine Woche, und auch das schaffe ich nur, weil ich unter Hochdruck arbeite.«
»Wie ist das Ergebnis?
»Die ersten beiden Opfer haben so viele genetische Marker gemeinsam, dass sie sehr wahrscheinlich verwandt sind.«
Jacobs Muskeln spannten sich an. »In welcher Weise verwandt?«
»Höchstwahrscheinlich Geschwister. Schwestern.«
Jacob biss die Zähne zusammen. »Okay. Danke, Doc. Beeilen Sie sich mit der DNA des dritten Opfers. Ich will wissen, ob sie mit den anderen beiden verwandt ist.«
»Wird gemacht.«
»Danke, Doc.«
Jacob legte auf und gab C. C. eine kurze Zusammenfassung. »Das dritte Opfer sieht nicht so aus wie die anderen beiden. Es ist nur meine Vermutung, dass sie trotzdem Schwestern sind.«
C. C. zog eine kastanienbraune Braue hoch. Sie griff hinter sich und nahm ein Foto in die Hand, das letzten Herbst bei der Hochzeit einer ihrer Schwestern entstanden war. Drei hochgewachsene Blondinen standen darauf Arm in Arm mit C. C. und lächelten in die Kamera. C. C. sah sicher gut aus und hatte eine nette Figur, aber ihre Schwestern waren, nun ja, Göttinnen. »Wie du siehst, sehen sich Schwestern manchmal nicht besonders ähnlich.«
Er starrte auf das Bild. »Offensichtlich.«
»Ich bin ein genetischer Ausreißer. Vielleicht war es bei Nummer drei auch so.«
»Wir werden es bald wissen. Was wolltest du sagen?«
»Ach ja, richtig. Ich habe wegen des Grundstücks recherchiert und eine
Weitere Kostenlose Bücher