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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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sie feierte.
    Ob es die Tequilas bei Brian gewesen waren? Vielleicht war das Koks, das Ronnie T. ihr gegeben hatte, mit irgendwelchem Mist verschnitten gewesen.
    Zorn wallte in Vicky auf. Dieser verdammte Drogendealer zog alle Register, um ein paar Dollars aus einem rauszuquetschen. Sie fiel nicht auf sein cooles Gegrinse herein. Ihr war klar, dass er noch nicht mal davor zurückschrecken würde, seine eigene Mutter zu verkaufen.
    Wenn sie mit dem Scheiß nicht aufhörte, würden die Drogen sie umbringen. Sie fasste den Entschluss, das Zeug nie wieder anzurühren. Von jetzt an würde sie immer clean und nüchtern sein.
    Ihre Augen waren immer noch geschlossen, als sie versuchte, die Hände zu bewegen. Schnell merkte sie, dass sie die Arme nicht heben konnte. In ihren Zorn mischte sich Angst. Verdammter Ronnie T.! Was hatte er ihr gegeben, dass sie so neben der Spur war? Mühevoll öffnete sie die Augen.
    Langsam wurde ihre Sicht klarer, und nun hatte sie wirklich das Gefühl, auf einem Trip zu sein. Rosa. Alles in dem schwach erleuchteten Raum war rosa. Es war, als säße sie in einem Bausch Zuckerwatte fest.
    Mist. Hier stimmte was nicht.
    Blinzelnd konzentrierte sie sich auf die einzige Lichtquelle: eine kleine Nachttischlampe mit einer schwachen Glühbirne. Ihr Blick glitt nach rechts zu einem Himmelbett mit einer rosafarbenen Chiffondecke. Stofftiere – Kaninchen, Hunde, Enten – bevölkerten das Bett.
    Ein schwacher Geruch nach Urin stach ihr in die Nase. Sie merkte, dass sie in die Hose gemacht hatte. Scham überkam sie.
    Sie streckte den Rücken und sagte: »Wo zum Teufel bin ich?«
    Erneut versuchte sie, die Arme zu heben, doch es gelang ihr nicht. Inzwischen hatte sie ihre Sinne so weit beisammen, um zu erkennen, dass ihre Hände am Stuhl festgebunden waren.
    Panik durchfuhr sie. Scheiße, steckte etwa Ronnie T. dahinter?
    In ihrem Kopf hämmerte es. »Wenn das ein Witz sein soll, finde ich ihn nicht lustig.«
    Ihre Blicke huschten durchs Zimmer, während sie an den Fesseln zerrte. Nackte Angst schärfte ihre Sinne.
    Sie befand sich im Kinderzimmer eines kleinen Mädchens, und sie war gefesselt. Diese Art Streich sah Ronnie T. nicht ähnlich. Der Drogendealer würde sich niemals so viel Mühe machen, wenn er sauer auf sie wäre.
    Scheiße, vielleicht hatte sie sich mit einem perversen Freier eingelassen. Sie hatte es schon ein paarmal für Geld gemacht, doch es war immer normal gewesen – nichts Abartiges. Die perversen Sachen wurden allerdings echt gut bezahlt. Und sie war knapp bei Kasse gewesen. Was hatte sie sich hier eingebrockt?
    Durch ein vereistes Fenster sah sie hinter kahlen Bäumen eine orangerote Sonne. Sonnenaufgang. Auf den Zweigen der Bäume lag kein Schnee. Er war geschmolzen. Wie viele Tage waren vergangen?
    Verzweiflung stieg in ihr auf, und sie versuchte sich zu erinnern, wo sie zuletzt gewesen war. Sie hatte blaugemacht, weil Brian sie auf ein paar Cocktails eingeladen hatte. Und dann war ihnen der Tequila ausgegangen, also war sie zum Spirituosenladen gegangen, um neuen zu besorgen.
    Und dann hatte der Typ in der Gasse sie angequatscht. Er war ihr nachgegangen, wie irgend so ein Verrückter. Und als sie ihm eine Abfuhr erteilt hatte, hatte er verletzt ausgesehen, und dann wütend. Und dann hatte er sie geschlagen.
    »Hey!« Ihre Stimme klang rau und schwach. Sie räusperte sich. »Wer auch immer Sie sind, es tut mir leid, dass ich so sauer war. Ich heiße Vicky. Vicky Draper. Können wir reden?«
    Ein Lied erklang, es drang aus irgendeinem Lautsprecher ins Zimmer. Der Song war alt. Popscheiße aus den Achtzigern. Duran Duran oder so was Ähnliches.
    Sie drehte den Kopf zu der verschlossenen Tür. Ihr Herz pochte laut. Sie musste hier raus. Sie riss an den Seilen. »Ich weiß nicht, wer du bist, aber ich versuche keine Tricks mehr.«
    Auf dem Flur ertönten Schritte. Vicky setzte sich aufrecht hin und ballte die Hände zu Fäusten. Sie hatte sich schon einige Male durch Quatschen aus üblen Situationen befreit. Hatte Ronnie T. ihr nicht letztes Jahr die Hand abhacken wollen, weil sie ihn bestohlen hatte? Sie hatte geschworen, ihn nie wieder zu bescheißen, und um noch eins draufzusetzen, hatte sie ihm angeboten, unentgeltlich für ihn zu arbeiten. Er hatte eingelenkt und ihr noch eine Chance gegeben.
    Schweiß rann ihr den Rücken hinunter. Ruhig bleiben. Du schaffst das .
    Der Türknauf drehte sich, und die Tür ging auf. Ein Mann kam herein. Er trug Jeans, ein dunkles Hemd und

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