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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Millionen von Fingerabdrücken gespeichert waren. »Wenn man von der Unbekannten jemals Fingerabdrücke genommen hat, sind sie im System.«
    »Du bist klasse, Tess.«
    »Ich weiß.« Er hörte an ihrer Stimme, dass sie lächelte. »Ich ruf dich an, wenn es was Neues gibt.«
    »Tu mir einen Gefallen: Kein Wort an die Presse.«
    »Hätte ich sowieso nicht gemacht.«
    »Prima.«
    Sie legte auf.
    Abwesend steckte Jacob das Handy wieder in die Gürteltasche. Alle Räder waren in Bewegung. Es brauchte nur Zeit und ein bisschen Glück, dann würden sie die Identität der Toten haben.
    Seine Gedanken schweiften zurück zum Flussufer, wo die Leiche gefunden worden war. Es hatte keinerlei Fußspuren gegeben, die zu der Toten führten. Der Schneefall hatte am Sonntag eingesetzt, und der Vermessungstrupp war seit letztem Freitag nicht mehr auf dem Gelände gewesen. Gut möglich, dass die Leiche zweiundsiebzig Stunden dort draußen gelegen hatte.
    Jacob machte sich eine Notiz, dass die Bootsanlegestellen in einem Radius von dreißig Kilometern abgesucht werden sollten.
    Zack erschien mit zwei großen Bechern Kaffee in der Tür und stellte einen davon auf Jacobs Schreibtisch. Dann setzte er sich auf den Stuhl gegenüber. »Hast du was von Tess gehört?«
    Jacobs Stuhl knarrte wieder, als er sich vorbeugte und den Becher in die Hand nahm. Die Wärme tat seinen lädierten, von der Kälte immer noch schmerzenden Fingern gut. »Danke.« Er lieferte Zack eine kurze Zusammenfassung. »Wenn unsere Tote in der Datenbank ist, müssten wir es bis zum Abend wissen. Wenn nicht, könnte es ein bisschen dauern, bevor wir erfahren, wer sie ist.« Er nahm den Becher in die linke Hand.
    Zack trank einen Schluck Kaffee. »Ich habe gehört, du hast den Boxkampf gewonnen.«
    »Stimmt.«
    Zack schüttelte den Kopf, seine Miene war ernst. »Warum musst du dich nur immer noch prügeln?«
    Jacob lächelte. »Seit wann bist du denn der Seelenklempner hier?«
    »Ich frag ja nur.«
    »Du musst gerade reden. Du fährst dein verdammtes Motorrad doch wie ein Verrückter.«
    Zack grinste schief. »Eins zu null für dich.«
    Jacob hatte dem Boxen so viel zu verdanken. Das Studio war fast so etwas wie sein Zuhause. Und den Sport aufzugeben, hätte bedeutet, auf das Beste in seinem Leben zu verzichten.
    »So wie du rangehst, sind deine Hände bald Hackfleisch.«
    Zacks Bemerkung berührte bei Jacob einen wunden Punkt. Sein Ziehvater hatte dasselbe zu ihm gesagt – bei einem ihrer letzten Zusammentreffen vor seinem Tod. Jacob gab sich alle Mühe, den Alten zu hassen, seit die Wahrheit über ihn ans Licht gekommen war, aber es wollte ihm nicht recht gelingen. Er war so wütend gewesen. Hatte sich so verraten gefühlt. Ein paarmal hatte er am Grab des Alten gestanden und ihn beschimpft. Doch zu seiner eigenen Beschämung schaffte er es nicht, die Liebe auszulöschen, die er dem Alten gegenüber empfand.
    Sein Ziehvater hatte ihn vor einem ungewissen Schicksal bewahrt und verdiente seine Loyalität. Doch Jacob sprach niemals über ihn, nicht einmal mit Zack. Das Reden überließ er der Akte mit dem Haftbefehl.
    Das Telefon auf Jacobs Schreibtisch klingelte. Er drückte den Knopf für Leitung eins und hob in der Hoffnung ab, es möge Tess sein, die das Opfer identifiziert hatte. »Warwick.«
    »Hallo, Detective. Sie sind schwer zu erreichen.«
    Die sanfte Frauenstimme gehörte Dr. Erica Christopher, der Polizeipsychologin. Mist. Sie machte die obligatorischen Gesundheitschecks für die Dienststelle, und seit letztem Sommer war er mehr als einmal zu ihr gerufen worden. Er hatte mitgespielt und war brav zu den Sitzungen gegangen, aber im letzten Monat hatte er die Sache schleifen lassen. Dr. Christopher kam etwas zu dicht an Dinge heran, über die er nicht reden wollte, also hatte er seinen letzten Termin abgesagt. Er hatte versprochen, einen neuen zu vereinbaren, was er nicht getan hatte. Seither war sie ihm auf den Fersen, aber bislang hatte er es ganz gut geschafft, ihr aus dem Weg zu gehen. Und so wollte er es weiterhin halten. Er hatte es satt, in seinen Gedanken herumzuwühlen.
    Jacob senkte den Blick. »Ich bin auf dem Sprung. Können wir das verschieben?«
    Zack zog eine Augenbraue hoch. Der Klang von Jacobs Stimme hatte sich verändert. Zack trank seinen Kaffee und hörte ungeniert zu.
    »Nein.« Bis jetzt war sie immer recht umgänglich gewesen, doch in diesem Moment klang ihre Stimme hart und unnachgiebig. »Wir zwei müssen einen neuen Termin

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