Niemand hört dich schreien (German Edition)
Hand entgegen. »Mein Name ist Adam Alderson.« Sein Atem gefror in der kalten Luft zu kleinen Wölkchen. »Ich bin der Inhaber der Baufirma.«
Das hatte Jacob schon vermutet. Der Chef des Vermessungstrupps hatte ihn sicher angerufen, um sich wegen der Verzögerung zu beschweren. »Was kann ich für Sie tun?«
Aldersons Lächeln wirkte ungeduldig. »Ich habe gesehen, wie der Leichenwagen weggefahren ist. Das heißt, die Leiche ist nicht mehr hier.«
»Stimmt.«
»Prima. Wann räumen Sie dann mein Gelände? Im Moment bezahle ich meine Leute fürs Rumstehen und Kaffeetrinken.«
»Ich wollte gerade noch mal mit ihnen reden und sie dann nach Hause schicken. Die Spurensicherung wird den Tatort heute nicht mehr freigeben, Ihre Leute können hier also jetzt nicht arbeiten.«
Alderson drehte an seinem Ring. »Aber die Leiche ist doch weg.«
»Es könnte noch Beweismaterial hier sein, also muss die Gegend abgesperrt bleiben, bis wir alles gründlich untersucht haben.« Jacob ließ seine Stimme gänzlich emotionslos klingen.
Alderson war die Frustration deutlich anzusehen. Er mochte es nicht, wenn man ihm Vorschriften machte. »Dann also morgen?«
»Kann ich nicht sagen. Ich habe die Beamten angewiesen, das Gebiet gründlich zu durchkämmen. Außerdem könnte die Autopsie etwas zutage fördern, weswegen wir noch mal herkommen müssten. Es kann sich um Tage oder um Wochen handeln – je nachdem, was wir finden.«
Alderson schüttelte den Kopf. »Wochen! Das kann ich nicht hinnehmen, Detective. Die Vermessungsarbeiten müssen bis Ende Januar beendet sein, damit die Bauplanung abgeschlossen werden kann. Wenn die Häuser im nächsten Frühjahr bezogen werden sollen, muss ich diesen Sommer mit dem Aushub anfangen.«
Jacob zuckte mit keiner Wimper. »Wir sind fertig, wenn wir fertig sind. Im Moment kann ich Ihnen kein verbindliches Datum nennen.«
Alderson verzog das Gesicht. »Haben Sie eine Vorstellung, welche Einnahmen dieser Bau dem County bringen wird?«
Geld – das war es, worum sich immer alles drehte. »Eine Menge, schätze ich.«
»›Eine Menge‹ drückt es nicht einmal annähernd angemessen aus. Ich versichere Ihnen, mein Bauprojekt ist viel mehr wert als die Aufklärung des Mordes an irgendeiner Frau.«
Die beiläufige Art, mit der er den Mord abtat, ging Jacob auf die Nerven. Wenn es nach ihm ginge, würden Aldersons Leute bis zum Frühling keinen Fuß mehr auf das Gelände setzen.
Alderson schaute auf seine Uhr und sah doch tatsächlich gelangweilt aus. »Ich brauche einen festen Termin, Detective.«
Eine Frau war gestorben. Man hatte sie gefangen gehalten, womöglich gefoltert, und dieser Typ wirkte gelangweilt.
Jacob hätte den Kerl am liebsten vom Grundstück geworfen. »Wo waren Sie letzte Nacht?«
Die Frage traf Alderson unvorbereitet. »Ich? Warum zum Teufel sollte das eine Rolle spielen?«
Jacob wappnete sich innerlich. Niemand schrieb ihm an seinem Tatort vor, wie er vorzugehen hatte. »Es ist eine ganz einfache Frage.«
Alderson verdrehte die Augen. »Also bitte , kommen Sie.«
Wenn es nötig war, würde Jacob den ganzen Tag hier stehen bleiben. »Sie wurde auf Ihrem Grundstück gefunden.«
»Ich habe nichts mit dem Tod der Frau zu tun.«
Jacob war gut fünfzehn Zentimeter größer als der Mann, und er war sich nicht zu schade dafür, ihn mit seiner Größe einzuschüchtern. »Dann beantworten Sie doch die Frage.«
Aldersons Mund wurde schmal. »Gestern Abend habe ich mit meinem Anwalt zu Abend gegessen.« Er schaute sehr selbstgefällig drein. »Wir sind gemeinsam die Verträge für ein anderes Grundstück durchgegangen, das ich vielleicht kaufen werde.« Alderson griff in seine Manteltasche und zog eine Visitenkarte hervor. »Hier sind sein Name und seine Telefonnummer. Rufen Sie ihn nur an.«
Jacob betrachtete den Namen, der ihm jedoch nichts sagte. »Das werde ich tun. Haben Ihre Leute in den letzten zwei Tagen von irgendwelchen Fremden auf dem Grundstück berichtet?«
Alderson schnaubte. »Sie haben doch mit ihnen gesprochen. Was haben sie Ihnen gesagt?«
»Sagen Sie mir einfach, was sie Ihnen gesagt haben.« Polizisten wurden ständig angelogen. Vielleicht hatten Aldersons Leute ihrem Chef ja etwas anderes erzählt.
»Seit Tagen ist niemand mehr auf der Baustelle gewesen. Wegen des Schneesturms ist sie seit Freitag geschlossen. Heute war der erste Arbeitstag. Weswegen wir uns auch keine weiteren Verzögerungen mehr leisten können.«
»Auf dem Weg hierher bin ich durch ein
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